„Die Grimm-Chroniken 4: Der Gesang der Sirenen“ – Maya Shepherd

“ … Wenn er sie tötet, hast du ihn ganz für dich allein.“
Dieser eine Satz drang tief wie Gift in Maggys Herz vor. Seine Bedeutung berührte sie und für einen winzigen Augenblick gab sie sich der Vorstellung hin, doch dann schüttelte sie bestimmt den Kopf, als könnte sie so die vergifteten Gedanken von sich abwerfen. …“ (Seite 83)

Dort zwischen der Gischt entdeckte ich ein bleiches weibliches Gesicht. Die Sirene hatte leuchtende Augen, so grün wie Algen. Ihr Haar war rot wie Blut. Es floss in sanften Wellen über ihren Körper, der nackt war, soweit ich es erkennen konnte.
Sie war eine Schönheit und es fiel mir leicht, zu verstehen, warum Männer ihr und ihrem Gesang verfielen. Doch wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass sie spitze Zähne in ihrem Mund trug. Zähne, die zum Töten gemacht waren. An ihrem Hals hatte sie Kiemen wie ein Fisch. Sicher war ihr Körper kalt wie der Tod.
Die Sirenen waren seelenlos, deshalb vermochten sie nicht mehr, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Sie hatten geliebt und waren so bitter enttäuscht worden. Das Leben hatte für sie nur Leid übrig gehabt und nun waren sie in ewiger Rachsucht gefangen.

»Stürze dich in die Fluten und schenke der Meerhexe deine Seele. Sie wird dir im Gegenzug die Gunst des ewigen Lebens erweisen.«

Nachdem Will eine immer stärker werdende Verbindung zu Schneewittchen spürt, stellt er sich die Frage, ob wirklich sie die Böse in diesem Spiel ist.
Im Jahre 1593 hingegen sind Dorian und Mary immer noch auf der Flucht und schippern auf einem Schiff übers Meer, als sie Sirenen begegnen. Das Paar reagiert auf diese Wesen ganz unterschiedlich …

Während Will noch immer in seinem Traum mit Schneewittchen festhängt, sorgen sich seine Freunde Joe und Maggy um ihn.
Mir werden die Geschwister immer sympathischer. Maggy war ja schon von Anfang an liebenswert, doch auch Joe taut nun so langsam auf und zeigt Gefühle, ein klarer Fall von harte Schale, weicher Kern.
Sogar Schneewittchen erscheint langsam aber sicher in einem ganz anderen Licht, denn natürlich ist sie nicht das Monster, für sie man sie zu Beginn hielt, die Grenzen zwischen gut und böse beginnen zu verschwimmen …
Bisher war es die Apfelprinzessin, die für alles Positive stand, nie wollte sie jemanden verletzen und doch ist da diese Prophezeiung, die über ihr schwebt.
In „Der Gesang der Sirenen“ werden nun die Karten neu gemischt, mich hat das gefreut, denn so langsam wurde dieses brave anständige Gehabe für mich etwas anstrengend.
Neben Sirenen gibt es in diesem Band noch etwas, das mich fasziniert hat und zwar diese ganz besondere Bibliothek. Wie gerne würde ich da mal stöbern gehen.^^
Überhaupt finde ich es toll, dass Maya Shepherd im Nachwort immer erwähnt, auf welche historischen Ereignisse sie sich bezieht oder woher sie ihre Inspiration genommen hat, ich lese solche persönlichen Worte vor oder nach einem Buch immer sehr gerne, aber ich glaube, das schrieb ich schon mal. Egal.^^

Wenn Märchenfiguren, Wesen aus der Mythologie und realexistierende Personen aus der Vergangenheit aufeinandertreffen, dann entwickelt sich daraus ein verrückter, düsterer Lesespaß.
Ich freue mich darauf, bald wieder in die Geschichte abzutauchen und vergebe solange auch für den vierten Band vier von 5 Miezekätzchen.

01. „Die Apfelprinzessin“
02. „Asche, Blut und Schnee“
03. „Der schlafende Tod“
04. „Der Gesang der Sirenen“
05. „Der goldenen Apfel“
06. „Der Tanz der verlorenen Seelen“
07. „Das Aschemädchen“
08. „Dornen, Rosen und Federn“
09. „Die verbotene Farbe“
10. „Der schwarze Spiegel“
11. „Träume aus Gold und Stroh“
12. „Das Mondmädchen“
13. „Die vergessenen Sieben“
14. „Der Sohn des Drachen“
15. „Rosenkuss und Dornenkrone“
16. „Der Dornenprinz“
17. „Wolfsblut im Sternenregen“
18. „Unterhalb des Horizonts“
19. „Hexenherz“
20. „Der Spiegelball“
21. „Blutrote Schwestern“
22. „Der Märchenschreiber“
23. „Das Unglückskind“
24. „Die Tochter des Todes“
25. „Das Labyrinth der Königin“
26. „Krieg der Farben“

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