“ … Plötzlich wird er den Gedanken nicht mehr los, dass sich etwas durch seinen Schädel graben könnte, etwas Unheiliges, Unersättliches; der Hunger eines glänzenden schwarzen Käfers, der ihn verschlingen und kein bisschen klüger zurücklasssen wird. …“
Eine Novelle aus der Welt von Hämmer auf Knochen, das für den British Fantasy Award und den Locus Award nominiert war und von Kameron Hurley als »ein weiter Sprung in das Blutige, das Seltsame und das Fantastische« bezeichnet wurde. Deacon James ist ein Bluesmusiker aus Georgia, ein schwarzer Mann mit Problemen, denen er nicht entkommen kann, und einer Musik, die ihn nicht loslässt. Seine Welt gerät aus den Fugen, als er auf einer Zugfahrt nach Arkham albtraumhafte Visionen von klaffenden Mäulern und gierigen Tentakeln hat. Er begegnet einem Verrückten namens John Persons, der behauptet, Deacon trage einen Samen in seinem Kopf, der die Welt zerstören könnte, sobald er keimt. Persons‘ irres Geschwätz verfolgt Deacon bis zum nächsten Gig, wo sein Saxophonspiel nicht nur das Publikum von den Stühlen reißt, sondern auch Monstrositäten aus anderen Dimensionen heraufbeschwört. Auf der Flucht trifft er auf ein Mädchen, das ebenfalls gefährliche Kräfte in sich birgt. Gemeinsam versuchen sie, Arkham zu entkommen, doch der Song in Deacons Kopf wird immer mächtiger, und bald wird er ihm nicht mehr entrinnen können.
Deacon ist Bluesmusiker und noch nicht über den Tod seines Vaters hinweg, als er für einen Auftritt mit dem Zug nach Arkham fahren muss. Schon die Fahrt dorthin wird für ihn zum Horrortrip, doch als er dann abends auf der Bühne steht, gerät sein Leben komplett aus den Fugen.
Deacon hat gerade seinen Vater verloren und ist mit seinem Saxofon auf dem Weg zu einem Auftritt, als er im Zug eine seltsame Vision hat. Er sieht sich selbst zwischen Bergen und Schluchten, zahnlosen Mündern und Tentakeln. Vor Schreck stolpert er in die Nachbarkabine, wo ihm der rassistische Reisende sofort an den Kragen will. Doch Deacon hat Glück, denn im Gang taucht ein Fremder auf, der ihn zwar vor der Prügel rettet, ihm dafür aber eine unglaubliche Geschichte erzählt: Ein seinem Kopf soll ein Samen keimen, der das Ende der Welt einläutet.
Als er schließlich in Arkham, seinem Ziel ankommt, hat er nur noch seinen Gig im Kopf und das Publikum ist begeistert. Bis das Licht zu flackern beginnt …
In „Ein Lied für die Stille“ gibt es ein Wiedersehen mit John Persons, dem Privatdetektiv aus „Mit Hämmern und Knochen“. Allerdings mischt er hier nicht wirklich mit sondern nimmt eher einen Beobachtungsposten ein, denn im Mittelpunkt steht der Bluesmusiker Deacon James. Auch H. P. Lovecraft selbst hat sich ja in „Die Musik des Erich Zann“ mit der Kraft der Musik auseinandergesetzt und so kann man Cassandra Khaws Novelle durchaus als Verbeugung vor dieser Kurzgeschichte sehen. Noch viel deutlicher wird der lovecraftsche Einfluss aber natürlich bei den Wesen, die der Musiker sieht. Hinzu kommt, dass die Autorin ihre Story ausgerechnet in Arkham spielen lässt, jener fiktiven Stadt, um die HPLs Cthulhu-Universum eine wichtige Rolle spielt. Hier wäre also eine Menge Raum für Anspielungen gewesen, leider wird der überhaupt nicht genutzt, denn außer dass der Name des Städtchens genannt wird, passiert da nichts, schade.
Überhaupt lässt mich „Ein Lied für die Stille“ zwiegespalten zurück. Ich mag Cassandra Khaws bildhaften Schreibstil, der nicht an blutigen Details spart und sie setzt sich mit Rassismus und Trauer auseinander, dafür gibt es einen Daumen nach oben. Mit ihrer Erzählweise hingegen habe ich Probleme, vieles wirkt abstrakt und in die Länge gezogen, dann wieder passiert alles auf einmal, mir persönlich ist das zu anstrengend, wobei anstrengend vielleicht auch nicht das richtige Wort ist, aber mir fällt gerade kein besseres dafür ein.^^
Von der Austattung her ist das Buch toll, das eher minimalistische Cover passt perfekt, genauso wie die Illustrationen von Vincent Chong. Nur der Inhalt konnte mich leider nicht überzeugen.
Ein außergewöhnlicher Musiker mit seltsamen Visionen und einem besonderem Talent trifft auf den aus „Hämmer auf Knochen“ bekannten Mr. Persons, der ein ganz besonderes Anliegen an ihn hat. Auch in „Ein Lied für die Stille“ werden die Lovecraft-Einflüsse wieder deutlich, mir ist das Ganze aber erneut zu verworren, was ich sehr schade finde, denn ich mag Cassandra Khaws Schreibstil sehr gern. Mehr als 3,5 von 5 Miezekatzen sind hier aber leider nicht drin.