“ … »Wir haben ihn alle, den finsteren Kern. Er macht uns zu Männern. Und wenn wir ihn betrachten, wenn wir ihn in die Höhe halten und als Teil von uns anerkennen können, dann macht uns das zu mehr als Männern. Im Schlachtraum werden wir eins, Junge.« … “ (Seite 40)

Ein blutgetränkter Albtraum. Aber auch ein Meisterwerk der Literatur.
Steven ist 25 Jahre alt. Im Fernsehen beobachtet er all die perfekten, fröhlichen Menschen und träumt davon, selbst das normale Glück zu finden. Vielleicht mit Lucy, die eine Etage über ihm wohnt – auch wenn ihre Besessenheit für Vivisektionen echt krank ist.
Aber Stevens Mutter würde das niemals zulassen. Sie hasst ihn und will ihn zerstören: »Sie verabscheuten einander seit dem Augenblick, als sie ihn aus ihrer Fotze gedrückt hatte. In der zugemüllten Küche hatte sie ihn auf dem Tisch, an dem sie heute noch aßen, aus dem blutigen Schlammassel zwischen ihren Beinen gezogen und verflucht. Und er hatte ihr, da er spürte, dass es sein ganzes Leben lang noch schlimmer kommen würde, gleich in die Augen gepisst.«
Als Steven Arbeit in einem Schlachthaus findet, offenbart ihm der unvorstellbar perverse Vorarbeiter Cripps, wie man durch das Töten von Kühen echte Erfüllung findet. Doch die Tiere beginnen mit Steven zu reden und sie bitten um Hilfe …
COWS, weltweit gefeiert als Kult-Klassiker des Urban Horror, gilt als der extremste Roman, der je geschrieben wurde. Abstoßend, traurig, aber auch originell. AMERICAN PSYCHO ist dagegen Kinderkram.

Steven ist froh, dass er Dank seines neuen Jobs seiner herrschsüchtigen Mutter zumindest ein paar Stunden am Tag entfliehen kann. Er landet in einen Schlachthof, wo die Angestellten das Töten der Kühe regelrecht zelebrieren. Nach und nach gerät er in den Sog des Tötens, doch auch seine sexy, aber gestörte Nachbarin tut ihm nicht gut.


Steven lebt zusammen mit seiner Mutter, die er abwertend als „Muttertier“ bezeichnet und einem alten Hund mit Namen Hund in einer heruntergekommenen Wohnung. Er ist der Meinung, dass sie ihn mit ihrem schrecklichen Fraß, den sie Essen nennt, vergiften will und ist froh, als er seinen neuen Job in einer Fleischfabrik antreten kann. Dort wird er vom Vorarbeiter Cripps angelernt, dem das Töten der Rinder einen Heidenspaß macht, und nicht nur das, wie der junge Mann schon bald mit eigenen Augen ansehen muss.
Ähnlich verstörend verläuft auch seine Beziehung zu Lucy, die im selben Haus lebt und eine Vorliebe für geöffnete Körper und innere Organe hat. Auf der Suche nach Liebe und Wärme ist sie definitiv die falsche Wahl, aber immer noch gut genug, um der verhassten Mutter zumindest für einige Zeit zu entkommen.
Und dann ist da noch der Bulle, der durch das Lüftungsgitter auf dem Boden mit Steven redet und ihn schließlich mit zu seiner Herde nimmt, die im Untergrund lebt.
Hin und hergrerissen zwischen seiner herrschsüchtigen Mutter, Lucys seltsamen Expirimenten, dem sadistischen Vorarebeiter und den Kühen, die ihn für ihre Pläne einspannen wollen, gerät Stevens Leben immer mehr aus den Fugen.
„Kühe“ stand hier lange ungelesen im Regal, weil mich „High Life“ damals nicht unbedingt vom Hocker gerissen hat und was soll ich sagen, auch mit „Kühe“ erging es mir ähnlich. Dass das Buch unappetitlich wird, war klar, darauf war ich auch eingestellt, aber permanente Kotzattacken, sehr grenzwertige Sexualpraktiken und Fäkalien als Abendessen? Ich weiß nicht. Ja, ich verstehe den Vergleich und auch, dass man ab und an schocken muss um aufzurütteln, aber doch nicht immer und immer wieder und dann noch auf ziemlich platte Art. So verliert nicht nur das Gelesene seinen Schrecken, auch die Spannung geht flöten. Die Geschichte selbst gerät, meiner Meinung nach, immer mehr in den Hintergrund, um Platz für die nächste Ekelszene zu machen und die nächste und die nächste … Dabei bietet „Kühe“ eine Menge gute Ansätze, aus denen man so viel mehr herausholen könnte. Sei es Stevens verkorkste Beziehung zu seiner Mutter oder die zu Lucy, denn die beiden Frauen in seinem Leben, die ihm eigentlich Halt und Liebe geben sollten, sorgen nur dafür, dass er sich noch schlechter fühlt. Und mal ganz ehrlich, auch mit ihm bin ich nicht warm geworden, sein ständiges Baden in Selbstmitleid ohne irgendetwas an den Zuständen ändern zu wollen, ging mit schnell auf die Nerven. Es gibt hier einfach keine Figur, die auch nur annähernd positive Gefühle weckt. Und auch wenn immer wieder ausführlich auf die schrecklichen Zustände im Schlachthof eingegangen wird, werde ich das Gefühl einfach nicht los, dass das nur geschieht, um die nächste Quälerei zu rechtfertigen.
Für mich wird das Potenzial, das „Kühe“ zu Beginn aufgreift nicht ausgenutzt. Schade, denn an sich hat sich Matthew Stokoe ein interessantes Thema herausgepickt, mit dem sich andere Autoren meiner Meinung nach aber wesentlich besser auseinandergesetzt haben. 

„Kühe“ ist in der Must Read Reihe des Festa Verlages erschienen, ob man das Buch, dass eine Ekelszene an die andere reiht aber wirklich gelesen haben muss, wage ich zu bezweifeln. Mir ist klar, dass man viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann, wenn man mit gewagten Inhalten schockiert. Hier wirkt das für mich allerdings eher so, als hätte Matthew Stokoe nach einem Grund gesucht, der all diese Passagen rechtfertigt und den dann zu deren Gunsten aus den Augen verloren. Kann man lesen, man verpasst aber nichts, wenn man es nicht tut und darum sind mehr als 3 von 5 Miezekatzen hier einfach nicht drin.



 
	        



