„Der Fluch der drei Hexen“ – Shea Ernshaw

“ … Die meisten Jungs aus dem Ort werden allen Mädchen bis zur Sommersonnenwende aus dem Weg gehen, wenn sie tatsächlich an die Legende glauben. Es ist besser, das Risiko so klein wie möglich zu halten. Aber Bo wird die Sache nicht ernst nehmen, wie fast alle von außerhalb. Er ist in Gefahr, nur weil er hier ist. …“ (Seite 108)

Während Touristen in die Stadt strömen, fasziniert von der Legende um den Fluch der drei Schwestern, werden entlang der Küste Leichen gefunden.

Vor 200 Jahren wurden in einer kleinen Küstenstadt die drei Schwestern Marguerite, Aurora und Hazel als Hexen verurteilt. Man band ihnen Steine an die Füße und warf sie ins Meer.
Seither erheben sich ihre Geister jeden Sommer aus ihrem wässrigen Grab, um sich an den Bewohnern der Stadt zu rächen. Sie fahren in die Körper junger Frauen und locken Männer in den Tod.
Die 17-jährige Penny kümmert sich um den alten Leuchtturm. Wie viele Einheimische hat sie sich mit dem Schicksal der Stadt abgefunden. Sie weiß, dass das Meer auch dieses Jahr wieder drei Leichen ans Ufer spülen wird. Aber nur Penny sieht, was andere nicht sehen …

In dem kleinen Küstenstädtchen Sparrow gab es 1822 drei Schwestern, die besonders auf die jungen Männer dort sehr anziehend wirkten und immer bekamen, was sie wollten. Und so waren sie schon bald als Hexen verschrien und wurden im Meer ertränkt. Nun, 200 Jahre später, sorgt diese Geschichte für regen Touristenzulauf und jedes Jahr um dieselbe Zeit für tote Männer, die das Meer anspült.

Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber Klappentexte wecken bei mir immer ganz bestimmte Erwartungen. Hier bin ich also davon ausgegangen, dass ich an der Rache dreier Hexengeschwister teilhaben werde, die sich für ihren Tod rächen wollen. Das trifft den Nagel aber nicht so ganz auf den Kopf, denn „Der Fluch der drei Hexen“ ist etwas anders als erwartet. Aber muss anders immer schlecht sein?
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die 17-jährige Penny, die sich auf der kleinen Insel, auf der sie mit ihrer Mutter lebt, um den Leuchtturm kümmert. Immer zum Ende des Schuljahres startet die „Swan-Saison“, die  Zeit, in der der Geist der ertränkten Hexen unerkannt in drei Mädchen fährt, die dann junge Männer ins Meer und damit in den sicheren Tod locken. Obwohl alle wissen, dass ein paar von ihnen den Sommer nicht überleben werden, gibt es zu Beginn der Ferien immer eine große Party am Strand, bei der der Alkohol in Strömen fließt. Dort trifft Penny auf Bo, einen fremden Jungen, den es in die Stadt verschlagen hat. Was folgt, ist nicht schwer zu erraten. Während der erste Tote aus dem Meer gefischt wird, entwickelt sich zwischen Penny und Bo eine zarte Romanze, während beide versuchen, herauszufinden, in wen die Geister toten Hexen gefahren sind, um weitere Todesfälle zu verhindern.
Das klingt jetzt soweit ganz schön kitschig und normalerweise für meinen Geschmack nicht ganz passend, allerdings muss ich gestehen, dass mich Pennys Geschichte in ihren Bann gezogen hat, auch wenn ich recht früh ahnte, worauf am Ende alles hinausläuft. Ich habe die junge Frau ins Herz geschlossen, die noch immer mit dem spurlosen Verschwinden ihres Vaters kämpft, sich um ihre seitdem verhaltensauffällige Mutter kümmert und sich mit der Abgeschiedenheit der kleinen Insel vor der Küste, auf der sie lebt, längst abgefunden hat. Sie lässt nur wenige an sich heran, fühlt sich im Trubel eher unwohl und ist anders als ihre Mitschüler. Als Bo auftaucht, reißt er sie aus ihrer selbsterwählten Einsamkeit und bringt sie dazu, ein bisschen mehr am Leben draußen teilzunehmen. Wer jetzt denkt, dass Buch ist eine Liebesgeschichte, liegt damit aber auch nicht wirklich richtig, denn natürlich gibt es hin und wieder Rückblenden in das Leben der Schwestern Marguerite, Aurora und Hazel, für mich definitiv der spannenste Teil der Geschichte. Doch Shea Ernshaw beschäftigt sich nicht nur mit dem Teenagerleben und der „Hexenjagd“, sie wirft auch einen durchaus kritischen Blick auf die sensationslüsternen Touristen, die jedes Jahr zur „Todeszeit“ wie die Heuschrecken in das Küstenstädtchen einfallen.
Wer mit einer dunkle Geschichte über Hexenflüche und Rache rechnet, den wird dieses Buch wahrscheinlich eher enttäuschen, denn es bewegt sich in eine recht unerwartete Richtung, auch  wenn es zwischendurch auch mal düster wird und eine melancholische Grundstimmung sich nicht leugnen lässt. Die Autorin hat hier tolle Figuren erschaffen, in eine tragische Geschichte geworfen und die aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Mich hat sie damit überrascht und auch wenn ich nicht bekommen habe, was ich erwartet habe, bin ich damit keinesfalls unzufrieden. Na ja, außer mit dem Ende vielleicht.^^

„Der Fluch der drei Hexen“ ist definitiv mehr Liebesgeschichte als Hexen-Story, wendet sich eher an eine jüngere Leserschaft und ist eigentlich von Anfang an vorhersehbar, aber trotzdem, oder vielleicht auch genau deswegen, verdammt mitreißend. Der Schreibstil passt zum Geschehen, die Charaktere wissen zu überzeugen, das ist mir 4 von 5 Miezekatzen wert.

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