„Monday, wo bist du?“ – Tiffany D. Jackson

“ … Wenn Monday eine Farbe wäre, dann wäre sie rot. Klar und frisch, auffallend, strahlend, nicht zu übersehen. Der Punkt im Zentrum der Zielscheibe, eine knisternde Flamme.
Ich sah überall nur rot und war daher blind für die Warnsignale. …“ (Seite 50)

Monday Charles ist verschwunden. Spurlos. Und Claudia scheint die Einzige zu sein, die sie vermisst.
Als Monday tagelang nicht zur Schule kommt, weiß Claudia, dass ihr etwas zugestoßen sein muss. Monday würde sie niemals einfach allein lassen, denn die beiden sind unzertrennlich, mehr Schwestern als Freunde.
Doch niemand will sich an das letzte Mal erinnern, als sie Monday gesehen haben. Auch Mondays Mutter weigert sich, Claudia eine klare Antwort zu geben.
Wie kann ein junges Mädchen einfach verschwinden, ohne dass es jemand bemerkt?

Der Roman wurde durch das Verschwinden zahlreicher schwarzer Mädchen in den Vereinigten Staaten inspiriert, der zur Schaffung des Hashtags #MissingDCGirls führte.

Als Claudia aus den Ferien zurückkommt, fragt sie als erstes nach ihrer Freundin Monday, doch keiner hat sie gesehen. Auch am ersten Tag des neuen Schuljahres bleibt Mondays Platz leer und ist es Wochen später immer noch. Claudia ist verzweifelt, ohne ihre Freundin kriegt sie nichts mehr auf die Reihe. Ist Monday wirklich zu ihrem Vater gezogen, ohne Claudia Bescheid zu geben?

Claudia und Monday sind wie Yin und Yang,kommen ohne einander nicht klar. Zumindest denkt Claudia das, bis sie aus den Ferien bei ihrer Großmutter zurückkommt. Monday ist nicht da, ihr Platz in der Klasse bleibt leer, sie ist für dieses Schuljahr nicht angemeldet. Claudias Eltern verstehen die Panik ihrer Tochter nicht, sie soll lernen, ihr Leben weiterleben, Monday wird schon wieder auftauchen. Doch sie tut es nicht. Claudia sackt in der Schule ab, niemand hört ihr zu, nicht ihre Eltern, nicht die Lehrer, nicht die Polizei, überall wird sie vertröstet oder hingehalten. Schritt für Schritt versucht sie sich ins Leben zurückzukämpfen, doch sie wird von Erinnerungen verfolgt. Tief in ihr ist ein dunkles schwarzes Loch, etwas fehlt.
Tiffany D. Jackson lässt ihre Protagonistin in Ich-form ihre Geschichte erzählen und sie dabei zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herspringen. Das ist anfangs etwas verwirrend, denn es gibt nicht nur ein vorher und nachher, sondern auch ein vor dem vorher, daran muss man sich erstmal gewöhnen.
Im Mittelpunkt des Buches stehen natürlich Claudia und Monday, über deren Freundschaft man durch die Rückblicke immer mehr erfährt. Dabei wird aber auch deutlich, dass Claudia eine etwas eigene Sicht auf verschiedene Dinge hat und manches komplett anders wahr nimmt, als ich als Leser. Sie tut mir wahnsinnig leid und trotzdem fehlte mir ab und an einfach das Verständnis für ihr Handeln. Einerseits setzt sie Himmel und Hölle in Bewegung, um ihre verschwundene Freundin zu finden, andererseits ist sie teilweise so unbeholfen, so total überfordert und das schon, bevor die Sache mit Monday passiert. Sich so von jemandem abhängig zu machen, finde ich schon ein wenig bedenklich.
Wirklich erschreckend ist jedoch die Gleichgültigkeit der Erwachsenen, die Claudia immer wieder abwimmeln, übergehen, sie mit ihrer Angst und ihren Sorgen im Regen stehen lassen. Die Welt da draußen ist kalt und verdammt unfair, hast du nicht, bist du nichts, dass ist die bittere Wahrheit.

„Monday, wo bist du?“ macht betroffen, wütend, ein Faustschlag in die Magengrube. Wie kann in einer Nachbarschaft, in der man sich kennt, jemand plötzlich verschwinden und niemand interessiert sich dafür? Tiffany D. Jackson will aufrütteln, die Geschichte von Monday steht für das Schicksal vieler Menschen da draußen, die keine Fürsprecher und keine Lobby haben und so immer wieder durchs Raster einer oberflächlichen Gesellschaft rutschen, in der sie einfach nicht wichtig genug, um ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Und so halt das Gelesene noch lange nach, denn seien wir mal ehrlich, wir alle haben schon mal weggesehen, einfach weil wir unsere Komfortzone nicht verlassen wollten. Aber es ist nie zu spät, das zu ändern. Und gerade weil man sich auch mit den unschönen Dingen im Leben auseinandersetzen muss, gibt es von mir 4 von 5 Miezekatzen.

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