“ … »Heute ist dein Glückstag«, sagte der Wahnsinnige in ruhigem Ton. »Da draußen hat dich einer verdammt lieb.«
Dann stand er auf und Gregory schloss die Augen. Er spürte, wie alles um ihn herum langsam wegdriftete. Wie ein im Zeitraffer austrocknender See. Er lächelte. denn es war ein schönes Gefühl.
Endlich Ruhe. …“
Als Gregory acht Jahre alt war, verließ seine Mutter Hals über Kopf die elterliche Villa, nahm ihn mit und untersagte ihm jeglichen Kontakt zu seinem Vater. Auf eine Erklärung wartete der kleine Gregory vergeblich.
Als Gregory als Erwachsener ein eigenes Kind erwartet, beschließt er, dass es an der Zeit ist, Antworten auf die Fragen zu finden, die ihn seit Jahren quälen. Was ist damals wirklich geschehen und weshalb hat sein Vater die Kontaktsperre sogar nach dem Unfalltod seiner Mutter aufrechterhalten? Seine Suche führt ihn an den Ort seiner Kindheit, was bruchstückhafte Erinnerungen in Gregory zutage fördert. Er spürt, dass damals etwas Grausames vorgefallen sein muss. Was hat es mit dem See auf sich, der sich neben dem Grundstück befindet? Warum bereitet er Gregory Albträume? Und was befindet sich im Keller der elterlichen Villa?
Nachdem Gregory mit seiner Mutter vor seinem Vater geflohen ist, kommen die beiden bei Becky, der Schwester seiner Mutter unter. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihm, denn schon bald darauf stirbt seine Mutter bei einem Unfall. Das ist inzwischen mehr als zwanzig Jahre her, auch Tante Becky lebt inzwischen nicht mehr und Gregorys Vater, der sich all die Jahre nicht bei ihm gemeldet hat, kämpft mit dem Tod. Bevor er stirbt, will sein Sohn Antworten, denn immer noch wacht er schreiend aus Albträumen auf. Doch die Reise nach Hause und damit auch zurück in seine Kindheit ruft Erinnerungen wach, die besser verborgen geblieben wären …
Eine junge Frau, eingesperrt in einem Zwinger. Aus zehn verschlossenen Umschlägen soll sie einen auswählen, der über ihr Schicksal entscheidet. Ja, Andreas Laufhütte schafft es mal wieder, mich gleich mit den ersten Seiten zu fesseln, auch wenn ich keinerlei Ahnung habe, was zur Hölle in dem Keller eigentlich vorgeht.
Ein paar Kapitel später lerne ich dann Gregory kennen, der mit seiner Mutter in einer Gewitternacht vor seinem Vater flieht und schließlich Jahre später herausfinden will, was damals vorgefallen ist. Gregory hat mein Herz im Sturm erobert. Schon als kleiner Junge hat er es schwer, in der Schule gehänselt, dann die Flucht von Zuhause, der Tod der Mutter, doch das Schicksal ist noch lange nicht fertig mit ihm. Dennoch beißt der Junge sich durch, allen Widrigkeiten zum Trotz. So leid er mir tut, so sehr bewundere ich ihn auch. Und ich verstehe, was ihn antreibt, immerhin wollen wir alle wissen, woher wir kommen, was uns unsere Eltern mitgegeben haben. Dabei kommen auch all die unschönen Dinge zum Vorschein, die wir verdrängt haben. Im Falle von Gregory wird es blutig, sehr blutig, aber etwas anderes habe ich vom Autor auch nicht erwartet. Lasst euch also vom Cover nicht täuschen, „Der verschwundene See“ ist ein typischer Laufhütte, eine fiese kleine Geschichte voller unerwarteter Wendungen, ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen und in einem Rutsch durchlesen möchte. Schon allein, weil man Gregory endlich Erlösung wünscht, denn er hat bereits genug mitgemacht. Aber wer Andreas Laufhütte kennt …, ich merke schon, wiederhole mich.^^
Spannung von Anfang bis Ende, gut ausgearbeitete Charaktere und ein mitreißender Schreibstil, das alles macht Andreas Laufhütte aus. Für Zartbesaitete sind seine Bücher allerdings gänzlich ungeeignet. „Sind sie zu stark, bist du zu schwach.“ trifft den Nagel hier auf den Kopf. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle, die es etwas härter mögen. Wer vor Blut und Gewalt zurückschreckt, sollte besser einen Bogen um das Buch machen, das gerade zu Beginn ein wenig an die „SAW“ Reihe erinnert. Und die ist auch so herrlich fies, genau meins.
Aber zurück zum Thema, meine Bewertung fehlt ja noch. Für Gregory und seinen Trip in die Vergangenheit gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen und damit habe ich fertig.^^.
