„Abgefackelt“ – Michael Tsokos

“ Ein Hosenbein brach durch die Wasseroberfläche, in dessen Verlängerung ein nackter menschlicher Fuß sanft im Wellengang auf und nieder wippte, als markiere der Tote im Wasser damit den Takt eines langsamen, traurigen Liedes. …“ (Seite 73)

Der neue True-Crime-Thriller von Michael Tsokos

„Es sollte eine Auszeit für Rechtsmediziner Paul Herzfeld werden, doch seine privaten Nachforschungen zu den rätselhaften Todesumständen eines Kollegen bringen ihn ins Fadenkreuz einer eiskalten Killerin …“

In „Abgeschlagen“ sind Paul Herzfeld und seine Familie nur knapp Dr. Schneider entkommen,  Paul ist sich sicher, dass der irre Oberarzt noch lebt. Um etwas Abstand zu dem Geschehen zu bekommen, wird er für einige Wochen ins Elbklinikum nach Itzehoe versetzt, da der bisher dort tätige Pathologe Dr. Petersen plötzlich verstorben ist.
Allerdings will Herzfeld niemand etwas zum Tod seines Vorgängers erzählen und als er selbst nachforscht, stößt er auf einige Ungereimtheiten …

Ja, ich habe endlich „Abgefackelt“ aus meinem SUB befreit, wo sich das arme Buch eine ganze Weile danach sehnte, endlich gelesen zu werden. Warum ich diesmal so lange brauchte? Keine Ahnung, denn ich mag Paul Herzfeld und seinen ständigen Spagat zwischen Familie und Arbeit, der ihn immer wieder in Bedrängnis bringt. Was zählt mehr, das Leben anderer Menschen oder der Familienfrieden? Tauschen möchte ich mit ihm auf keinen Fall, auch wenn er einen sehr faszinierenden Job hat. (Wer Michael Tsokos schon mal live erlebt hat, weiß, mit wie viel Hingabe er darüber plaudern.) Genau der führt ihn nun weg aus dem Institut für Rechtsmedizin in Kiel und direkt in die Elbkliniken von Itzehoe, wo er bei weniger Streß und in einer neuen Umgebung etwas zur Ruhe kommen soll. Genau das ist jedoch nicht der Fall, man mag es kaum glauben, denn Herzfeld findet den Tod seines Kollegen etwas merkwürdig, immerhin hat der sich abgefackelt, eine Todesart, die man doch eher selten wählt. 
Interessant finde ich auch bei „Abgefackelt“ wieder das Nachwort, in dem der Autor darüber plaudert, woher er die Ideen für seine Bücher nimmt, denn tatsächlich haben all die Ereignisse wahre Hintergründe. Natürlich sind das alles ganz verschiedene Fälle, die Michael Tsokos in seinem Buch zusammengeführt hat, allerdings macht es das Ganze nicht weniger erschreckend. Trotzdem hatte ich diesmal ab und an das Gefühl, dass es etwas zu viel des Guten war, die Killerin zum Beispiel kam mir fast vor wie der Bösewicht aus einem James Bond Film. Weiter kann und will ich hier an dieser Stelle gar nicht darauf eingehen, wer das Buch gelesen hat, weiß sicherlich, was ich meine. Das macht die Geschichte zwar spannend, für mich aber irgendwie eben auch so ein bisschen unglaubwürdig. Soviel zur Kritik. Dafür stört es mich normalerweise immer, wenn das Privatleben der Charaktere breitgetreten wird, komischerweise ist das hier absolut nicht der Fall.
Michael Tsokos nimmt den Leser mit auf einen Streifzug durch seine Arbeitswelt, dass er sich in diesem Milieu bestens auskennt, ist nicht zu übersehen. Oder müsste das hier in dem Fall überlesen heißen? Egal, ich habe ihn auch diesmal wieder gern auf seiner Reise begleitet, die Charaktere ins Herz geschlossen oder verabscheut und allein das finde ich sehr wichtig. Es gibt für mich nichts schlimmeres, als Protagonisten, die keine Gefühle in mir wecken, mir schlichtweg egal sind oder so dämlich handelt, dass ich mich ständig über sie aufrege.

Auch wenn ich ein paar Dinge etwas übertrieben finde,  ist „Abgefackelt“ dennoch spannend, kommt aber nicht ganz an den Vorgänger heran. Jetzt bin ich gespannt, was mich wohl im nächsten Buch erwartet und vergebe für dieses 4 von 5 Miezekatzen.

01. „Spuren der Gewalt“
02. „Abgeschlagen“
03. „Abgefackelt“

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