„Wutrauschen“ – Simone Trojahn

“ … Heute war Marvin nicht mehr klein und seine Arme waren auch nicht mehr dünn, ›Mamas kleines Äffchen‹ war er trotzdem geblieben. Das würde er immer sein. Er war zu schwach, um das zu ändern, und manchmal war er sich auch gar nicht sicher, ob er das wollte. …“ (Seite 12)

Was passiert, wenn sich zwei verlorene Seelen finden? Als der eigenbrötlerische und durch seine dominante Mutter schwer traumatisierte Marvin die ebenso süße wie sonderbare Altenpflegerin Emma kennenlernt, scheint es Liebe auf den ersten Blick zu sein. Doch Marvin ist nicht der Einzige mit einem düsteren Geheimnis. Emma hat ein massives Problem mit ihrer Wut, diesem heiß brodelnden Biest in ihrem Kopf. Wird Marvin ihr Retter sein, kann er das Biest zähmen oder verschlingen die Dämonen der Vergangenheit ihre längst verlorenen Seelen? Wutrauschen – die etwas andere Liebesgeschichte.

Marvin führt ein trauriges Leben, Freunde hat er nicht, dafür aber seine Mutter.
Wenn die abends schläft, schleicht er sich zu Kim, einem Teenager, der auf den Strich geht.
Die beiden sind fast so etwas wie Freunde, er unterstützt die 17-Jährige, mit nach Hause kann er sie allerdings nicht nehmen.
Als Kim unsanft aus seinem Leben gerissen wird, vergnügt er sich erstmal mit einer Gummipuppe, bis er in dem Altenheim, in das ihn das Arbeitsamt schickt, auf Emma trifft.
Die ist das ganze Gegenteil von ihm, hübsch, offenherzig, klug, er ahnt nicht, dass sie beide ein Geheimnis teilen …

Man sieht Menschen nicht an, was für Abgründe sich in ihnen auftun, genau diesem Thema widmet „Wutrauschen„.
So könnte man fast meinen, das Buch wäre die Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die bisher einfach kein Glück im Leben hatten, sein, wäre die Autorin nicht von Simone Trojahn.
Das es hier also keineswegs „normal“ zugeht, ist schon mal klar.
Emma und Marvin sind zwei Charaktere, die polarisieren, ich muss ganz ehrlich sagen, gemocht habe ich sie nicht. Bisher hat beiden das Leben ziemlich miese Karten zugespielt und eigentlich sollten sie einem zumindest ein bisschen leid tun, allerdings verbauen sie sich meine Sympathie mit ihren Taten selbst.
Marvin hatte mit Sicherheit keine schöne Kindheit, kriegt es aber einfach nicht gebacken, bei seiner Mutter einfach mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen, nein, er vergeht lieber in Selbstmitleid, zieht den Kopf ein und macht weiter wie bisher, lief ja so gut.
Im Gegensatz zu Emma konnte ich mit ihm aber zumindest noch ein bisschen mitfühlen. Die junge Frau hingegen geht mir völlig gegen den Strich. Ich verstehe ja, dass einen viele Mitmenschen einfach nur wütend machen und man dafür ein Ventil braucht. Das Schlimme an der Sache ist jedoch, dass genau das hinter verschlossenen Türen sehr oft passiert und viele einfach die Augen davor verschließen. Ich gehe sogar soweit, guten Gewissens zu behaupten, das Simone Trojahn hier ein Stück weit Gesellschaftskritik äußert.
Aber mehr möchte ich dazu eigentlich auch gar nicht schreiben, wenn ihr wissen wollt, wovon ich rede, lest das Buch.^^
Sowohl Marvin, als auch Kim haben eine Hintergrundgeschichte, die dabei hilft, ihr Handeln, nun ja, ich will nicht sagen zu verstehen, das trifft es nicht ganz, aber man weiß, was sie antreibt, die Wut ganz tief drinnen, die sie immer wieder heruntergeschluckt haben.

Es ist immer wieder erschreckend, was hinter einer ach so hübschen Fassade so alles lauern kann, „Wutrauschen“ macht mir das einmal mehr bewusst, dafür hat Simone Trojahn 4 von 5 Miezekatzen verdient.
Aber Achtung, zarte Seelchen sollten vom Buch besser die Finger lassen.^^

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