„Der Follower“ – Chris Meyer

“ … Die Schmerzen waren so überwältigend, dass sie an nichts anderes mehr denken konnte. Ihr Gehirn war nur noch Schmerz. Sie hörte noch das Geräusch der Säge, als er damit ihren Oberschenkelknochen bearbeitete, dann wurde es dunkel. …“

Der Blick ins abgrundtief Böse

Eine Frau in Todesangst. Sie kann nicht schreien, ein Knebel verstopft ihren Mund. Sie ist auf einer Pritsche fixiert und kann sich keinen Zentimeter bewegen. Ihr Peiniger kennt keine Gnade. Er holt die Säge – und nimmt sich, was er am meisten begehrt: ihre Beine …

Der »Seelenleser« Tom Bachmann bekommt einen Anruf von einer alten Bekannten, deren Freundin verschwunden ist. Niemand nimmt ihren Verdacht ernst, da die Vermisste noch Fotos von sich auf Instagram hochlädt. Als Tom erkennt, dass die Frau auf den Bildern tot ist, wird ihm klar: Wer seine Opfer auf diese Art und Weise ausstellt, mordet nicht zum ersten Mal.

Ein Serienkiller, der es auf die schönen Beine von Bloggerinnen abgesehen hat, beschäftigt Tom Bachmann und sein Team. Doch auch ein geplantes Familientreffen bereitet ihm Sorgen, immerhin sind seine „Geschwister“ recht mörderisch veranlagt.

Als Tom von Lisa, mit der er zusammen aufgewachsen ist, kontaktiert wird, weil deren beste Freundin vermisst wird, ist ihm klar, dass mehr hinter der Sache steckt, denn sie ist nicht die einzige Bloggerin, die vermisst wird. Ein brutaler Killer tötet junge Frauen, denen er die Beine abtrennt und postet danach auf ihrem Instagram Account, dass sie ein Angebot aus Dubai haben und sich nun dorthin auf den Weg machen. Ein cleverer Schachzug, denn bis die Influenzerinnen vermisst werden, vergeht eine Menge Zeit. Auch Lisas Freundin Melinda passt in das Raster und so bietet sie ihm, ähnlich wie Aaron, Hilfe bei den Ermittlungen an, natürlich inoffiziell, denn wie alle anderen Kinder, die sich in der Obhut von Toms Vater befanden, steht auch sie auf der anderen Seite des Gesetzes und verdient sich ihr Geld als erfolgreiche Profikillerin. Damit hat sie natürlich Zugriff auf völlig andere Informationen als Profiler Tom. Trotzdem fällt es ihm schwer, auf ihr Angebot einzugehen, denn das Wiedersehen mit Lisa weckt alte schmerzhafte Erinnerungen.
Nachdem sein ehemals bester Freund Aaron schon vor einer Weile in Toms Leben getreten ist, lernt der Leser in „Der Follower“ nun ein weiteres „Opfer“ seines Vaters kennen. Wie man in Rückblicken erfährt, mausert sich auch die zarte kleine Lisa zu einer gelehrigen Schülerin des Psychopathen, die vor keinerlei Grausamkeiten zurückschreckt, was ihr später in ihrem Job als Profikillerin natürlich zugute kommt. Gerade diese Rückblenden machen das Buch so spannend, dass man es kaum aus der Hand legen kann, denn so erfahre ich Stück für Stück mehr aus Toms Kindheit, beginne langsam zu verstehen, was ihn zu dem Menschen gemacht hat, der er jetzt ist. Natürlich ist das alles für ihn sehr schmerzhaft und er wehrt sich dagegen. Doch egal wieviel Mühe er sich mit dem Verdrängen auch gibt, ein Teil der Verbindung zu seinen „Geschwistern“ von früher ist noch da, immerhin mussten sie ja damals gegen ihren Peiniger zusammenhalten. Sie alle hat diese Zeit geprägt, doch Tom ist der einzige, der nicht auf die schiefe Bahn geraten ist. Dennoch ist er anders als seine Mitmenschen, immer distanziert, fast schon kalt, ein emotionaler Krüppel, dafür aber ein Ass in seinem Beruf. Und genau deshalb mag ich ihn. Aber auch, weil er die Grenzen zwischen gut und böse nicht so scharf zieht und immer wieder ein Auge zudrückt, wo alle anderen wahrscheinlich ihr Gewissen plagen würde. Wir alle sind ein Produkt unserer Kindheit, unserer Erziehung, und die war sowohl bei Tom, als auch bei Aaron und Lisa ein Alptraum, in dem sie um ihr Überleben kämpfen mussten, was ihnen eine ganz eigene Sicht auf das Leben gibt. Die kann ich zwar nicht unbedingt teilen, finde sie aber dennoch sehr faszinierend und durchaus nachvollziehbar. Und wenn die Bösen die noch Böseren jagen, dann kommt dabei doch unterm Strich etwas Gutes raus, oder?

Mich hat „Der Follower“ gut unterhalten, fast noch besser als die beiden Vorgänger-Bände. Der Täter ist nicht gleich offensichtlich, es geht recht blutig zur Sache und auch die Ausflüge in Toms Vergangenheit wissen zu fesseln. Der Schreibstil ist flüssig, der Spannungsbogen flaut zu keiner Zeit ab. Lange Rede, kurzer Sinn, von mir gibt es 4,5 von 5 Miezekatzen und bin schon wahnsinnig gespannt auf Teil 5, der aber leider erst im August erscheint.

01. „Der Blutkünstler“
02. „Der Zoom-Killer“
03. „Der Follower“
04. „Der Schlachter“
05. „Die Blutbestie“

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