“ … Und ich kann nicht alle Personen, in denen du steckst, gleichermaßen lieben. Ich weiß, dass immer du darunter bist und es nur eine Verpackung ist. Aber ich kann es nicht, A. Ich hab’s versucht. Und ich kann es nicht. …“ (Seite 344)
Die Geschichte einer ungewöhnlichen ersten großen Liebe – und ein phantastischer Roman, wie er realistischer nicht sein könnte
Jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf, in einem anderen Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute ist. A hat sich an dieses Leben gewöhnt und er hat Regeln aufgestellt: Lass dich niemals zu sehr darauf ein. Falle nicht auf. Hinterlasse keine Spuren.
Doch dann verliebt A sich unsterblich in Rhiannon. Mit ihr will er sein Leben verbringen, für sie ist er bereit, alles zu riskieren – aber kann sie jemanden lieben, dessen Schicksal es ist, jeden Tag ein anderer zu sein?
Wie wäre das, nur man selbst zu sein, ohne einem bestimmten Geschlecht oder einer bestimmten Familie anzugehören, ohne sich an irgendetwas orientieren zu können? Und wäre es möglich, sich in einen Menschen zu verlieben, der jeden Tag ein anderer ist? Könnte man tatsächlich jemanden lieben, der körperlich so gestaltlos, in seinem Innersten aber zugleich so beständig ist?
Tag für Tag schlüpft A in einen anderen Körper, hat schon alles mitgemacht, war männlich, weiblich, dick, dünn, schwarz, weiß, glücklich, selbstmordgefährdet und all das, was einen 16-jährigen Teenager eben ausmacht. Dabei versucht er, sich so wenig wie möglich in das Leben seiner „Hüllen“ einzumischen, doch dann trifft er auf Rhiannon, die in einer unglücklichen Beziehung festhängt und die er einfach nicht vergessen kann.
A ist 16 als er sich das erste Mal so richtig verliebt und dass die Frau seiner Träume bereits in einer Beziehung steckt, ist sein geringstes Problem. Denn der Teenager erwacht jeden Morgen in einem anderen Körper, mal männlich, mal weiblich, aber immer so alt wie er selbst. Als er in Justin steckt, den er nicht sonderlich sympathisch findet, trifft er natürlich auch dessen Freundin Rhiannon und bemerkt dabei, dass sie mit Justin nicht wirklich glücklich zu sein scheint, also nutzt er seinen Tag als ihr Freund, um mit ihr ans Meer zu fahren und einen tollen Tag zu verleben. Damit wirft er seine Vorsätze über Bord, denn normalerweise greifter so wenig wie möglich in das Leben der anderen ein, denn am nächsten Morgen ist er ja bereits weitergezogen. Doch bei Rhiannon ist das anders, dieses Mädchen fasziniert ihn, er verliebt sich in sie und versucht so immer wieder, in ihre Nähe zu kommen. Doch wie soll A ihr beibringen, dass er und nicht Justin an jenem Tag mit ihr am Strand war und auch wenn er jeden Tag anders aussieht doch immer derselbe ist?
„Letztendlich sind wir dem Universum egal“ ist eine schnulzige Liebesgeschichte. Er trifft sie und kann sie trotz widriger Umstände nicht vergessen. Eigentlich sollten spätestens beim Lesen des Klappentextes meine inneren Alarmglocken schrillen, aber nicht hier. Das Buch ist so viel mehr als eine Lovestory, denn gerade As täglicher Körperwechsel gibt ihm Einblick in so viele Schicksale. Da gibt es liebevolle Familien, deren Mitglieder füreinander einstehen und eben auch jene Jugendliche, die nicht solches Glück haben und auf sich allein gestellt sind, Bodyshaming, Krankheiten, ein Mädchen mit Selbstmordgedanken … Und dann ist da noch die Fragen, die uns alle quälen. Wer sind wir? Wer wollen wir sein? Wie weit sind wir bereit, gewisse Opfer zu bringen? Mit A und Rhiannon hat David Levithan zwei tiefgründige Charaktere geschaffen, die man ins Herz schließt und in deren Haut man nicht stecken möchte, denn sie müssen schwere Entscheidungen treffen. Ein tolles Buch, für das man Taschentücher bereitlegen sollte.
Es gibt übrigens auch eine Fortsetzung, wenn man das so nennen kann, denn „Letztendlich geht es nur um dich“ erzählt dieselbe Geschichte, nur aus Rhiannons Sicht und reizt mich deswegen nicht so wirklich. Aber wer weiß, vielleicht lese ich es ja trotzdem irgendwann noch.^^
„Letztendlich sind wir dem Universum egal“ ist ein Jugendbuch, das nicht nur eine ungewöhnliche Liebesgeschichte erzählt, sondern auch jede Menge Fragen aufwirft. Wie wichtig ist der äußere Schein und können wir unser Leben einfach hinter uns lassen? David Levithan zeigt einen Weg, mit diesen Problemen umzugehen, der aber sicherlich nicht für jeden optimal ist. Dafür ist er sehr berührend und ließ sogar mich ein paar Tränchen vergießen, dafür gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen.
01. „Letztendlich sind wir dem Universum egal“
02. „Letztendlich geht es nur um dich“