“ … Livia Wegener hatte nie etwas erwartet im Leben und alles bekommen. Die Schmusekater kamen von allern Seiten angerannt. Vielleicht sollten wir ihrem Beispiel folgen.
Nun ist Livia Wegener gestorben. Sie wurde 30 Jahre alt. Doch auf der Leinwand lebt sie ewig weiter. …“
Der schrecklichste Horrorroman ist dein eigener Nachruf
Die beliebte Schauspielerin Livia Wegener hat einen Oscar in der Tasche und einen Weltstar an ihrer Seite. Doch als eine Zeitung versehentlich ihren Nachruf druckt, wird ihre Glamourwelt zum Albtraum. Eine innere Stimme schürt Ängste und Selbstzweifel. Was Livia als seelischen Stress deutet, erweist sich bald als reale Bedrohung: Denn die unheimliche Stimme gehört einem Wesen, das sich in ihren Kopf eingenistet hat. Und bevor Livia begreift, was mit ihr geschieht, hat es auch schon ihren Körper unter Kontrolle gebracht, um damit ein Blutbad anzurichten … Lennox Lethes »Nekrolog« beginnt als spannendes Mystery und endet als eiskalter Horror Thriller.
In einer Zeitung wird der Nachruf auf die Schauspielerin Livia Wegener abgedruckt, dabei fühlt die sich großartig, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt. Danach geht ihr Leben den Bach runter und das mit Höchstgeschwindigkeit, denn ein Dämon hat Besitz von ihr ergriffen und ganz eigene Pläne mit ihr.
Ein Nekrolog ist die Würdigung des Lebenswerks einer kürzlich verstorbenen Person. Und genau solch ein Nachruf erscheint versehentlich in der Zeitung, gerade als die bekannte Schauspielerin Livia mit ihrer neuen Rolle hadert. Eine Modeverkäuferin, die sich für Fair Trade und Nachhaltigkeit einsetzt und schließlich ein eigenes Label gründet, soll sie diesmal spielen, doch diesmal fällt es ihr schwer, sich in die Figur hineinzuversetzen. Und dann taucht auch noch der Regisseur auf, um sich über die falsche Todesmeldung aufzuregen. Online ist der Post allerdings schon wieder verschwunden und Livia macht sich nicht wirklich Gedanken darüber. Bis sie eine Stimme in ihrem Kopf hört, die ihr immer wieder Beleidigungen und Beschuldigungen an den Kopf wirft. Als sie am nächsten Tag zum Dreh auftaucht, spielt eine Konkurentin ihre Rolle und plötzlich behandelt sie keiner mehr wie einen Star, selbst in ihren bisher hochgelobten Filmen taucht sie nicht mehr auf, ihre große Karriere scheint komplett ausgelöscht, sie ist nur noch eine kleine Nebendarstellerin.
Und als wär das nicht schon schlimm genung ist da ja auch noch diese Stimme, die sich immer häufiger zu Wort meldet und es alles andere als gut mit ihr meint. Wem gehört sie und was will sie von ihr?
Schritt für Schritt lässt Lennox Lethe seine Leser miterleben, wie Livia, die einst gefeierte selbstbewusste Darstellerin immer mehr abrutscht. Was als Mystery beginnt, wird immer mehr zum puren Horror und Livia tut mir einfach nur leid, sie ist mit allem einfach hoffnungslos überfordert. Doch nicht nur ihr, auch der Stimme in ihrem Kopf räumt der Autor Raum ein, ein verdammt cleverer Schachzug, denn immerhin ist sie ja verantwortlich für Livias Absturz.
Neben der Schauspielerin wirken all die anderen Charaktere fast schon ein wenig blass, aber das stört hier überhaupt nicht, sind sie doch eher Randfiguren. Eine fesselnde, gut durchdachte Story und kurze, knackige Dialoge machen es schwer zu glauben, dass es sich bei „Nekrolog“ tatsächlich um Lennox Lethes Debüt handelt. Wer es blutig mag und nichts gegen Mystrery- und Thrillerelemente hat, sollte hier mal einen Blick riskieren.
Den Leser erwartet in Lennox Lethes Debüt eine Mischung aus Horror und übernatürlichem Thriller, der anfangs eine menge Fragen aufwirft, die aber Schritt für Schritt beantwortet werden und so den Weg für ein konsequentes Finale ebnen, das mich zwar nicht wirklich überrascht hat, aber doch ein gelungener Abschluss ist und zum Nachdenken anregt, denn jeder kann es auf seine eigene Weise auslegen.