„Zerbrechliche Dinge: Geschichten und Wunder“ – Neil Gaiman

“ … Er wusste, dass man, wenn man von zu Hause weglief, manchmal böse Menschen traf, die einem böse Dinge antaten. Aber er hatte auch Märchen gelesen, und wusste, dass es auf der Welt auch nette Menschen gab, mitten unter den Ungeheuern. …“ (Seite 71)

Die Magie von Geschichten zieht sich wie ein roter Faden durch Neil Gaimans Werk. So auch durch diese Kollektion von Erzählungen und Gedichten, in der ein mysteriöser Zirkus sein Publikum in Angst und Schrecken versetzt, Sherlock Holmes in einem seltsam verzerrten viktorianischen England einen royalen Mord aufklären muss oder eine Gruppe von Feinschmeckern nach der letzten ungekosteten Gaumenfreude forscht. Neil Gaimans erzählerisches Genie und sein beängstigend unterhaltsamer Sinn für schwarzen Humor machen diese Sammlung zu einer Geschenkbox voller Zauber.

31 Kurzgeschichten und Gedichte geben einen Eindruck in Neil Gaimans breitgefächertes Werk. Hier verschwindet eine Frau während eines Zirkusbesuches, Sherlock Holmes trifft auf Dr. Watson, ein Autor wird von Problemen beim Schreiben geplagt und dann ist da noch der seltsame Club, der es sich zum Ziel gemacht hat ausgestorbene Tiere zu essen, für Abwechslung ist also auf jeden Fall gesorgt. 

Bisher mochte ich eigentlich alles von Neil Gaiman, natürlich gibt es Bücher, die mich gefesselt haben und andere, in die ich mich erst einlesen musste, aber insgesamt bin ich ihm immer gern in seine magischen, manchmal auch sehr düsteren Welten gefolgt. „Zerbrechliche Dinge“ war nun meine erste Anthologie und ich muss gestehen, dass ich mich mit der teilweise sehr schwer getan habe. Insgesamt gibt es 31 Beiträge des Autors, darunter auch ein paar Gedichte, die mich jetzt nicht so wirklich überzeugt haben. Aber auch mit den Geschichten hatte ich so meine Probleme. Dass sie langweilig oder eintönig sind, kann man beim besten Willen nicht behaupten, da geht es um Sherlock Holmes und sein Aufeinandertreffen mit Watson, Narnia, folternde Dämonen, oder gescheiterte Liebesgeschichten. Viele der Stories haben mich jedoch überhaupt nicht erreicht oder ich habe mich schlicht und einfach gefragt, was mir das Ganze sagen soll. Ich verstehe weder, warum man etwas über die Große Arkana des Tarots schreibt, von den 22 Karten aber nur auf 15 eingeht, noch kann ich mich für „Strange little Girls“ erwärmen. Hier hat Neil zu jedem der Songs eines Tori Amos Albums eine sehr kurze Abhandlung geschrieben. Für ein Booklet vielleicht witzig, in einer Anthologie, hm, ich weiß nicht. Hinzu kommt, dass ich die sonst immer greifbare Poesie teilweise komplett vermisse, dafür geht es ab und an ziemlich vulgär zu.
Natürlich gibt es tolle Kurzgeschichten wie „Von Löckchen und Schlössern“, die mich leicht melancholisch auf mein Leben zurückblicken ließ oder „Sonnenvogel“, ein ganz persönliches Geschenk zum 18. Geburtstag von Gaimans Tochter, in der die gewohnte Fantasie und der schwarze Humor vorherrschen. Mein persönliches Highlight ist jedoch „Der Herr des Tals“, schon allein weil ich auf ein Wiedersehen mit Shadow Moon aus „American Gods“ nicht vorbereitet war.
Insgesamt hat mich „Zerbrechliche Dinge“ aber etwas enttäuscht zurückgelassen. D

Obwohl ich Neil Gaimans Bücher eigentlich sehr mag, haben mich die meisten der Kurzgeschichten in „Zerbrechliche Dinge“ erstaunlich kaltgelassen. Dafür war das überraschende Wiedersehen mit Shadow Moon aus American Gods“ ein echtes Highlight, leider aber auch das einzige der Geschichtensammlung und so vergebe ich diesmal mit wirklich blutendem Herzen nur 3,5 von 5 Miezekatzen.

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