„Leichenwald“ – Edward Lee

„Nähe zum Auslöser ihres Traumas ist Ihr einziges Problem. Wann immer sie nach Agan’s Point zurückkehren, wird auch ihre Verzweiflung zurückkehren. …“ (Seite 45)

Eine Prostituierte, die fast zu Tode gewürgt und dann lebendig verscharrt wird. Kinder, die im Wald spielen – und nie wieder zurückkehren. Frauen, die vergewaltigt und ermordet werden. Männer, die man einfach so abschlachtet. Und überall ausgebuddelte Leichenteile …
Willkommen zu Hause, Patricia.

Als Patricia White in ihre verhasste Heimatstadt zurückkehrt, erwartet sie dort keine idyllische Landschaft zwischen Wäldern und Meer. Der beschauliche Ort wird von einer Serie bizarrer Morde heimgesucht, völlig wahllos und so grauenhaft, dass panische Angst um sich greift.
Wurde die Stadt wirklich vom Bösen verseucht, namenlos und älter als die Sünde selbst?

Patricia ist Anwältin und als der Mann ihrer Schwester ermordet wird, kehrt sie zurück in ihre Heimatstadt. Judy leitet dort eine Krebsfabrik in der die Hinterwäldler aus der näheren Umgebung, die sogenannten Squattern arbeiten. Die schienen damit bisher sehr zufrieden zu sein, doch in letzter Zeit verschwinden immer wieder einige von ihnen. Und dann wär da noch ihr Mann Dwayne, zu dessen Leiche noch immer der Kopf fehlt und den keiner wirklich vermisst.

Ach wie habe ich mich gefreut, endlich mal wieder etwas Neues von Edward Lee, schon der Klappentext weckt große Erwartungen. Leider passiert die ersten 150 Seiten in „Leichenwald“ mal gar nichts, Halt, stimmt nicht so ganz, denn immerhin begleitet man die nicht mehr ganz so junge Patricia, die in ihre alte Heimat zurückkehrt, um ihrer Schwester beizustehen, deren Mann ermordet wurde. Agan’s Point weckt unschöne Erinnerungen in ihr, doch diesmal ist es anders und so ist der Leser live dabei, wie sie dort ihren ehemaligen Schulfreund anschmachtet. Klingt jetzt nicht so megaspannend, ist es auch nicht.
Im letzten Drittel nimmt das Buch dann tatsächlich noch etwas Fahrt auf, das reicht aber leider nicht aus, um mich zu überzeugen. Dabei ist die Story an sich gar nicht übel, ich wünschte nur, Edward Lee hätte sich mehr auf die Squatter und ihre Art zu leben konzentriert als auf die sexuellen Begierden einer nicht wirklich spektakulären Protagonistin. Die Hinterwäldler bieten so viel Potenzial, aber da wird nur an der Oberfläche gekratzt, schade.  Dabei ist der gute Edward Lee doch bekannt für seine verschrobenen Rednecks und wer seine Bücher gelesen hat, dem wird auch der Ortsname Luntsville sehr bekannt vorkommen, der hier gleich zu Beginn auftaucht.
Patricia, die Heldin der Geschichte, schafft es nicht wirklich, mich zu überzeugen. Ihr einziges Argument scheint ihr beachtlicher Busen zu sein, ich muss gestehen, ich kam mir so ein bisschen vor wie bei Laymon, auch wenn das Alter der Dame nicht so ganz stimmte. Selbst wenn man es ihr hoch anrechnen muss, dass Patricia in ihre Heimatstadt zurückkehrt, um ihrer Schwester in der schweren Zeit zur Seite zu stehen, ist sie für mich vor allem eins: fürchterlich nervig. Vom Anwaltsbüro in der Großstadt hin zu den Krebsfischern im Geburtsstädtchen, leider gibt es wenig über sie als Person zu erfahren, dafür erwacht ihre Libido, quasi über Nacht und das wird mir permanent unter die Nase gerieben. Ihr ständiges Nachgrübeln über ihren zu Hause gebliebenen Ehemann und das Ansabbern ihres ehemaligen Mitschülers bringt sie mir ebenfalls kein Stückchen näher.
Um es kurz zu machen, „Leichenwald“ war nicht dass, was ich mir vom Buch versprochen habe. Zwar enthält es die üblichen Bausteine, die Edward Lee immer wieder verwendet, Hinterwäldler, Bösewichter, scharfe Frauen, korrupte Polizisten, Sex …, aber irgendwie ist die Mischung diesmal einfach nichts für mich.^^ 
Ich war tatsächlich kurz davor, „Leichenwald“ abzubrechen, weil einfach nichts passieren wollte, aufgrund des Klappentextes habe ich einfach etwas anderes erwartet. Nach den dort angepriesenen ausgebuddelten Leichenteilen (irgendwie klingt das gerade sehr fragwürdig^^) suche ich übrigens immer noch, aber vielleicht sind die auch einfach an mir vorbeigegangen
Lediglich das letzte Drittels hat das Buch ein bisschen gerettet, mehr als 3 von 5 Miezekatzen sind jedoch nicht drin, dass kann Edward Lee viel besser …  

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