“ … Schließlich erreichten wir die Kirche. Düster, abweisend und kalt ragte sie vor uns auf. Hinter ihren Fenstern lauerten nur schwarze Schatteen und jegliche Frömmigkeit und Helligkeithatte sie längst verlassen, da bin ich mir ganz sicher. …“ (Seite 51)
Aus dem Vorwort von Christian Endres:
»Ein Band mit Stephen-King-Erzählungen zum Cthulhu-Mythos von H. P. Lovecraft kann guten Gewissens als Gipfeltreffen des Horrors bezeichnet werden. Schließlich gab es im 20. Jahrhundert keine zwei einflussreicheren, geschweige denn bekannteren Horrorautoren als diese beiden Gentlemen aus New England an der amerikanischen Ostküste, und auch das 21. Jahrhundert wird noch immer massiv von ihnen und ihren Werken geprägt.«
In vier Kurzgeschichten, „Briefe aus Jerusalem“, „Crouch End“, „N.“ und „Gramma“ verbeugt sich Stephen King vor H. P. Lovecraft und entführt seine Leser in dessen Universum voller Dunkelheit und Albträume, wo das Grauen unter anderem auf alten Familienwohnsitzen oder zwischen Steinen lauert.
Band 7 der „Lovecraft Limited“ Reihe aus dem Festa Verlag ist ein ganz besonderes Schätzchen, denn hier entführt nach Edward Lee nun auch Stephen King, der Meister selbst, die Leser ins Lovecraft-Universum, allerdings nicht mit neuem Material, denn alle vier Kurzgeschichten sind bereits auf Deutsch erschienen, allerdings wurden sie neu übersetzt und mit einem ausführlichen Vorwort von Christian Endres versehen.
Ich liebe Stephen King, allerdings mag ich seine Romane wesentlich mehr als seine Kurzgeschichten. Da gibt es nur wenige, die mich wirklich begeistert haben, eine davon ist die titelgebende Story des Buches. In „Briefe aus Jerusalem“ erbt Charles Boone das Familienanwesen Chapelwaite, das eine düstere Geschichte hat. Das lassen ihn auch die Anwohner das nahegelegenen Ortes spüren, sie halten das Haus und seine Bewohner für verflucht, nach und nach kommt es tatsächlich zu immer seltsameren Ereignissen, die Charles seinem Freund Bones in seinen Briefen schildert. Die Geschichte lebt von ihrer düsteren Grundstimmung und den unübersehbaren Lovecraft-Anspielungen und ist für mich definitiv das Highlight des Buches.
„Crouch End“ erzählt von den unheimlichen Erlebnissen einer Touristin in dem Londoner Stadtteil, „N.“ erzählt von einem Psychiater, dessen Patient unter Zwangsstörungen leidet und in „Gramma“, vorher unter dem Titel „Omi“ erschienen, bleibt der 11-jährige George allein zu Hause mit seiner gruseligen, todkranken Oma.
Vier völlig unterschiedliche Storys, die jedoch einen gemeinsamen Nenner haben, nämlich H. P. Lovecraft und den von ihm erschaffenen Cthulhu-Mythos voller alter, schlafender Götter und Albträume, für King natürlich eine perfekte Vorlage. Trotzdem muss ich gestehen, dass mich außer „Briefe aus Jerusalem“ keine der anderen Kurzgeschichten komplett überzeugt hat, vielleicht auch, weil ich sie alle schon kannte. King punktet für mich aber auch eher mit seinem ausschweifendem Erzählstil und seinen ausgearbeiteten Figuren, beides ist hier natürlich schwer oder fast unmöglich.
Dafür ist das Buch selbst ein Eyecatcher, die Illustrationen von Dirk Berger sind toll und für King Fans darf das Buch in der Sammlung natürlich nicht fehlen, auch, weil der Titel auf 1.500 Exemplare limitiert und inzwischen vergriffen ist.
Die vier Kurzgeschichten sind, bis auf die Titelstory, für mich nicht unbedingt Stephen Kings beste Werke, passen aber zum Lovecraftbezug der Reihe wie die Faust aufs Auge. Normalerweise hätte ich „nur“ 3,5 Miezekatzen vergeben, aber ich finde die Aufmachung, vor allem die Illustrationen von den einzelnen Geschichten, total gelungen und gebe dafür ein halbes Extrapünktchen, auch wenn es das Ergebnis eigentlich ein bisschen verfälscht. Aber hey, ab und an muss man mal ein Auge zudrücken.^^