„Sieben, Acht … blutig ist die Winternacht“ – Andrea Reinhardt

“ … Ein Kloß bildete sich in meiner Kehle. Ich kannte die Frau nicht, konnte mir aber vorstellen, wer sie hergebracht hatte. Denn morgen war Weihnachten, und Papa wollte bestimmt wieder eine neue Familie, eine neue Mama für mich haben. Sie brauchte dringend Hilfe. …“

Stille Nacht, dunkle Nacht, lange Schatten, das Böse erwacht …

Anja weiß, in ihrem Zuhause stimmt etwas nicht. Ihr Ehemann verbringt schlaflose Nächte und scheint etwas zu verbergen. Ihr Pflegesohn Henry wird von seiner Vergangenheit verfolgt, und ihre Tochter Lili kommuniziert nur über Puppen. Doch als Lili mit ihren Puppen einen brutalen Mord nachstellt, der kurz darauf Schlagzeilen macht, gefriert Anja das Blut in den Adern.

Kriminalkommissar Mathias Kron sieht sich mit schaurigen Tatorten zu festlicher Kulisse konfrontiert. Männer, Frauen, Kinder, Familien – der Mörder hat keine Skrupel und ganz offensichtlich eine persönliche Rechnung mit dem Weihnachtsfest offen. 

Anja und Kron arbeiten auf ihre eigene Weise beide gegen die Zeit, um die blutige Wahrheit hinter den Morden aufzudecken. Und beiden stellt sich die Frage: Wer kann wirklich als unschuldig betrachtet werden, wenn aus der schönsten Zeit des Jahres ein perfider Albtraum wird?

Anja und Dirk sind seit vielen Jahren Pflegeeltern. Momentan lebt die kleine Lili bei ihnen, allerdings hat sie sich ihren neuen Eltern noch nicht komplett geöffnet, sie kommuniziert nur durch ihre Puppen. Als Anja in ihrem Puppenhaus die Nachstellung eines Mordfalles entdeckt, über den erst später in den Nachrichten berichtet wird, ist sie schockiert und macht schnellstmöglich einen Termin beim Therapeuten aus. Der jedoch sieht die Sache ziemlich entspannt. Doch woher hat Lili ihr Wissen?

Weihnachten ist das Fest der Liebe, bei dem die ganze Familie friedlich unter dem Weihnachtsbaum zusammensitzt. Doch es geht auch anders, wie bereits der Einstieg in Andrea Reinhardts dritten Band der „Tick, Tock … tot“ Reihe deutlich macht. Unsere Kindheit prägt uns und ich denke, die meisten von uns haben es ziemlich gut getroffen, aber nicht alle haben so viel Glück.
16 Jahre später werden Mathias und Romy zu einem Haus gerufen, in dem eine vierköpfige Familie brutal ermordet wurde. Besonders schockierend für die Polizisten ist, dass auch die beiden Kinder in ihren Betten getötet wurden. Etwa zur selben Zeit findet Anja im Puppenhaus ihrer Pflegetochter Lili Puppen mit aufgemalten roten Flecken vor und ist beunruhigt, denn das Ganze erinnert sie an Blut. Als sie später in den Nachrichten vom Mord an einer Familie hört, die genauso vorgefunden wurde, wie Lili ihre Puppen arrangiert hat, macht sich bei Anja Entsetzen breit. Aber niemand scheint ihre Sorgen wirklich ernst zu nehmen.
Für mich war recht schnell klar, wer hier der Weihnachten-hassende Killer war, doch das schmälerte mein Lesevergnügen nicht im geringsten, denn die Autorin hat hier wieder eine Menge interessanter Charaktere erschaffen. Mathias und seine Kollegin Romy kennt man ja schon aus den Vorgängerbänden. Diesmal haben es mir aber vor allem Anja und Lili angetan. Die Pflegemutter versucht, ihrer Ziehtochter, die mit ihren jungen Jahren bereits einiges mitgemacht hat, ein gutes Leben zu bieten, auch wenn sie sich teilweise etwas überfordert fühlt. Trotzdem ist sie immer für die Kleine da und versucht deren seltsamen Verhalten auf den Grund zu gehen. Ich habe sie sofort ins Herz geschlossen und für einige ihrer Entscheidungen bewundert, während ihr Mann keinen sonderlich guten Eindruck hinterlassen hat. Der Killer lässt den Leser ebenfalls an seinem Leben teilhaben und gewährt einige interessante, aber auch schockierende Einblicke, gerade diese Passagen haben es natürlich in sich und halten den Spannungsbogen oben. Als Ausgleich dazu gibt es immer wieder Passagen über Mathias, der zwischen der Ermittlung in diesem gruseligen Fall und seinen Kindern hin- und hergerissen ist und sich bemüht, das Beste aus dieser Situation zu machen und seinem Nachwuchs trotz allem gerecht zu werden, besonders eine Szene war wirklich ergreifend. Ich finde es toll, dass ich so nebenbei sein Familienleben verfolgen kann, ohne dass es zu sehr in den Vordergrund rückt und hoffe, dass den bereits erschienenen drei Bänden noch weitere folgen.

Nach „Fünf, Vier … gleich sterben wir“ und „Neun, Zehn … ich will dich sterben sehn“ weiß auch „Sieben, Acht … blutig ist die Winternacht“ wieder zu überzeugen. Andrea Reinhardt hat sich erneut einem Thema zugewandt, das, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach, viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, dafür, und natürlich auch für den Rest, gibt es 4 von 5 Miezekatzen.

01. „Fünf, Vier … gleich sterben wir“
02. „Neun, Zehn … ich will dich sterben seh’n“
03. „Sieben, Acht … blutig ist die Winternacht“

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