“ … Das, was die Herrschaften in ihrer Schockstarre sagen konnten, war eindeutig. Irgendein Typ hat das Opfer über eine Stunde lang mit einem Messer malträtiert und ihm dann die Kehle durchtrennt, als die junge Frau an der Haustür geklingelt hat. …“
Er tötet dich. Und alle schauen zu.
Video an, Mikrofon aus. Eine weitere Videokonferenz. Doch dann huscht ein Schatten über den Bildschirm. Du zoomst ran – und plötzlich ist überall Blut. Ein Teilnehmer wird mit einem Messer angegriffen. Du hörst seine Schreie, siehst wie er langsam und präzise vor laufender Kamera gequält wird. Und das Schlimmste ist: Du darfst nicht wegschauen…
„Seelenleser“ Tom Bachmann und sein Team vom BKA vernehmen mehrere traumatisierte Zeugen, die mitansehen mussten, wie ihr Kollege zu Tode gefoltert wurde. Doch wieso braucht der Killer ein Publikum? Bachmann, der als Profiler mit den schlimmsten Psychopathen zu tun hatte, muss sich mit seinen eigenen Abgründen konfrontieren, um das perfide Spiel des Zoom-Killers zu durchschauen.
Videokonferenzen, wer kennt sie nicht. Die Vorfreude auf diese langweiligen Veranstaltungen hält sich meist in Grenzen, der einzige Vorteil ist, das niemand die bequeme Jogginghose unter dem Tisch sieht. Diesmal läuft aber alles anders als üblich. Teresa sieht als erstes den schwarzen Schatten hinter ihrem Kollegen, kurz darauf hat der ein Messer an der Kehle. Doch weder sie, noch ihre Kollegen können etwas tun, denn die Handys funktionieren nicht und auch Emails werden nicht versendet und so müssen alle fassungslos zusehen, wie ihr Geschäftspartner zu Tode gefoltert wird.
Träume sind Schäume, dass muss dieser Realität muss sich 18-jährige Mory stellen. Gerade noch träumt sie von einer Karriere als Pornostar und ist bereit für den ersten Schritt. Ein bekannter Produzent will sie unter Vertrag nehmen, erstmal soll sie sich seinen Mitarbeitern jedoch in einer Videokonferenz vorstellen. Als auf ihr Klingeln niemand reagiert, betritt sie die Villa und stolpert dort über eine völlig entstellte Leiche. Selbst Tom Bachmann, der mit seinem Team zum Tatort gerufen wird, ist entsetzt über den Anblick des Toten. Aber was will der Täter? Konkurrenten aus dem Weg räumen? Junge Frauen vor der Ausbeutung schützen? Und während Tom über ein Motiv nachgrübelt, ist Aaron mal wieder im Auftrag seines Lehrmeisters unterwegs.
Ich muss schon sagen, nachdem ich „Der Zoom-Killer“ gelesen habe, bin ich froh, dass ich nicht an Zoom-Meetings teilnehmen muss. Zuzusehen, wie ein Anderer live vor der Kamera gequält wird und absolut nichts unternehmen zu können, muss furchtbar sein. Der Täter und auch die Enblicke in seine Welt, die Chris Meyer dem Leser immer wieder gewährt, sind nicht weniger verstörend. Doch nicht nur er handelt kalt und berechnend, auch Tom reagiert manchmal eher wie eine Maschine als ein Mensch. In Sachen Profiling mag er einer der besten auf seinem Gebiet sein, aber bei allem, was sich um zwischenmenschliche Beziehungen dreht, ist er aufgeschmissen. Anstatt auszugehen, vertreibt er sich die Zeit lieber mit Computerspielen und genau das macht ihn mir sympathisch. Und dennoch zieht es mich eher zu seinem dunklen Gegenpol Aaron, der seine ganz eigene Auffassung von Gerechtigkeit hat. Die beiden sind ein tolles Duo, von dem es in den kommenden Bänden hoffentlich noch mehr zu sehen gibt, der Grundstein dafür ist zumindest schon mal gelegt.
Nach dem überaus blutigem Einstieg bleibt es weiterhin spannend. Zum einen, weil man die ganze Zeit über grübelt, was der Zoom-Killer wohl mit seinen „Trophäen“ anstellt, zum Anderen weil es immer wieder Rückblicke in die Kindheit von Tom und Aaron gibt, die helfen, die unterschiedlichen Standpunkte der Beiden vielleicht nicht unbedingt zu verstehen, aber doch zu einem bestimmten Maß nachzuvollziehen. Gerade diese Kapitel habe ich geliebt, zeigen sie doch, wie unterschiedlich die Jungs auf das Erlebte reagieren.
Auch der zweite Band der Tom Bachmann Reihe hat für Thrillerfreunde eine Menge zu bieten, angefangen bei perfiden Morden, gut ausgearbeiteten Figuren und einem flüssigen Schreibstil bis hin zu unvorhersehbaren Twists und einem schlüssigen Motiv. Trotz all der Brutalität empfinde ich am Ende doch tatsächlich so etwas wie Mitleid für den Täter, was zeigt, dass Chris Meyer sein Handwerk beherrscht.
Spannend, blutig und irgendwie erinnert mich auch der zweite Band wieder an die Shephard Reihe von Ethan Cross. Und ich mag Tom und besonders Aaron, schon allein weil es mir bei so manchem echt selbst in den Fingern juckt … Ich bin halt böse und deswegen vergebe ich auch hier wieder 4 von 5 Miezekatzen..^^
01. „Der Blutkünstler“
02. „Der Zoom-Killer“
03. „Der Follower“
04. „Der Schlachter“
05. „Die Blutbestie“