„Stalking Jack the Ripper“ – Kerri Maniscalco

“ … »Tote noch vor dem Frühstück zu sezieren ist ebenfalls eine abscheuliche Angewohnheit. Trotzdem mache ich dir deswegen keine Vorwürfe. Tatsächlich … empfinde ich es irgendwie als liebenswert, dich jeden Morgen bis zum Ellenbogen in Eingeweiden stecken zu sehen.« … “ (Seite 106)

London, im Jahr 1888. Audrey Rose Wadsworth ist die Tochter eines Lords und hat ein Leben voller Reichtum und Privilegien vor sich. Doch zwischen Teeverabredungen und Kleideranproben führt sie ein verbotenes Doppelleben. Entgegen den Wünschen ihres strengen Vaters und den Erwartungen der Gesellschaft schleicht sich Audrey oft in das Labor und den Hörsaal ihres Onkels, um Gerichtsmedizin zu studieren.
Dabei arbeitet sie an einer Reihe grausam zugerichteter Leichen und stößt auf Ungereimtheiten. Gemeinsam mit dem attraktiven Thomas Cresswell fängt sie an zu ermitteln – schnell wird klar, dass sie sich auf der Spur des berüchtigten Serienmörders Jack the Ripper befinden. Die Suche nach Antworten führt Audrey zurück in ihr eigenes Umfeld … und zu einem furchtbaren Geheimnis.

Ohne das Wissen ihres Vaters schleicht sich Audrey-Rose immer wieder aus dem Haus um ihrem Onkel, einem Gerichtsmediziner, zur Hand zu gehen. Auch die Opfer von Jack the Ripper landen auf seinem Tisch und wecken die Neugier seiner Nichte und ehe sie sich versieht, steckt sie selbst mittendrin im Fall um den mysteriösen Serienkiller.

Wenn irgendwo Jack the Ripper draufsteht, bin ich voll das Opfer, so musste natürlich auch Kerri Maniscalcos Buch bei mir einziehen. Aber war es den Kauf wert, nachdem ich mich mit „Kingdom of the Wicked“ teilweise echt schwergetan habe? Versteht mich nicht falsch, an sich mochte ich die Trilogie echt gerne, die Story war fesselnd. Statt ihr aber weiter den Raum einzuräumen, den sie zu Beginn hatte, ging es im Band 2 plötzlich nur noch darum, irgendeinen Grund zu finden, sich den körperlichen Freuden hinzugeben und das seitenlang immer und immer wieder, mein persönlicher Albtraum. Am Ende hat mich „Stalking Jack the Ripper“ aber tatsächlich an ein ganz anderes Buch erinnert, nämlich an „Anatomy“ von Dana Schwartz. In beiden Werken geht es um eine Tochter aus gutem Hause, die, anstatt sich auf die Suche einem neuen Kleid für den nächste Ball oder Empfang zu machen lieber in die blutigen tiefen der Medizin abtauchen, wo Frauen nicht gerne gesehen sind. Und man mag es kaum glauben, beide haben doch tatsächlich einen jungen Mann, einen Freigeist an ihrer Seite, der sie bei ihrem Vorhaben unterstützt. Dann hören die Gemeinsamkeiten allerdings auch auf, denn während Hazel als Ärztin arbeitet und vor allem die Armen betreut, widmet sich unsere Heldin hier den Toten, ganz speziell den ermordeten Frauen, die auf das Konto von Jack the Ripper gehen. Wie schon in „Anatomy“ gibt es auch hier immer wieder sehr interessante Einblicke in die medizinischen Gepflogenheiten des 19. Jahrhunderts.
Audrey Rose selbst ist eine sehr sympathische, wenn auch ein gewissen Dingen naive Person. Sie weiß sich zu behaupten, das bekommt vor allem Thomas zu spüren, der ebenfalls bei ihrem Onkel das Handwerk des Gerichtsmediziners lernt. Ihn mochte ich fast noch mehr, gerade weil er es immer wieder darauf anlegt, die junge Frau aufzuziehen oder zu verunsichern. Die Neckereien der beiden sind erfrischend, die Liebesgeschichte hält sich im Hintergrund, gegen Ende frage aber selbst ich mich, warum die beiden immer noch so umeinander herumschleichen. Wer also wieder auf pikante Szenen hofft, wird enttäuscht sein, denn statt heißer Bettszenen bekommt man eine selbtbewusste junge Frau geboten, die sich an die Aufklärung einer Mordserie macht und dabei selbst in Gefahr gerät. Der Schreibstil ist angenehm und der Thematik angepasst, allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es hin und wieder Ausflüge in den Sektionssaal gibt, bei denen man das Gefühl hat, Audrey-Rose direkt über die Schulter zu schauen, ein empfindlicher Magen ist da eher von Nachteil.^^

Jack the Ripper und Gerichtsmedizin, gleich zwei Themen, mit denen man mich drankriegt. Ich bin zwar kein Coverkäufer, aber der Umschlag ist mir gleich ins Auge gesprungen, auch wegen der tollen Farbgebung, die im Buchschnitt wieder aufgegriffen wird. „Stalking Jack the Ripper“ ist kein Knaller, hat mich aber gut unterhalten. Ich mochte die Figuren, freue mich auf ein Wiedersehen mit Audrey-Rose und Thomas in Rumänien und hsalte den angespitzten Pfahl schon mal bereit. Bis dahin gibt es aber erstmal 4 von 5 Miezekatzen für den blutigen London-Trip.

01. „Stalking Jack the Ripper“
02. „Hunting Prince Dracula“

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