“ … Sie war sich sicher, dass das Wesen, das in dem Kostüm im ersten Stock spukte, auch für die Geräusche in der Wand verantwortlich war. Sie war sich ebenfalls sicher, dass es ihre Aufmerksamkeit wollte, dass es schon seit Wochen versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber sie wusste nicht, warum. …“ (Seite 215)
Eine mutige Frau in einer gruseligen Villa – aber sie ist nicht allein … Der neue Roman der Horror-Fantasy-Queen Christina Henry!
Harry Adams liebt Horrorfilme, daher ist es kein Zufall, dass die junge Mutter den Job als Haushaltshilfe für den berühmten Filmregisseur Javier Castillo annimmt. Dessen gruselige Villa ist von oben bis unten mit furchterregenden Requisiten und Kostümen vollgestopft – und Javier legt höchsten Wert auf Diskretion. Doch dann hört Harry Geräusche hinter einer verschlossenen Tür. Geräusche, die wie eine menschliche Stimme klingen, die um Hilfe ruft …
Düster, gruselig, einfach phantastisch – verpass nicht die anderen Bücher von Christina Henry wie »Die Dunklen Chroniken« oder »Böse Mädchen sterben nicht«.
Harry putzt 3x die Woche bei dem alternden Regisseur Javier, der allein in einem großen Haus voller Filmrequisiten lebt, von denen eine ein Eigenleben zu führen scheint. Spukt es auf dem Anwesen oder bildet Harry sich das nur ein? Die alleinerziehende Mutter ist jedoch auf das Geld angewiesen, außerdem ist sie ein riesiger Filmfan und so kommt sie mit ihrem Sohn Gabe nach Verlust der Wohnung bei ihrem Arbeitgeber unter. Der versteht sich erstaunlich gut mit ihrem Sprößling, was ihr ein ungutes Gefühl gibt, völlig zu recht, wie sich schon bald zeigt …
Vor Corona hat Harry in einem Restaurant gearbeitet, jetzt geht sie putzen um sich und ihren 14-jährigen Sohn Gabe über Wasser zu halten. Mit ihrem Arbeitsplatz hat sie es scheinbar ganz gut getroffen, denn 3x in der Woche putzt die Horrorfilm-Liebhaberin im Haus von Javier Castillo, einem einst gefeierten Regisseur. Dass sie seine Filme bewundert, verschweigt sie ihm, auch ihre finanziellen Probleme. Doch irgendwann bekommt er mit, dass es ihr nicht gut geht und die beiden kommen ins Gespräch. Von da an ändert sich ihr Verhältnis, Harry bemerkt, dass der Mann einsam ist und nimmt eine Einladung zum Essen für sich und ihren Sohn an. Der versteht sich prächtig mit dem Filmemacher, was bei Harry für Unbehagen sorgt. Denn im Haus gehen seltsame Dinge vor. Die flüsternde Stimme hinter einer verschlossenen Tür ignoriert sie zunächst, doch dann scheint eine der Requisiten ein Eigenleben zu entwickeln und Harry fühlt sich mehr und mehr bedroht.
Christina Henry entführt ihr Leser diesmal in die schillernde Welt des Films und ich bin ihr gerne dorthin gefolgt. Wer auf blutige Action wie in ihren anderen Büchern hofft, wird hier eher enttäuscht, die Geschichte wird recht ruhig erzählt, man ahnt allerdings, dass der große Knall noch kommt. Zunächst einmal geht es jedoch um die Sorgen einer alleinerziehenden Mutter, bei der das Geld knapp ist und die außerdem kurz davor steht, ihre Wohnung zu verlieren. Vor diesem Hintergrund versteht man auch, dass sie ihren Job nicht einfach hinschmeißt, was wohl jeder andere nach den seltsamen Ereignissen getan hätte. Sie trägt Verantwortung für ihren an ADHS leidenden Sohn, der braucht ein stabiles Umfeld und auch wenn mich manche ihrer Entscheidungen zum Kopfschütteln brachten, kann ich sie so zumindest in einem gewissen Maße nachvollziehen.
Neben Harrys ganz privaten Sorgen gibt das Buch noch einen Einblick in Javiers Leben und damit in die Filmwelt. Nicht in die großen bunten Hollywood Blockbuster, sondern kleines handgemachtes Kino für Liebhaber, gerade diese Rückblicke waren für mich immer ein kleines Highlight.
Außerdem hat die Autorin mit Harry, Gabe, Javier, Daniel und Amina sehr interessante Figuren erschaffen. Harry und ihren Sohn habe ich sofort ins Herz geschlossen und auch Javier mochte ich, ganz im Gegensatz zu Amina, der ich gleich nach ihrem Auftauchen am liebsten den Hals umdrehen wollte, ein furchtbares Weibsbild. Die vollkommen unterschiedlichen Charaktere harmonieren perfekt miteinander, auch das macht eine gute Geschichte aus.
„Das flüsternde Haus“ ist ein wenig anders als Christina Henrys andere Bücher. Die Geschichte startet ruhig und es geht eher unblutig zu. Von daher kann ich verstehen, dass manche Leser sie langweilig fanden. Mich jedoch hat sie damit komplett in ihren Bann gezogen. Zum einen, weil ich mich mit Harry identifizieren konnte, auch wenn ich manche ihrer Entscheidungen trotzdem seltsam fand, zum anderen, weil ich das kunstvolle Einweben der Filmwelt in die Handlung einfach großartig fand. Von mir gibt es dafür 4 von 5 Miezekatzen.