„Tales of Cthulhu“ – Ralf Kor

“ … Den größten Fehler, den ein Autor machen kann, ist der klägliche Versuch, wie ein Anderer zu schreiben. Er wird scheitern.
Genau zwei Mal habe ich die irrsinnige Idee gehabt, H. P. Lovecraft zu kopieren. …“

(Seite 39, Prolog zu „Tote leben länger“)

Ich träume jede Nacht.
Träume von Städten unter den unseren, von Wesen aus fremden Welten, der Verderbtheit der Menschen, dem unbeschreiblichen Grauen, den Büchern, die Unheil heraufbeschwören, und von fernen Galaxien. Doch es sind nicht meine Träume. Er pflanzt sie in mein Gehirn. Es sind die seinen. Er lässt mich sehen, sehen, dass wir nicht mehr als Staubkörner in diesem Kosmos sind.
Und er lässt mich wissen, wenn ich träume, ist ein Erwachen nicht fern.

Ph’nglui mglw’nafh Cthulhu R’lyeh wgah’nagl fhtagn.

Ralf Kor ist Lovecraft Fan, das merkt man bereits im Vorwort.
In 11 Geschichten nimmt er seine Leser auf eine Reise quer durch das gesamte Cthulhu Universum mit, aber Achtung, für eventuelle Folgen wird keine Haftung übernommen.
Enthalten sind folgende Kurzgeschichten:

• „Schattensaiten“
• „Tote leben länger“
• „Die wahre Geschichte über den Untergang der Insel Runghold“
• „Men-Eater“
• „Aus Liebe zum Detail“
• „Die Messias-Maschine“
• „Ascheland“
• „Das Mädchen aus Atlantis“
• „I Agree“
• „Evergreen Village“
• „Nie wieder Black Metal“
• „Sohn der Sünde“ (Mari März, Bonusstory)

Wer kennt es nicht, das ewige Leid mit den Anthologien. Meist gibt es ein paar Geschichten, die man wirklich gut findet, während der Rest, nun ja, nicht so wirklich überzeugt. Allein deswegen gehe ich immer mit sehr gemischten Gefühlen an solche Kurzgeschichtensammlungen heran, einerseits machen sie mich neugierig, andererseits weiß ich bereits vorher, dass die Mehrzahl der Storys wohl nix für mich ist. Trotzdem konnte ich beim letzten Buch aus dem Blutwut Verlag einfach nicht widerstehen, ich habe es vorbestellt und dann erstmal eine ganze Weile gewartet. Inzwischen ist das Buch da und ich bin stolzer Besitzer der Nummer 80 von nur 111 Exemplaren. Aufgemacht ist das Büchlein wirklich toll und der kleine Schnitzer auf dem Cover fällt fast gar nicht auf, ich bin mir fast sicher, ich hätte ihn überlesen, hätte ich nicht vorher davon gewusst. 
Den 11 Geschichten von Ralf Kor ist jeweils ein Prolog und eine Illustration vorangestellt, lediglich bei der Bonusstory von Mari März fehlt beides. Die Bilder aus dem Hause Kritzelkunst finde ich sehr gelungen, zumal sie sich immer direkt auf die folgende Geschichte beziehen. Und auch wenn ich es hier schon mehrfach geschrieben habe, wiederhole ich mich gern, ich bin ein Freund von Vor- oder Nachworten, egal ob von Stephen King oder Ralf Kor. Wenn der Autor mich in die Entstehungsgeschichte  seiner Werke einweiht, habe ich immer das Gefühl, ihm direkt über die Schulter zu schauen und genau das finde ich toll.

Aber kommen wir endlich zum Inhalt. Ralf Kor entführt seine Leser in 11 Kurzgeschichten ins Reich des Cthulhu-Mythos, neben irren Geigern, Seemannsgarn und mordenden Sexbomben gibt es außerdem merkwürdige Gärten, Pornosüchtige und Raumschiffe, für Abwechslung ist also bestens gesorgt. Würde man mich nach meiner Lieblingsgeschichte fragen, fiele mir die Antwort wirklich schwer, ich mochte „Die wahre Geschichte über den Untergang der Insel Runghold“ schon wegen der düsteren Grundstimmung sehr gern, aber auch „Man-Eater“ oder „Tote leben länger“. Faszinierenderweise fällt es mir aber noch schwerer, die zu nennen, die mir nicht gefallen haben. Normalerweise gibt es in jeder Sammlung ein paar Rohrkrepierer, hier habe ich die allerdings vergebens gesucht und ich hab mir wirklich Mühe gegeben.
Natürlich hat Ralf Kor das Rad nicht neu erfunden, aber er schafft es, in jeder seiner Geschichten den Bezug zu Lovecraft herzustellen, man wird von seiner Begeisterung für die Tentakelwesen förmlich angesteckt. Schon allein deswegen kann ich das Werk nur weiterempfehlen, auch wenn es aufgrund der kleinen Auflage  wohl schwierig ist, noch eins der Bücher zu ergattern. Lovecraft Fans haben aber eh schon zugeschlagen.^^

Was soll ich noch schreiben? Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, die Geschichten waren abwechslungsreich, der Schreibstil sehr angenehm, für mich war „Tales of Cthulhu“ eine prima Bettlektüre, die ich an zwei Abenden verschlungen habe, dafür vergebe ich 4 von 5 Miezekatzen.

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