„They all died screaming“ – Kristopher Triana

“ … In ihrer Stimme war eine Sanftheit, die er noch nie gehört hatte – leidenschaftlich, mehr romantisch als lüstern, wie ein Mädchen, das seine Unschuld verliert. Chuck bewegte das Fleisch langsam, zärtlich, fühlte sich Leslie näher als je zuvor. Er hatte noch nie eine Frau gekannt, die so sein konnte. Zumindest in diesem Moment waren sie nicht zwei Säufer, die vögelten, um sich die Zeit zu vertreiben; heute waren sie Liebende. …“ (Seite 89)

Wenn es dich erwischt, kannst du nicht aufhören zu schreien. Du kannst nicht mehr essen, nicht mehr schlafen, erträgst es keine Sekunde länger am Leben zu sein und drehst durch.
Bald ist die Welt voll von denen, die unkontrolliert schreien – und dem Geschrei ihrer Opfer.
In dieser Hölle verbünden sich Chuck und Leslie, um ihre abartigsten Sexfantasien zu befriedigen … doch letztendlich sind beide um zu überleben voneinander abhängig.

They All Died Screaming schildert die Apokalypse durch eine Seuche. Pechschwarz, schockierend.

Chuck ist ein Loser, immer zu haben für Alkohol und Sex und als ihm seine Nachbarin Leslie, die er nur vom Sehen kennt, beides anbietet, sagt er natürlich nicht nein. Und obwohl sie nicht mal ansatzweise den Teenager-Schülerinnen entspricht, von denen er träumt, fühlt er sich zu ihr hingezogen und will sie beschützen. Während draußen immer mehr Menschen zu Schreiern werden, versucht Chuck auf Leslies ganz spezielle Wünsche einzugehen.

Ich mag Kristopher Triana, „Geh und finde den River Man“ fand ich großartig, auch „Body Art“, „Toxic Love“ und „Brutal“ haben mich gut unterhalten. 
Auch „They all died screaming“ fängt vielversprechend an. Es gibt zwei Geschichtsstränge, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben und sich kapitelweise abwechseln. Im ersten dreht sich alles um einen Jungen, der aus einem Einkaufscenter entführt wird, auf einer Farm landet und sich dort um das Vieh kümmern muss. Nummer 2 handelt Chuck,  der es im Leben zu nichts gebracht hat und seiner Nachbarin Leslie, die inmitten all der Gewalt, die die Schreier verbreiten, entdecken, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen, auf eine ganz eigene Art.
Während mich die Kapitel mit dem entführten Jungen von Anfang an gefesselt haben, ließ mein Interesse an Chuck und Leslie bald etwas nach, denn anstatt sich mit den Ereignissen vor deren Tür auseinanderzusetzen, geht es um sexuelle Vorlieben. Gut, damit hätte ich leben können, das stand ja schon im Klappentext, mir persönlich werden die allerdings ein wenig zu sehr ausgeschmückt, auf das Chaos außerhalb ihres vermeintlich sicheren Verstecks wird zwar immer wieder kurz eingegangen, aber das war mir einfach zu wenig. Auch die Zusammenführung der beiden Geschichten wurde meiner Meinung nach etwas unglücklich gelöst, ich hatte da mehr erwartet, aber gut, das ist Geschmackssache.
Faszinierend finde ich hingegen, das Trianas Protagonisten meist alles andere als Helden sind, auch diesmal sind alle eher zwielichtige Gestalten, allerdings habe ich zu keinem einen Draht gefunden. In seinen andern Büchern konnte ich mich zumindest teilweise mit den Figuren identifizieren, hier klappt das aber leider gar nicht, Leslie ging mir sogar ziemlich auf die Nerven.
Auch der Mann, der den Jungen entführt hat, ist einfach nur abstoßend, allerdings auf eine interessante Art, man fragt sich immer wieder, was da wohl als nächstes kommt, ob er es wohl schafft, noch eine Schippe draufzulegen. Bei Chuck und Leslie ist es zwar ähnlich, hat mich aber nicht berührt, ich hatte eher das Gefühl der Autor hat ausgetestet, wie weit er sich selbst zu gehen traut.
Tja, am Ende bin ich hin- und hergerissen, denn die Hälfte des Buches hat mich sehr mitgenommen, während die andere fast nur eine Aneinanderreihung von doch etwas gewöhnungsbedürftigen Sexpraktiken war. Das ist eine Weile durchaus unterhaltsam, verliert dann aber recht schnell den Reiz, zumindest für mich.
„They all died screaming“ ist übrigens in der Extrem Reihe des Festa Verlages erschienen und da gehört es auch hin, Zartbesaitete sollten besser die Finger davon lassen.^^

„They all died screaming“ ist für mich nicht Kristopher Trianas bestes Buch, obwohl er seiner Erzählweise und auch seinem Schreibstil treu bleibt. Zu viel Sex, zu wenig Apokalypse, umgedreht wäre es mir lieber gewesen und so vergebe ich 3 von 5 Miezekatzen.

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