„Fahr zur Hölle, Mister B.“ – Clive Barker

“ … Mein Vater ist ein Bastard, meine Mutter eine Amateurhure. Kreaturen wir mir gewährt man keine übernatürlichen Kräfte. Wir bekommen kaum die Macht, uns selbst zu versorgen. Aber meistens bin ich klüger als der Feind … “ (Seite 64)

Verbrennen Sie dieses Buch. Na los. Schnell, so lange noch Zeit ist.
Verbrennen Sie es.
Lesen Sie kein einziges Wort mehr. Haben Sie gehört?
Kein. Einziges. Wort. Mehr.

Nun gut, ich bin ein Dämon. Mein vollständiger Name lautet Jakabok Botch.
Ich wusste einmal, was das heißt, habe es aber vergessen.
Ich bin Gefangener dieser Buchseiten, in den Worten gefangen, die Sie gerade lesen …
Dies sind meine Memoiren, oder, wenn Sie so wollen, meine Beichte.

Jakabok hat es schon als Kind nicht leicht. Vom Vater verprügelt, der Mutter egal, bleibt er größtenteils sich selbst überlassen. Eine von Menschen gestellte Falle kostet schließlich dem verhassten Vater das Leben und Botch landet in den Händen der Jäger, die ihre ganz eigenen Verwendungszwecke für Dämonen haben. Ihm gelingt die Flucht, doch auch auf Erden ist das Leben kein Zuckerschlecken, er wird gedemütigt, gequält, bis er auf Quitoon trifft, einen anderen Dämon, der ihn unter seine Fittiche nimmt.

Bisher bin ich mit Clive Barker ja nicht so richtig warm geworden. „Die Bücher des Blutes“ fand ich ziemlich öde, wobei ich zugeben muss, dass ich nur 4, 5 und 6 gelesen habe und die ersten drei immer noch vor mir herschiebe. „Tortured Souls“ aus dem Buchheim Verlag war toll aufgemacht, allerdings haben die beiden enthaltenen Novellen bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen und „Das scharlachrote Evangelium“, nun ja, es ist zwar inzwischen ein paar Jahre her, dass ich es gelesen habe, aber nach „Hellraiser“ hatte ich mir auch da mehr versprochen.
Nun habe ich vor kurzem auf meinem SUB „Fahr zur Hölle, Mister B.“ aus Festas Horror & Thriller Reihe entdeckt, der perfekte Grund, Barker nochmal eine Chance zu geben.
Nun ja, was soll ich sagen. Vom Hocker gerissen hat mich auch dieses Buch nicht, gerade die permanente Aufforderung dazu, es zu verbrennen, ging mir nach dem dritten Mal gehörig auf die Nerven. Dabei finde ich die Idee an sich super, denn Barker lässt seinen Helden, den Dämon Jakabok Botch, aus dem Buch zu mir sprechen. Und damit ich seiner Aufforderung endlich nachkomme, erzählt er mir immer mehr aus seinem Leben, in der Hoffnung, mich zu überzeugen.
So weit, so gut, Botch ist ein armes Würstchen, mit dem es das Leben bisher nicht sonderlich gut gemeint hat und daran ändert sich auch nichts, als er aus der Hölle in unsere Welt kommt und im Jahr 1440 landet. Eine interessante Zeit, denn eine große Entdeckung steht an, an der auch die Dämonen Interesse zeigen. Natürlich werde ich nicht darauf eingehen, um was es sich handelt, nur soviel: Auf den Gedanken muss man erstmal kommen. Leider hat der Autor hier meiner Meinung nach allerdings wieder sehr viel Potenzial verschenkt, die Umsetzung hätte ruhig etwas spektakulärer ausfallen können. Gerade weil Jakabok den Leser vorher immer wieder an seinen Gedanken teilhaben lässt und die sind teilweise so richtig schön fies, aber er ist eben ein Dämon. Ihn das Ganze in Ich-Form erzählen zu lassen, passt wie die Faust aufs Auge und auch die kleinen Geschichtsstunden, seien es Hexenverbrennungen oder eben jene bahnbrechende Erfindung, sind ungemein unterhaltsam. Botch erzählt von Freundschaft und Vertrauen, von Hass auf andere und sich selbst. Doch auch Barkers immer wieder durchblitzender sehr bildhafter Schreibstil ändert nichts daran, dass der Geschichte zwischendurch immer wieder die Luft ausgeht und auch das Ende nicht wirklich überzeugt. Zumindest mich nicht.

Nette Unterhaltung für zwischendurch, mehr war „Fahr zur Hölle, Mister B.“ für mich leider nicht. Jakabok Botch, ein fast schon vermenschlichter Dämon, tut mir leid, weil er immer wieder die Arschkarte zieht, aber das ist mir einfach nicht genug, zumal der erwartete große Knall am Ende ausbleibt. Ich habe mich nicht durch das Buch gequält, so wie durch „Die Bücher des Blutes“, schreie aber eben auch nicht begeistert nach mehr. Schade, hier wär mehr drin gewesen, aber so reicht es nur für 3 von 5 Miezekatzen.

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