“ … Meine Neugier auf ihren Körper wurde stärker. Jählings und gewaltsam setzte ich sie diversen Experimenten aus, stachelte sie zu Reaktionen an, erkundete und verletzte sie ungeachtet ihrer Bitten und Proteste. Sie wurde zu einem Objekt, das ich kontrollieren oder an andere Obejekte koppeln konnte. …“ (Seite 71)
Der preisgekrönte Roman vom Bestsellerautor des Klassikers Der bemalte Vogel über die moralische und sexuelle Entfremdung eines Mannes.
Verstörende Geschichten verbinden sich zu einem geheimnisvollen Kunstwerk, wie die vielen, aberc zusammenhängenden Szenen in den Gemälden von Hieronymus Bosch.
Von einigen Kritikern boykottiert, die seine explizite Erotik und brutale Gewalt verurteilten, gewann das Buch 1969 trotzdem den angesehenen National Book Award.
David Foster Wallace hielt diesen Roman für völlig unterschätzt. Inzwischen gilt er als ein Meisterwerk und wird verglichen mit den Werken von Louis-Ferdinand Céline und Franz Kafka.
Normalerweise würde ich sagen, „Schritte“ ist eine Anthologie mit Kurzgeschichten, die sich alle um Gewalt, Macht, Entfremdung und/oder Sex drehen. Allerdings trifft es Kurzgeschichten nicht so wirklich, denn Jerzy Kosinski ist mit seinem Buch einen recht ungewöhnlichen Weg gegangen.
Etwas zu „Schritte“ zu schreiben, ist schwer, denn das Buch ist, nun ja, ein wenig anders. Vielleicht hätte ich geahnt was auf mich zukommt, wenn ich zuerst Jerzy Kosinskis Roman „Der bemalte Vogel gelesen hätte, aber der liegt immer noch auf dem SUB. Stattdessen habe ich mich für „Schritte“ entschieden, einfach weil das Buch dünner war. Erwartet hae ich eigentlich eine Anthologie und ja, aus Kurzgeschichten besteht es auch, zumindest im weitesten Sinne. Wobei es Kurzgeschichten auch nicht ganz trifft, vielleicht eher Abschnitte? Oder Kapitel? Auf jeden Fall gibt es davon eine ganze Menge, die meisten aus der Ich-Perspektive des Erzählers. Ab und an entsteht das Gefühl es handelt sich um ein und denselben, dann wieder unterscheidet er sich allein schon durch Job oder Geschlecht. Eines haben die Geschichten jedoch alle gemeinsam, sie haben keine Titel, was recht ungewöhnlich ist und drehen sich um Sex, Gewalt oder eben sexuelle Gewalt. Da werden Frauen in Käfige gesteckt oder haben Sex mit Tieren, illegale Autorennen enden tödlich, kurz gesagt, es geht verdammt düster zu und auch nachdem ich das Buch zugeklappe hatte, blieb es, das ungute Gefühl in der Magengegend.
Bereits 1968 erschienen, vermag „Schritte“ auch heute noch zu schockieren, wenn auch nicht mehr in selben Ausmaß wie damals. Leichte Literatur ist es mit Themen wie Machtausnutzung oder Entfremdung aber definitiv nicht und man vermutet, dass zumindest einige der Kurzgeschichten autobiografische Züge tragen, denn Jerzy Kosinski, der in Polen Geboren wurde, in der Sowjetunion studierte und schließlich nach Amerika auswanderte, stammt aus einer Priesterfamilie und war selbst Soldat, er wusste also, worüber er schrieb. Während man also viele Dinge direkt zwischen den Zeilen herauslesen kann, bleibt dennoch immer genug Raum für eigene Interpretationen.
„Schritte“ erschien, wie schon „Der bemalte Vogel“ in der Must Read Reihe des Festa Verlages.
Autsch, was habe ich da gelesen? Manche Geschichten tun fast schon körperlich weh und erschreckend sind sie alle. Weiterempfehlen kann ich „Schritte“ auch nicht, aber für mich war es eine andere Erfahrung, die ich nicht unbedingt wiederholen möchte. Trotzdem vergebe ich 3,5 von 5 Sternen, denn das Leben ist halt kein Ponyhof und das spürt man hier sehr deutlich.