“ … Wenn sie einen Freund hätte, würde sie vielleicht ein wenig lockerlassen, aber das ist nicht zu erwarten. Die Rolle, die Hodges für sie spielt, kommt dem immerhin relativ nahe.
Gut, dass ich dich mag, Holly, denkt er, sonst müsste ich dich umbringen. …“ (Seite 216)
John Rothstein hat in den Sechzigern drei berühmte Romane veröffentlicht, seither aber nichts mehr. Morris Bellamy, ein psychopathischer Verehrer, ermordet den Autor aus Wut über dessen »Verrat«. Seine Beute besteht aus einer großen Menge Geld und einer wahren Fundgrube an Notizbüchern, die auch unveröffentlichte Romane enthalten. Bellamy vergräbt vorerst alles – und wandert dummerweise für ein völlig anderes Verbrechen in den Knast. Jahre später stößt der Junge Peter Saubers auf den »Schatz«. Nach seiner Haftentlassung kommt Bellamy dem ahnungslosen Peter auf die Spur und macht Jagd auf ihn. Kann Bill Hodges, den wir als Detective a. D. aus Mr. Mercedes kennen, den Wahnsinnigen stoppen?
Pete findet einen Koffer mit alten Notizbüchern in denen er stöbert und so herausfindet, dass sie unveröffentliche Texte des vor Jahren ermordeten Schriftstellers Rothstein enthalten. Da es seiner Familie schwer fällt, sich finanziell über Wasser zu halten, verkauft er einige der Bücher und schickt seinen Eltern diese Einnahmen anonym per Post. Inzwischen hat auch Morris, Rothsteins Mörder, seine Gefängnisstrafe abgesessen und ist auf der Suche nach seiner verschwundenen Beute. Die Spuren führen ihn schließlich zu Pete …
Wenn ein bekannter Autor stirbt, steigt der Wert seiner unveröffentlichten Manuskripte, nicht immer, aber doch ziemlich oft. Genau das nimmt Stephen King als Grundlage für den zweiten Band seiner Bill Hodges Trilogie und lässt gleich zu Beginn den alten John Rothstein sterben, einen Schriftsteller, der für seine Bücher viele Lorbeeren eingeheimst hat und nun zurückgezogen seinen Lebensabend fristet. Bis Morris mit seinen Kumpels auftaucht, der noch ein Hühnchen mit dem alten Mann zu rupfen hat, denn er mag die Entwicklung des Protagonisten aus Rothsteins Büchern nicht. Am Ende ist der Autor tot und Morris im Besitz seiner Taschenbücher, die unveröffentlichtes Material enthalten. Doch Morris hat Pech, denn er landet im Gefängnis, kann seinen Schatz aber noch verstecken. Das war 1978.
2010 findet der Teenager Pete einen alten Koffer, der Notizbücher enthält. Er ist ein cleveres Kerlchen und entdeckt schon bald, dass diese Rothstein, dem ermordeten lokalen Schriftsteller gehörten und da bei seiner Familie gerade Ebbe in der Kasse herrscht, beginnt er die Bücher zu verkaufen. Inzwischen ist aber auch Morris wieder auf freiem Fuß und will seine Beute endlich verkaufen, die ist jedoch verschwunden, also macht er sich auf die Suche nach dem Dieb. Und damit sind wir an dem Punkt der Geschichte, an dem Bill und Holly ins Geschehen eingreifen.
Seit „Mr. Mercedes“ ist viel geschehen. Holly hat ihrer Mutter die Stirn geboten und arbeitet für Bill, der sich als Privatermittler durchschlägt, die Vergangenheit hat beide zusammengeschweißt, sie sind jetzt eine Art Vater-Tochter-Gespann. Bill, nach wie vor der liebenswerte alte Griesgram, kann ein verdammt zäher Brocken sein, hat das Herz aber am rechten Fleck, dafür liebe ich ihn. Holly hingegen, nun ja, sie ist immer noch Holly, nicht mehr ganz so nervig und anstrengend wie im Vorgänger, aber dennoch niemand, den ich um mich herum haben möchte, sie würde mich in den Wahnsinn treiben. Genau das macht sie aber eben auch zu so einer interessanten Figur.
King kehrt in „Finderlohn“ erneut zu einem seiner Lieblingsmotive zurück, Autoren und Bücher. Gut, der Autor selbst stirbt gleich zu Beginn, aber sein Vermächtnis, sein Protagonist, spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte. Schade finde ich allerdings, dass Brady hier eher am Rande auftaucht, aber zum Glück habe ich ja noch „Mind Control“ vor mir.
Wie schon in „Mr. Mercedes“ zeigt Stephen King wieder, dass er auch Thriller schreiben kann. (Oder doch Krimis? „Finderlohn“ ist irgendwie ein Mix aus beidem, ich würde es aber eher in die Thrillerschublade stecken.) Seine Figuren sind gewohnt vielschichtig, Petes Familie und deren Kampf ums Überleben, das Auf und Ab, das auch an die jeweiligen wirtschaftliche Situation im Land angepasst ist, finde ich toll dargestellt. Dass Petes Vater gleichzeitig ein Opfer von „Mr. Mercedes“ ist, schafft eine Verbindung zum ersten Band und auch Morris und seine Bessenheit wissen zu überzeugen. Einen weiteren Kritikpunkt habe ich aber trotzdem, Bill taucht einfach viel zu spät im Buch auf.^^
Stephen King erzählt seine Geschichte langsam und gemächlich, bis Bill überhaupt auftaucht, vergeht viel Zeit und trotzdem wird es nicht langweilig. Ich liebe Bill und sogar Holly ist hier nicht ganz so nervig wie im Vorgänger. Freundinnen werden wir wohl nicht mehr, trotzdem sind hier 4 von 5 Miezekatzen drin.
01. „Mr. Mercedes“
02. „Finderlohn“
03. „Mind Control“