„Die Folcroft-Geister“ – Darcy Coates

„… Ein Mädchen trieb unter dem Wasser. Ihre dunkles Haar breitete sich wie ein Heiligenschein hinter ihr aus, ihre Arme waren weit ausgestreckt, ihr Kopf war dem Himmel zugewandt. Ihr blasses Nachthemd schien sich meterweit hinter ihr herzuziehen, bevor es im Wasser verschwand. …“ (Seite 142)

Nachdem ihre Mutter nach einem schweren Autounfall im Krankenhaus liegt, müssen Tara und Kyle bei ihren Großeltern wohnen, die sie noch nie zuvor gesehen haben.
May und Peter Folcroft scheinen zunächst warmherzig und ihr weitläufiges Haus am Waldrand wirkt idyllisch. Doch die Kinder werden das Gefühl nicht los, dass etwas sie beobachtet … 
Als ein heftiger Sturm ihren Kontakt zur Außenwelt abschneidet und sie in dem verwunschenen Herrenhaus festsitzen, müssen die Geschwister einen Weg finden, sich vor ihren zunehmend unberechenbaren Großeltern zu schützen … und vor den Geistern der Familie Folcroft, die das Haus heimsuchen.
Neben dem Roman enthält dieser Band drei weitere Kurzgeschichten, die das ungewöhnliche Talent der jungen Autorin veranschaulichen.

Die Mutter von Tara und Kyle wird im Krankenhaus künstlich beatmet, bisher hat sich die Nachbarin um die Kinder gekümmert. Doch die fährt nun mit ihrer Familie in den Urlaub und liefert die Kinder vorher bei ihren Großeltern ab. Die Geschwister kennen May und Peter nicht, ihre Mutter hat nie erzählt, warum sie sich vor Jahren mit ihren Eltern zerstritten hat. Die beiden scheinen nett zu sein, doch im Haus geschehen merkwürdige Dinge.

„Der Fluch von Carrow House“ war mein erstes Buch von Darcy Coates und hat stimmungsmäßig voll reingehauen, alle anderen Bücher der Autorin sind also inzwischen ein Pflichtkauf und bis auf „Der Fluch von Craven Manor“ haben mich alle begeistert, am meisten „From Below“. Nun waren also „Die Folcroft-Geister“ fällig und was soll ich sagen, es war gar nicht mal so gut, was vor allem an der Story liegt, die dem einen oder anderen bekannt vorkommen wird.
Nach einem Autounfall liegt die Mutter im Krankenhaus und so wird die
15-jährige Tara und ihr jüngerer Bruder bei den Großeltern untergebracht. Vor Jahren hat sich ihre Mutter mit May und Peter verstritten, die beiden haben ihre Enkel noch nie gesehen und sich gern bereit erklärt, sie zu sich zu nehmen. So landen die Geschwister in deren abgelegenen Haus an einem See ohne Internet und Kontakt zur Außenwelt. Die Großeltern sind nett und fürsorglich, weigern sich aber, den Kindern zu erklären, was damals mit ihrer Mutter vorgefallen ist und auch sonst scheinen sie noch ein paar andere Geheimnisse zu haben.
Ein einsames Haus im Wald, knarrende Dielen, Geistererscheinungen, Darcy Coates hat das Rad hier nicht neu erfunden, ganz im Gegenteil. Die Geschichte erinnert einfach viel zu sehr an den Film „The Visit“ von M. Night Shyamalan: zwei Geschwister landen bei den ihnen völlig unbekannten Großeltern und stellen fest, dass da so einiges nicht stimmt. Zu Beginn hat mich das Buch tatsächlich gut unterhalten, ich konnte mich ohne Probhleme in die Geschichte und auch in Tara, die Protagonistin hineinversetzen, dann jedoch dachte ich mir irgendwann: „Moment, das kennst du doch alles.“ Von da an wußte ich genau, was da noch auf mich zukommt. Es ist fast eine 1:1 Umsetzung des Filmes, nur wurden hier noch Geister hinzugefügt, das aber meiner Meinung nach nicht einmal besonders gut, denn sie spielen eine viel zu kleine Rolle. „Die Folcroft-Geister“ ist toll geschrieben, daran gibt es nicht zu rütteln, für mich aber absolut nicht überraschend, da ich genau weiß, wie es weitergeht. Gruselstimmung kommt deswegen zu keiner Zeit auf und auch die drei Kurzgeschichten „Uhrwerk“, „Zweites Untergeschoss“ und „Krypta“, die der relativ kurzen Hauptstory folgen, können das Ruder hier nicht mehr herumreißen. 

Darcy Coates weiß, wie man Gruselstimmung erzeugt, die „Die Folcroft-Geister“ konnte bei mir allerdings nicht punkten, allein schon weil ich die Geschichte bereits fast 1:1 aus dem Film „The Visit“ kannte. So blieben hier für mich sowohl die Spannung als auch die Überraschung auf der Strecke. Schade, aber mehr als 3 von 5 Miezekatzen sind hier leider nicht drin.

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