„Hassnacht – Keiner kommt hier lebend raus!“ – Simone Trojahn

“ … Ein scheinbar verunfallter Lieferwagen, erschrockene Menschen und ein verlorener Kinderschuh sollten und durften in keinerlei Verbindung zueinander stehen! Vor allem, wenn der Schuh Daniels Tochter gehörte, der süßen, dreijährigen Elli, die Brause liebte, Bilder aus bunten Strichen malte und ihn manchmal »Lieblingspapa« nannte, weil sie seine Lieblingstochter war. … „

Jeder von uns hat dieses Monster in sich, das wächst, wenn man es füttert – sein Lieblingsgericht ist Rache, garniert mit Hass. An einem sonnigen Morgen reißt ein tonnenschwerer Lieferwagen das Leben aus Daniels Frau und Tochter. Zu seinem Entsetzen wird der Fahrer in einem späteren Prozess als unzurechnungsfähig erklärt und kommt mit einer Bewährungsstrafe davon. Statt Liebe wächst nun Hass in Daniels Herzen. Patrick Lauer ist der Verteidiger des Unfallverursachers und selbst dreifacher Vater. Er ahnt nicht, dass ein Monster auf ihn lauert, bis sich seine Familie eines Abends in der Gewalt des eiskalten Psychopathen wiederfindet, zu dem Daniel geworden ist. Dieser verfolgt einen perfiden, blutrünstigen Plan, um sich an den Menschen zu rächen, die er für sein Elend verantwortlich macht. Die siebzehnjährige Valentina und ihre jüngeren Geschwister sind in seinen Augen perfekte Werkzeuge zur Bestrafung des verhassten Anwalts. Aber lassen sie sich wirklich so leicht in die Opferrolle drängen oder hat er die Rechnung ohne ihren Überlebenswillen gemacht? Diese Nacht wird lang und blutig – wer jetzt noch rennen kann, sollte es tun!

Ein Knall und ein Kinderschuh auf dem Gehweg verändern Daniels Lauers Leben. Der Autofahrer, der seine Frau und sein Kind überfährt, ist kein unbeschriebenes Blatt, kommt aber mit einer viel zu milden Strafe davon. Vom Hasse zerfressen stattet Lauer ihm einen blutigen Besuch ab, der für ihn unbefriedigend endet, denn der Tod kam für den Mörder viel zu schnell. Doch da ist ja noch sein Verteidiger samt Familie, bei ihnen will er sich mehr Zeit lassen.

Wenn Simone Trojahn auf einem Buch steht, ist mir klar, dass den Leser keine leichte Kost erwartet, es wird böse und blutig, so auch bei „Hassnacht“.
Zu Beginn lernen wir Daniel kennen, das Opfer, das zum Täter wird. So leid mir sein Verlust tut, so wenig mag ich ihn. Er lebt auf Kosten anderer und hat kein Problem damit, das seine Frau ihr Studium abbricht, um für den Unterhalt zu sorgen, auch seine kleine Tochter ändert seine Einstellung nicht. Als er allein zurückbleibt, ist er ein von Hass und Rachegefühlen zerfressener Mann. Bis zu einem gewissen Punkt kann ich das sogar durchaus nachvollziehen. Spätestens wenn Menschen zu Schaden kommen, die mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun haben, ist bei mir Schluss.
Allerdings gibt es hier ein Problem, denn der Verteidiger des Lieferwagenfahrers, der Daniels Familie auslöschte, hat einen Anhang, den man nicht wirklich ins Herz schließen kann. Trotz der perfiden Spielchen des verbitterten Eindringlings ist es für mich schwer, Mitleid mit ihnen zu haben. Bitte sagt mir, dass ich nicht die einzige bin, der es so ergangen ist, ich hatte wirklich teilweise ein schlechtes Gewissen. Vielleicht ist mein kleines Herzchen aber auch einfach nur schwärzer als gedacht …
Ich mag Rachegeschichten und Simones Schreibstil weiß wie gewohnt zu fesseln, die Sache mit der Faust in die Magengrube beherrscht sie perfekt. Dass ich allerdings mit niemandem mitfiebern konnte, hat es mir ein bisschen schwer gemacht, denn am Ende war es mir völlig egal, welche der beiden Seiten das Schlachtfeld als Sieger verlässt.
Bis es soweit ist, muss man sich auf einiges gefasst machen. Bevor man zum Buch greift, sollte man das bedenken und auch, dass zwei Kinder in die Geschehnisse involviert sind.

„Hassnacht“ ist ein typisches Trojahn-Werk, wer Simones Bücher mag, kann getrost zugreifen. Als Einstiegslektüre ist es allerdings nur bedingt geeignet, der Gewaltgrad könnte „unerfahrene“ Leser an ihre Grenzen bringen. Und so vergebe ich trotz fehlender Sympathieträger für die Darstellung einer zerrütteten Familie, die sich zusammenraufen muss 4 von 5 Miezekatzen.

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