"Der Schlachter" - Chris Meyer

“ … Er blickte abschätzend auf ihren vertrockneten Körper. Es sollte kein Problem sein, ihn in die große Sporttasche zu zwängen und unbemerkt aus dem Haus zu bringen. Vielleicht würde er das schon morgen erledigen. Jetzt hatte er keine Zeit. Er musste nach unten. In den Schlachtraum. …“

Du willst nicht aufwachen, denn vor dir steht das Böse

Ein Mann hängt nackt und gefesselt an einem Fleischerhaken. Vor ihm steht ein Killer, der fachkundig ein Messer schärft. Das Opfer wünscht sich vergeblich, alles sei nur ein Albtraum.
Auf dem noch ruhigen Wochenmarkt baut die Metzgersfrau gerade ihren Stand auf, als sie unter einer Plane einen bestialisch zugerichteten Toten findet, dem ein Stück aus dem Bauch fehlt.
Tom Bachmann, Spezialist beim BKA für gestörte Psychokiller, jagt einen Mörder, der vor nichts zurückschreckt. Und der schon bald wieder nach dem Messer greift.

Eine Leiche auf dem Wochenmarkt, ein neues Teammitglied und die Aufzeichnungen seines kürzlich verstorbenen Vaters, Tom Bachmann hat wieder eine Menge um die Ohren. Natürlich bleibt es nicht bei einem Toten, irgendwo da draußen gibt es jemanden, der es auf das Fleisch seiner Opfer abgesehen hat.

Eine verstümmelte Leiche auf dem Wochenmarkt gibt Tom Rätsel auf. Warum wurde ihr ein großes Stück Fleisch aus dem Buch geschnitten und sie dann ausgerechnet dort abgelegt? Geht es um Kannibalismus? Außerdem bekommt sein Team Zuwachs und bis mit Ausnahme von ihm scheinen alle schon zu wissen, dass sie ab jetzt Paul Steller, ein Kollege aus einer anderen Abteilung unterstützen wird. Tom ist darüber alles andere als erfreut, genauso wie über den Anruf von Aaron, der mit Lisa die alten Unterlagen von Dr. Bachmann durchgegangen ist. Die beiden sind auf einige interessante Fakten gestoßen, auch zu Tom, aber will der wirklich wissen, was dort steht? Und während er noch darüber grübelt, ob es gut ist, in Erinnerungen zu schwelgen, gibt es einen zweiten übel zugerichteten Toten …
Als Fallanalytiker bekommt es Tom immer wieder mit brutalen Morden zu tun, der Killer in „Der Schlachter“ geht , wie es der Titel schon vermuten lässt, besonders grausam vor. Es reicht ihm nicht, seine Opfer an Haken aufzuhängen und zu verstümmeln, nein, er verlangt noch ganz andere Dinge von ihnen …
Doch nicht nur die Ermittlungsarbeit von Tom und seinem Team ist spannend, mir persönlich haben die erneuten Ausflüge in die Vergangenheit, die zeigen, wie Dr. Bachmann seine Kinder um sich geschart und manipuliert hat, fast noch besser gefallen. Mit jedem Rückblick versteht man besser, wie Tom, Aaron und auch Lisa zu eben den Menschen wurden, die sie jetzt sind. Lisa, die Profikillerin, Aaron, Toms ehemals bester Freund, der ihn verraten hat und schließlich Tom selbst, der sich als Profiler in Amerika einen guten Ruf aufgebaut hat, bevor er zurück nach Deutschland kam. Doch auch Tom ist verkorkst, so wie alle Kinder, die sich damals in der Obhut seines Vaters befanden. Er kann keine Bindung zu seinen Mitmenschen aufbauen, schlägt sich stattdessen die Nächte mit Ballerspielen um die Ohren und erinnert mich immer wieder an den guten Dexter, wahrscheinlich mag ich ihn deshalb.^^
Aber auch die anderen Charaktere müssen sich nicht hinter ihm verstecken, Chris Meyer hat ihnen eine eigene Geschichte und damit Tiefgang gegeben, seien es Aaron oder Lisa, mit denen Tom aufgewachsen ist, sein Team oder gar der Mörder.

Auch „Der Schlachter“, der 4. Band der Tom Bachmann Reihe, weiß wieder zu überzeugen und es wird verdammt böse, in der Haut der Opfer möchte man definitiv nicht stecken. Okay, das will man eigentlich nie, aber hier eben noch weniger als sonst und allein schon dafür verdient das Buch 4 von 5 Miezekatzen.
Wer es blutig, spannend und überraschend mag, dem kann ich diese Reihe wärmstens empfehlen, aber bitte unbedingt mit dem ersten Teil anfangen. Zwar sind die einzelnen Fälle abgeschlossen, aber im Laufe der Zeit erfährt man immer mehr über Toms Vergangenheit, die eine wichtige Rolle spielt. Weiter geht es leider erst im August, bis dahin muss ich mich jetzt noch gedulden