„Wenn das Blut im Schnee gefriert“ – Jeff Strand

“ … Im Sommer 1979, einige Tage nach meinem 14. Geburtstag, saß ich in einem Van, dessen Seite ein Panther-Graffito zierte, und versuchte, eine nicht registrierte Pistole zu kaufen. …“ (Seite 7)

Alaska, 1979: In den Weiten des US-Bundesstaats verschwinden mehrere Kinder spurlos. Es gibt keine Zeugen, keine Hinweise auf einen Entführer.
Nur der 14-jährige Curtis Black weiß mehr. Sein Freund Todd wurde vor seinen Augen verschleppt. Und Curtis hat den Täter erkannt!
Er besorgt sich auf dem Schwarzmarkt einen Revolver und ist zu allem bereit.
Mit der Knarre im Rucksack klingelt er an der Haustür des Verdächtigen …

Eine mitreißende Geschichte über das Erwachsenwerden, die dabei mit Witz und Intelligenz zeigt, dass auch Scheitern und Versagen zum Kindsein dazugehören.

Als Curtis sich mit seinem Freund Todd streitet, macht der sich auf den Weg nach Hause. er flogt ihm heimlich und beobachtet dabei, wie Todd in ein Auto steigt, nachdem er sich mit den Fahrer unterhalten hat. Curtis kennt den Mann und ist sich sicher, dass er Todd getötet hat, doch die Polizei findet keinerlei Beweise und so ist an ihm, den Mörder zu überführen.

Bei Jeff Strand denkt man ja meist sofort an seinen schwarzen Humor, der ist hier meiner Meinung nach zwar recht spärlich gesät, blitzt aber immer wieder durch, trotzdem ist die Geschichte um Curtis recht düster. Schon allein natürlich, weil er sich die Schuld an dem Tod seines Freundes gibt, denn hätten sich die beiden nicht gezofft, hätte der sich nicht abends im Dunkeln auf dem Weg nach Hause gemacht. Zwar ist Todd „nur“ verschwunden, aber Curtis ist sich sicher, dass er nicht mehr lebt. Und im Gegensatz zur Polizei, die zwar beim Verdächtigen vorbeigeschaut, aber sonst nichts weiter getan hat, will er handeln. Einen wirklichen Plan hat er dabei nicht, aber es wird sich schon was ergeben.
Curtis ist ein typischer Teenager, er handelt unbedacht, macht sich keine Gedanken darüber, dass er sich und andere in Gefahr bringt. Dennoch hab ich ihn sofort ins Herz geschlossen, denn im Gegensatz zu den Erwachsenen, die immer nur reden, ergreift er die Initiative, auch wenn dabei ziemlich viel Mist verzapft, aber so ist das als Heranwachsender nun mal. Abgesehen davon, komme ich nicht umhin, ihn für einige seiner Aktionen zu bewundern, ich hätte mir da wahrscheinlich vor lauter Panik ins Höschen gepinkelt.^^ Nebenbei wird Curtis langsam erwachsen und auch auf diesem Weg darf ich ihn begleiten. Ja, „Wenn das Blut im Schnee gefriert“ ist eine packende Coming of Age Geschichte, leider kommt mir der Humor hier ein bisschen zu kurz und auch das Ende kommt meiner Meinung nach etwas zu überstürzt und lässt einige Fragen offen, so etwas ärgert mich ja immer mächtig gewaltig.
Trotz dieser kleinen Abstriche weiß das Buch zu fesseln, Jeff Strand wirft seine Leser gleich zu Beginn ohne großes Vorgeplänkel mitten ins Geschehen und lässt sie bis zum Schluss immer wieder nach Luft schnappen. Seine Charaktere haben Tiefgang, man kann ihr Handeln nachvollziehen. Gut, nicht vielleicht nicht immer, aber doch meistens. Und auch wenn es inzwischen verdammt lange her ist, dass ich 14 war, kann ich Curtis nur zu gut verstehen, auch wenn ich ihn ab und an einfach nur schütteln und möchte. Was mir jedoch gefehlt hat, ist ein wenig Hintergrundwissen zum Täter, ich habe die ganze Zeit gehofft, dass da noch etwas kommt, leider vergebens. Dafür hat mich Strands lockerer und flüssiger Schreibstil geradezu inhalieren lassen.
„Wenn das Blut im Schnee gefriert“ erschien als Festa Sammlerausgabe mit einem etwas ungewöhnlichem Cover. Das Bild selbst passt prima zur Geschichte, allerdings findet man darauf weder Titel noch Autor, ich muss zugeben, ich hab das bisher sonst noch nirgendwo gesehen und es wirkt dadurch etwas geheimnisvoll, mir gefällt es auf jeden Fall.

„Wenn das Blut im Schnee gefriert“ ist eine tolle Coming of Age Geschichte mit einem für mich etwas überstürztem Ende, aber damit kann ich Leben, denn ich habe Curtis gern begleitet, mitgelitten, den Kopf geschüttelt und Vermutungen angestellt. Auch wenn das Ende mich ein bisschen enttäuscht hat, ist es immer noch eine verdammt gute Geschichte und mir 4 von 5 Miezekatzen wert.

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