„Gelb wie Pisse“ – Aron Beauregard

“ … Solange er denken konnte, war es schon so gewesen, selbst bei der kleinsten Konfrontation duckte er sich weg. Er diskutierte nicht oder verteidigte sich, er versuchte nur, die Situation so gut wie möglich zu entschärfen. Und wenn das nicht funktionierte, dann ließ er eben geschehen, was geschah. …“ (Seite 21)

Wozu bist du fähig, wenn deine Peiniger einfach nicht aufhören dich zu quälen?

Dies ist die Geschichte von Oliver, dessen Leben durch den Abschaum der Stadt zerstört wird. Er kann nichts gegen ihre Misshandlungen tun.
Sie verstümmeln ihn und töten seine Frau Lydia …
In Oliver überleben nur noch Hass und Wahnsinn. Er verwandelt sich in ein blutrünstiges Monster, das jede Kontrolle verliert.
Alle, die am Untergang seines Lebens beteiligt waren, sollen leiden und müssen zerhackt und aufgeschlitzt werden …  

Wieder ein erschütterndes Gemetzel voller Tabuthemen, wie es für die Romane von Aron Beauregard (Autor des Underground-Bestsellers PLAYGROUND) typisch ist. Seine Prosa – ein ganz eigener Comic-Splatter-Krimi-Stil – hat absolute Kraft und eine tiefgründige Bildsprache.
Zweifellos ist Aron Beauregard der neue Meister des Splatterpunk.

Oliver ist ein Verlierer. Zusammen mit seiner Frau führt er einen Laden, über den die beiden wohnen. Dort wird er eines Nachts von Gangstern überfallen, Oliver wird zusammengeschlagen,  seine Frau Lydia vergewaltigt. Für sie reicht es und sie trifft eine Entscheidung, die Olivers Leben komplett verändert.

Nachdem „Playground“ mich gut unterhalten hat, war ich gespannt auf Aron Beauregards neues Buch in der Festa Extrem Reihe. Titel und Cover haben überzeugt, was konnte also schiefgehen? Leider ziemlich viel, wie sich zeigte.
In „Gelb wie Pisse“ begleitet der Leser Oliver, der zusammen mit seiner Frau Lydia einen kleinen Laden führen, über dem die beiden wohnen. Das Geschäft läuft mies, denn immer wieder bedienen sich seine Kunden selbt, ohne zu zahlen, sie wissen, dass Oliver nichts dagegen unternimmt. So ist das Geld immer knapp und da die Raten ausbleiben, steht die Zwangsvollstreckung vor der Tür. Und als ob das noch nicht genug wäre, steigen nachts zwei Ganoven bei ihnen ein, prügeln Oliver krankenhausreif und vergewaltigen Lydia. Gedemütigt, verletzt, mit einem Mann an ihrer Seite, der für nichts einstehen kann, begeht sie Selbstmord. Nachdem Oliver aus dem Krankenhaus kommt, findet er ihre bereits leicht verweste Leiche. Doch anstatt zu trauern, macht er ihr Vorwürfe und beschimpft sie, als würde sie lebendig vor ihm stehen und nicht vom Deckenventilator baumeln. Und diese Gespräche führt er nun immer wieder mit seiner toten Frau. Doch nicht nur das, er will nicht mehr der Fußabtreter der anderen sein und so mutiert er von einem Moment auf den anderen vom absolutem Weichei zum ultrabrutalem Rächer.
Ist das glaubwürdig oder gar spannend? Leider nein. Dabei ist „Gelb wie Pisse“ schonungslos brutal. Doch anstatt neben all den vergossenen Körperflüssigkeiten auch seine Story weiter auszubauen, die durchaus Potenzial hat oder den Charakteren mehr Tiefe zu geben, geht es dem Autor nach ungefähr der Hälfte des Buches nur noch darum, immer noch einen draufzusetzen. Korrupte Bullen? Nekrophilie? Folter? Immer her damit. Ja, das ist die Extrem Reihe, da darf es gerne auch mal härter zur Sache gehen, aber wenn die Geschichte so ein Rohrkrepierer ist, reicht nur Brutalität allein einfach nicht aus um mich bei der Stange zu halten.
So verbirgt sich hinter dem gelungenen Cover für mich leider nur eine öde Rachestory, die vollkommen unglaubwürdig daherkommt. Nach „Playground“, wo es eben nicht nur um das Dahinmetzeln der Kinder ging, sondern auch ein kritischer Blick auf deren Eltern geworfen wurde, ist dieses Buch eine Enttäuschung.

Wer an aneinandergereihten Gewaltexzessen seine Freude hat, wird mit diesem Buch sehr glücklich werden, all jene, die Wert auf eine nachvollziehbare Story legen, sollten besser die Finger davon lassen. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung von „Playground“, mal schauen, ob mich Aron Beauregard damit wieder überzeugen kann, denn hier sind für mich leider nicht mehr als 2,5 von 5 Miezekatzen drin.

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