„Blackwater 3“ – Michael McDowell

“ … Eine Stimme schien zu antworten. Aber er vermochte nicht zu sagen, wem sie gehörte, wo sie herkam und was sie sagte. Der Regen trommelte auf die Fensterbänke, schlug gegen die Scheiben und verhinderte, dass er erfuhr, wer sonst noch im Haus war. … “ (Seite 373)

Blackwater erzählt von dem verschlafenen Perdido in Alabama und den Schrecken, die Elinor Dammert über die Familie Caskey und die Stadt bringt.
Die mysteriöse Fremde, die bei einem Hochwasser am Ostersonntag 1919 in Perdido erscheint, wirkt liebenswürdig und charmant. Aber Elinors schönes Äußeres verbirgt ein schockierendes Geheimnis. Im Wasser des Perdido-Flusses verwandelt sie sich in etwas, über das die Einwohner schon seit Generationen Geschichten erzählen …

James ist tot und Frances schwanger, es wird also an der Zeit, dass Elinor ein klärendes Gespräch mit ihrer Tochter führt. Auch das Verhältnis zu Miriam bessert sich, allerdings weniger aus Liebe, als aus geschäftlichen Gründen, denn auf dem Land der Caskeys hat man Erdöl gefunden, was die Kassen noch weiter füllt. Doch auch Geld schützt nicht vor Unglück.

Und die Jahre ziehen ins Land … 
Inzwischen schreibt man das Jahr 1947, der zweite Weltkrieg ist vorbei und der Familie Caskey geht es gut. Das Sägewerk ist ausgelastet und es kommt eine weitere Einnahmequelle hinzu, die noch mehr Geld in die Kassen spült. Frances ist schwanger und man „verkauft“ nach Miriam erneut ein Kind innerhalb der Familie. Alles in allem läuft es gut, man hat sich zusammengerauft, auch wenn es hin und wieder zu kleineren Reibereien kommt. Doch so schön es auch ist, reich zu sein, man kann sich nicht alles kaufen, das bekommen vor allem Sister und Oscar zu spüren.
Fast 30 Jahre sind seit dessen erster Begegnung mit seiner zukünftigen Frau vergangen. Das Machtgefüge innerhalb der Familie hat sich geändert, die Caskeys sind erfolgreich, überall angesehen und Elinor hat es über all die Jahre geschafft, ihr kleines Geheimnis für sich zu behalten. Nun aber muss sie es mit ihrer schwangeren Tochter teilen.
Auch der dritte Band beginnt wieder unmittelbar nach den Geschehnissen im Vorgänger. James Tod führt dazu, dass einige Dinge überdacht und Zuständigkeitsbereiche neu aufgeteilt werden, um endlich einen Überblick über die finanzielle Lage zu bekommen. Einmal mehr wird dem Leser dabei vor Augen geführt, wie unterschiedlich die Caskeys doch sind.  Da ist z. B. Oascar, der gutmütige Typ, seine Tochter Miriam hingegen ist kalt, berechnend und damit die perfekte Geschäftsfrau, kein Wunder, wurde sie doch von Mary-Love angelernt. Aber auch Elinor ist kein Unschuldslamm, sie weiß genau, welche Knöpfe sie bei wem drücken muss, um zu erreichen was sie will. Für mich sind die beiden liebenswertesten Figuren tatsächlich Grace und Lucille, die sich gemeinsam ein Leben außerhalb der Stadt aufbauen. Und, nur mal so nebenbei bemerkt, ich finde es großartig, dass nicht auf ihrer lesbischen Beziehung herumgeritten wird, sondern der Autor sich damit begnügt, ein paar Mal dezent darauf hinzuweisen und damit ist das Thema durch. Für mich eine willkommene Abwechslung zur heutigen Literatur, bei der ich immer das Gefühl habe, man muss extra auf gleichgeschlechtliche Beziehungen hinweisen, anstatt die einfach als gegeben hinzunehmen. Schon allein deswegen mache ich einen großen Bogen um diese Bücher. Versteht mich nicht falsch, ich habe absolut kein Problem damit, aber wie bitte soll man etwas als normal ansehen, wenn immer und immer wieder darauf hingewiesen wird?
Okay, zurück zum Thema. Wo waren wir? Ach ja, die Charaktere. Es gibt sehr viele in „Blackwater“, zur eigentlichen Familie kommen noch die Angestellten hinzu, und sie alle habe ich gern begleitet. Queenie und Zaddie, Sister, Billy, die Liste ist verdammt lang. Umso schwerer war es für mich, Abschied zu nehmen, aber alles hat einmal ein Ende. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass sich der Festa Verlag der noch nicht auf Deutsch erschienen Bücher von Michael McDowell annimmt, da gibt es ja noch ein paar. Es wäre wirklich toll, wenn auch die noch veröffentlicht würden, denn der Autor ist ein wirklich großartiger Geschichtenerzähler, der fast vollkommen ohne Blut und Gewalt auskommt. Dafür weiß sein ruhiger und bidhafter Schreibstil umso mehr zu fesseln und sorgt für Gänsehaut.
„Blackwater“ ist als 3-bändige limitierte Auflage in der Pulp Legends Reihe des Festa Verlages erschienen und komplett vergriffen. Aufgrund der großen Nachfrage wird es im Mai eine 6-bändige Taschenbuchausgabe geben, ganz wie im Original und ich kann euch dazu nur eins sagen: Greift zu, es lohnt sich. 

Ich habe Band 3 der Reihe immer wieder vor mir hergeschoben, da ich mich nicht von Elinor und ihrer Familie verabschieden wollte. Aber irgendwann war der schmerzliche Moment eben doch gekommen und ich muss zugeben,  Michael McDowell hat seine Saga zu einem gelungenen  Abschluss gebracht, er schließt den Kreis. Das ist konsequent, aber das einzig schlüssige Ende.
Mich hat „Blackwater“ von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und ich vermisse Elinor und all die anderen schon jetzt. Was bleibt mir also anderes, als erneut 4,5 von 5 Miezekatzen zu vergeben und euch die Büßcher wärmstens ans Herz zu legen.^^ 

„Blackwater 1“
„Blackwater 2“
„Blackwater 3“

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