“ … Ich sollte nicht unerwähnt lassen, dass Sie, solange Sie hier in dieser Nervenheilanstalt wandeln, brav auf die Beschriftung der einzelnen Stationen achten und sich nicht gar verlaufen sollten. Eventuell treffen Sie nämlich jemanden, dem Sie nicht unbedingt über den Weg laufen sollten, weil er Sie dann schlicht und ergreifend für einen weiteren Insassen halten könnte … „
Oftmals nimmt das Abartige im Leben der Menschen einen deutlich größeren Raum ein, als man auf den ersten Blick meint.
Verschleiert hinter ihren Masken tragen sie vielerlei Dinge in sich, die wir nicht für möglich halten. Einige dieser Dinge halten sie selbst nicht für möglich. Es bedarf äußerster Vorsicht, hinter diese Masken zu sehen, damit die Menschen keinen Schaden nehmen.
Markus Lawo hat eine Reihe bekannter Autor*innen gefunden, um diese Abgründe zu ergründen.
In 17 Kurzgeschichten taucht der Leser in die Welt des Wahnsinns ein. Er begleitet Katzenwesen, Serienmörder, Kinder, durchgeknallte Ärzte und kann sich selbst ein Bild davon machen, wer reif für die Anstalt ist, oder eben nicht.
Hier ein Überblick über die Bewerber für ein freies Zimmer:
• „Ich habe Angst im Dunkeln“ – Simona Turini
• „Cannibal Playground“ – Thomas Williams
• „Monsterzeit“ – Dagny S. Dombois
• „Franky“ – Moe Teratos
• „Das Gleichgewicht des Wahnsinns“ – A. M. Arimont
• „Hörst du sie schreien?“ – Ky van Rae
• „Leviathan“ – Emely Meiou
• „Nachtwache“ – Markus Lawo
• „Dirty Strays“ – Faye Hell
• „Ver-rückt“ – Elli Wintersun
• „Darkham: Purpur“ – Markus Kastenholz
• „Sanitarium“ – Colja Nowak
• „Leidenschaft in Rot“ – Julia Meyer
• „The Butcher“ – Jutta Wölk
• „Am Ende die Wahrheit“ – Dante Nekro
• „Der ewige Albtraum des Max W.“ – A. C. Hurts
• „Ein inneres Bedürfnis“ – Bernar LeSton
Kurzgeschichten-Sammlungen sind für mich ein zweischneidiges Schwert und trotzdem traue ich mich immer wieder, vor allem, wenn der Titel in mir große Erwartungen weckt. Aber wurden die auch erfüllt?
Für „Abartige Geschichten: Asylum“ hat Herausgeber Markus Lawo sich einige Autoren an Land gezogen, die ich sehr mag, aber auch ein paar mir völlig unbekannte. Allein schon der Untertitel Asylum, was soviel wie Anstalt oder eben auch Zuflucht bedeutet, hat mich sofort neugierig gemacht, ich mag ja Freaks.^^ Allerdings weiß man bei einer Anthologie vorher eben nie so genau, was man bekommt.
Vor jeder Kurzgeschichten gibt es als kleine Einleitung eine Krankenakte, auf der man sich kurz mit dem Autoren vertraut machen kann, diese Idee finde ich absolut genial, das ist mir vorher so noch nie untergekommen und verdient definitiv einen Daumen nach oben.
Von den Storys selbst hab ich mir allerdings mehr erhofft, was vielleicht auch daran liegen mag, das manche nur entfernt mit Anstalten an sich zu tun haben. Gleich die erste Geschichte „Ich habe Angst im Dunkeln“ hat mich etwas ernüchtert, denn eigentlich mag ich Simona Turini sehr gern, aber dieses ständige „der Erwin hat dies“ und „die Teresa hat das“ hat mich irgendwie aggressiv gemacht, ich glaube nicht, dass die Autorin das damit erreichen wollte, grins.
Geliebt habe ich hingegen Faye Hells „Dirty Strays“, eine kleine fiese Story, die zeigt, wie schnell man sich auf der anderen Seite wiederfindet, A. C. Hurts „Der ewige Albtraum des Max W.“ und auch Jutta Wölk konnte mit „The Butcher“ recht blutig bei mir punkten, ein bisschen enttäuscht hat mich hingegen Markus Lawo, von dessen Schreibstil ich mir gern ein Bild gemacht hätte, leider fand ich seinen Beitrag dafür aber etwas zu kurz geraten.
Alles in allem findet man in „Abartige Geschichten: Asylum“ sehr unterschiedliche Kurzgeschichten, so dass für jeden etwas dabei sein dürfte, ganz egal ob man auf Blut, Sex oder garstige Wendungen steht. Es gibt Kannibalen, Dämonen, Superhelden oder einfach nur Irre, alles, was das Herz begehrt.
Ja, ich gebe es zu und betone es auch immer wieder, ich bin bei Kurzgeschichten sehr „anspruchsvoll“, meist reißen mich am Ende nur ein paar wenige wirklich mit und das war auch hier der Fall. Das heißt keineswegs, dass der Rest schlecht ist, sie haben bei mir nur einfach nicht so richtig gezündet und so vergebe ich 3 von 5 Miezekatzen. Aber, und das finde ich toll, das Buch hat mir gezeigt, dass ich wohl mal ein Auge auf Jutta Wölk werfen sollte. Genau deswegen mag ich Anthologien irgendwie doch, denn man stolpert einfach immer wieder über Autoren, die man noch nicht kennt und mal genauer unter die Lupe nehmen sollte^^
01. „Abartige Geschichten: Asylum“
02. „Abartige Geschichten: Baker Street“