“ … Die Welt ist voller Klapperschlangen. Manchmal tritt man auf sie, und doch beißen sie nicht zu. Und manchmal steigt man über sie hinweg, und sie beißen trotzdem zu. …“ (Seite 512)
Nach einer außerweltlichen Begegnung in den Wäldern von Maine machen zwei Freunde urplötzlich große Karriere; ihr Geheimnis nehmen sie mit in den Tod. Danny träumt von einer Leiche, die er dann tatsächlich findet; in den Augen der Polizei kann nur er der Mörder sein. Vic macht Ferien in Florida, wo er eine verschrobene alte Frau kennenlernt; eine Bekanntschaft, die in einem Horrorstrudel endet. Das sind nur drei von zwölf neuen Storys, die Stephen King in Ihr wollt es dunkler versammelt – viele Genres umspannende Geschichten über das gegenwärtige Amerika, über finstere Mächte und existenzielle Fragen. Seine Erzählsammlungen – zuletzt Zwischen Nacht und Dunkel, Basar der bösen Träume und Blutige Nachrichten – stehen regelmäßig weltweit auf den Bestsellerlisten.
Stephen King ist längst nicht mehr nur der Meister des Horrors, inzwischen hat er auch andere Genres für sich entdeckt und tobt sich dort sehr erfolgreich aus. Das stellt er auch in „Ihr wollt es dunkler“ erneut unter Beweis, wo er in 12 Kurzgeschichten unter anderem zeigt, wie ein Hund das Leben bereichert und Zeitunglesen auf einer Parkbank nicht ganz ungefährlich ist.
Als bekennender King-Fan habe ich „Ihr wollt es dunkler“ sofort nach Erscheinen gekauft und auch gelesen, bin aber bis jetzt irgendwie nicht dazu gekommen, eine Rezension zu schreiben und nach fast 3 Monaten wird es nun langsam Zeit. Ohne mein Notizbuch wäre ich inzwischen echt aufgeschmissen, denn leider neige ich dazu, dass sich eher unwichtige Dinge förmlich in meinem Hirn festsaugen, während ich den Rest früher oder später einfach vergesse. Deswegen an dieser Stelle mal ein Hoch aufg Zettel und Stift, ohne die beiden wäre ich sowas von aufgeschmissen …
Aber zurück zum Meister. „Ihr wollt es dunkler“ war einige Abende lang meine Bettlektüre, eine Geschichte vorm Einschlafen hat hier aber natürlich nicht funktioniert, zum Einen, weil die Storys unterschiedlich lang sind, von 11 bis über 200 Seiten ist hier alles vertreten, zum Anderen, weil ich bei einigen unbedingt wissen wollte, wie sie ausgehen, kurze Nächte waren also vorprogrammiert.^^
Mit „Zwei begnadete Burschen“ und „Der fünfte Schritt“ legt die Anthologie einen tollen Start hin, gerade bei letzterer weiß der Autor mit dem Ende zu überraschen, etwas, was ihm in meinen Augen eher selten gelingt, hier aber passt wie die Faust aufs Auge und mindestens genauso hart trifft. Nicht alle Kurzgeschichten haben bei mir voll gepunktet, „Klapperschlangen“ war eine davon, (liefert aber eines der besten Zitate des Buches) was aber, glaube ich, dem Umstand geschuldet ist, dass ich „Cujo“ nie gelesen habe. Ich bin kein Freund von Tierhorror, ein knuffiges Fellknäuel als garstige Bestie ist so gar nicht meins und wahrscheinlich fehlte mir deshalb die Verbindung zum vorbelasteten Protagonisten Vic. Anders als bei den anderen Kurzgeschichtensammlungen gab es für mich hier aber keinen Totalausfall, keinen Beitrag, mit dem ich absolut nichts anfangen konnte. Das Beste hat man sich allerdings für den Schluss aufgehaben, nämlich „Der Antwortmann“, für mich mit Abstand die beste Story, die zum Nachdenken anregt und zumindest mir im Gedächtnis bleibt. Aber auch „Laurie“, die fast schon zuckersüße Erzählung über einen alten Mann und seinen Hund geht zu Herzen. Ob nun Tiere, Außerirdische oder Lovecraft, Mystery, Thriller oder Horror, Stephen Kings Werke decken ein breites Spektrum ab und das beweist er in „Ihr wollt es dunkler“ erneut. Auch wenn er nicht so ausschmückend wie in seinen Romanen vorgehen kann, sind die Beschreibungen immer noch bildhaft, immer wieder fühle ich mich, als wäre ich vor Ort, würde den Figuren über die Schulter schauen und genau dafür werde ich Stephen King wohl immer lieben.
Ich liebe King, allerdings eher seine Romane als seine Kurzgeschichten. Trotzdem hat mich „Ihr wollt es dunkler“ sehr gut unterhalten, auch wenn natürlich nicht alle Geschichten nach meinem Geschmack waren, so ist das nun mal mit Anthologien. Aber „Der Antwortmann“ war wirklich großartig und so vergebe ich guten Gewissens 4 von 5 Miezekatzen.