„Das Spielhaus“ – Rebekah Stoke

“ … Annie glaubte, dass ihre erste Begegnung mit Violet nur der Anfang einer sehr schwierigen Zeit darstellte, und sie hoffte inständig, ihr schlechtes Gefühl läge nur an diesem verdammt anstrengenden Tag und der Müdigkeit. Sie stand auf, und als sie diesen Geruch wahrnahm, der so anders war als in der Stadt, empfand sie entsetzliches Heimweh. …“

Das Spielhaus Annie und ihr Verlobter Donovan ziehen von New York nach Louisiana auf das Anwesen Grant House, das seiner Stiefmutter Violet gehört. Während Donovan im Unternehmen seines Vaters arbeitet, wird Annie die Hauslehrerin seiner 15-jährigen Halbschwester Jules. Dem Charme des herrschaftlichen Herrenhauses vor den Toren der Sümpfe verfällt Annie sofort, jedoch gerät sie mit ihrer zukünftigen Schwiegermutter immer wieder aneinander, denn Violets Verhalten wirft Fragen auf. Warum sperrt sie Jules in Grant House ein? Bei ihren Erkundungstouren stößt Annie auf eine Warnung vorheriger Lehrer, blutbefleckte Handtücher auf dem Dachboden und mehrere Todesfälle in der Vergangenheit. Violets Mutter beging Selbstmord, der Vater wurde ermordet, und was ist mit Violets Schwester Rosie passiert? Als Jules Annie ein Geheimnis verrät, setzt sich das Puzzle zusammen. Annie findet heraus, was es mit dem Grab im Wald auf sich hat und warum niemand das Spielhaus hinter der alten Eiche betreten darf, in dem die schlimmen Dinge lagern.

Als Annie mit ihrem Verlobten Donovan nach Louisiana zieht, wollen sie eigentlich nur kurz auf dem Anwesen seiner Stiefmutter Violet leben, denn Annies Traum ist ein eigenes Haus. Neben den Eltern ihres Verlobten lebt dort noch seine jüngere Halbschwester Jules, die im Rollstuhl sitzt und von ihrer Mutter übermäßig beschützt wird. Dass Annie sie unterrichtet und das Mädchen immer wieder zu Ausflügen aus ihrem Zimmer herausholt, sorgt bei Violet für Unmut. Warum ist sie so besorgt um ihre Tochter? Und warum darf die das Spielhaus am Wald nicht betreten?

Annie und Donovan führen ein zufriedenes Leben in New York, bis Donovans Vater, der bisher das Familienunternehmen leitete, sich zurückziehen will und der Sohn seinen Platz einnehmen soll. Für das junge Paar bedeutet das einen Umzug in ein kleines Städtchen in der Nähe von New Orleans, gerade für Annie, das Großstadtmädchen, ist das eine gewaltige Umstellung. Dass sie in  Grant House, dem Anwesen von Donovans Stiefmutter leben, macht es nicht besser, denn die beiden Frauen haben vollkommen unterschiedliche Vorstellung vom Leben. Das zeigt sich vor allem bei der Erziehung von Violets 15-jähriger Tochter Jules, die im Rollstuhl sitzt und das Haus so gut wie nicht verlässt. Annie ist Lehrerin und bietet an, das Mädchen zu unterrichten, bekommt dabei aber immer wieder Hürden von dessen Mutter in den Weg gestellt. Als sie bei einem Ausflug nach draußen ein altes Spielhaus entdeckt, wirkt Jules verstört und erklärt, dass es ihr verboten ist, sich dort aufzuhalten. Doch nicht nur der anschließende Streit mit Violet sorgt dafür, dass sich Annie in dem alten Haus immer unwohler fühlt.
Bereits im Dezember durfte ich Rebekah Stokes neuesten Thriller testlesen und habe es tatsächlich erst jetzt geschafft, meine Rezension zu schreiben, Schande über mich. Auch „Das Spielhaus“ führt ihre Leser wieder in bekannte Gefilde, genauer gesagt die Sumpflandschaften rund um New Orleans, für mich eine total beeindruckende und faszinierende Gegend, der ich nur zu gerne einmal einen Besuch abstatten würde und wer weiß, vielleicht klappt das ja eines Tages tatsächlich. Aber genug zu meinen Reiseplänen und zurück zum Buch. Erzählt wird die Story zunächst recht ruhig, aber dennoch mitreißend aus Sicht von Annie, die sich in ihrer neuem Heimat und besonders auf dem Familiensitz ihres Verlobten sehr unwohl fühlt und sich zurück nach New York zu ihren Freunden sehnt. Einer der Gründe dafür ist Violet, die Stiefmutter ihres Verlobten, die ihr schon beim Kennenlernen erstaunlich kalt gegenübertritt. Während ich mich ohne Probleme in Annie hineinversetzen kann, bleibt Violet zunächst eine sehr rätselhafte und nicht besonders sympathische Figur, in deren Geschichte ich in Rückblicken im Laufe der Zeit immer tiefer eintauche. Dabei beweist Rebekah Stoke erneut, dass Thriller und subtiles Drama durchaus zusammenpassen.

Wer mir schon ein bisschen folgt, weiß, dass ich Rebekah Stokes Werke sehr mag und auch mit „Das Spielhaus“ hat sie es wieder geschafft, mich mit ihrer tragischen und unvorhersehbaren Familiengeschichte von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Das liegt nicht nur an der Handlung, sondern auch an den sehr unterschiedlichen Charakteren, vor allem an Violet, der für mich definitiv beeindruckendsten Figur dieses Buches. Allein sie ist die 4,5 von 5 Miezekatzen wert, die ich hier guten Gewissens vergebe. Wer Psychothriller mag, kann bei der Autorin immer bedenkenlos zugreifen, so auch hier.

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