“ … Abermals fegte ein Windhauch durch den Flur und dieses Mal wurde Staub aufgewirbelt, der in Gailles Gesicht landete. Angeekelt wischte sie sich über den Mund und bemerkte zu ihrer Verwunderung, dass ihre Finger rußig waren. …“
Als Gailles Mann Matt seinen Job verliert, ziehen sie mit den beiden Töchtern nach Tratwood. Das malerische Städtchen und das sanierte Haus scheinen die perfekte Zuflucht für die kleine Familie zu sein. Doch schon bald häufen sich seltsame Vorkommnisse: Ein Herdbrand ohne erkennbare Ursache, merkwürdige Aschehaufen auf dem Dachboden und das Geräusch von knisterndem Feuer, welches Gaille um den Schlaf bringt.
Matt tut die Sorgen seiner Frau ab, doch als ihre Tochter Cara beginnt, von einer Frau aus Asche zu reden, stellt Gaille Nachforschungen an – und findet sich schon bald in einem Albtraum aus Flammen und Rauch wieder. Gaille erkennt, dass ihr Leben unweigerlich mit dem Schicksal einer anderen Mutter verbunden und alles, was sie zu wissen scheint, eine Lüge ist.
Mutterasche ist ein packender übernatürlicher Horror-Kurzroman über die Geister der Vergangenheit, das unaufhaltsame Streben nach der Wahrheit und die unerschütterliche Kraft zweier Mütter, deren Schicksale über die Jahrzehnte hinweg verbunden sind.
Ein Umzug führt Gaille, ihren Mann Matt und ihre Töchter Cara und Zoe nach Tratwood, wo die Familie ein frisch saniertes Haus bezieht. Gaille hat es nicht leicht, sie muss sich allein um die Mädchen kümmern und auch das neue Zuhause macht Ärger, sie hört Flammen lodern und immer wieder tauchen Aschehäufchen auf, die vom Dachboden zu kommen scheinen. Außerdem beginnt die vierjährige Cara von der Frau aus Asche zu erzählen. Gaille bekommt es mit der Angst zu tun, denn sie spürt, dass es im Haus nicht mit rechten Dingen zugeht, wird von Matt dafür aber nur belächelt.
„Mutterasche“ ist Clarissa Kühnbergers erster Ausflug ins Horrorgenre, dementsprechend war ich natürlich neugierig, was mich erwartet.
Ein Familienvater verliert seinen Job und muss mit seinem Anhang in ein neues Heim ziehen, ganz alltäglich, könnte man meinen. Doch normal ist in „Mutterasche“ nichts, das geht schon bei der Familie los, denn Gailles Ehemann macht schon von Anfang an keinen besonders guten Eindruck. Der Haushalt und die beiden Töchter sind Sache der Frau, immerhin geht er ja arbeiten, um alle durchzufüttern. Gaille hingegen hat ihren Job aufgegeben und fühlt sich nun einsam in der neuen Umgebung. Dass im Haus immer wieder seltsame Dinge vorgehen, macht die Sache nicht leichter. Erst brennt der Herd, dann hört die Mutter immer wieder das Geräusch lodernder Flammen und zuguterletzt erzählt ihr die 4-jährige Cara von einer Frau aus Asche, die sonst kein anderer sieht. Als Spielzeug verbrennt, bekommt sie Angst um sich und ihre Kinder, aber Matt nimmt sie nicht ernst, hält sie nur für überspannt. Doch dann trifft Gale selbst auf die Geisterfrau und macht eine schreckliche Entdeckung.
„Mutterasche“ kommt eher auf leisen Sohlen daher, es gibt hier keine Blutpfützen oder ausufernde Gewalt, dafür begleitet man als Leser eine Protagonistin, deren Leben immer mehr aus der Bahn gerät und schließlich in Scherben liegt. Gailles toxische Beziehung zu ihrem egoistischen Ehemann ist der Grundpfeiler der Story und auch wenn das im ersten Moment vielleicht nicht ganz so spannend klingt, kann sie gerade damit punkten. Denn im Gegensatz zu ihren beiden kleinen Töchtern erkennt die Hausfrau erst Schritt für Schritt, dass ihr Gatte kein guter Mensch ist. Gut, als Leser merkt man das recht früh und möchte Gaille vorher so einige Male packen und schütteln, gerade wenn man merkt, wie abhängig sie sich von ihm gemacht hat.
Doch natürlich ist die Familiengeschichte nicht alles, da ist noch der Geisterpart, der sich wunderbar ins Geschehen einfügt und mir auch ohne Splattereinlagen, die hat „Mutterasche“ gar nicht nötig“, einen Schauer über den Rücken jagte. Gerade als Mutter fühlt man da besonders mit, vor allem natürlich, weil die Autorin hier sehr glaubhafte Figuren erschaffen hat. So hat Matt mich vom ersten Moment an einfach nur aufgeregt, während ich mit seiner Frau mitgebangt habe, auch wenn sie meiner Meinung nach ein wenig zulange braucht um sich zur Wehr zu setzen.
„Mutterasche“ ist ein Horrorroman der eher leisen Töne, entwickelt aber gerade deswegen einen enromen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. So ist das Buch auch für alle jene geeignet, die mit Blut und Gedärm nichts anfangen können, sich aber dennoch gruseln wollen.
Mit Gaille hat Clarissa Kühnberger eine sympathische Protagonisten erschaffen, der ich gern und mit klopfendem Herzten auf den unheimlichen Dachboden gefolgt bin, um herauszufinden was es mit der Geisterfrau auf sich hat, dafür gibt es von mir wohlverdiente 4,5 von 5 Miezekatzen.