„Southern Gods“ – John Hornor Jacobs

Der Kriegsveteran Bull Ingram erhält von einem DJ aus Memphis den Auftrag Ramblins John Hastur zu finden.
Die dunkle, treibende Musik des mysteriösen Blues-Musikers, die von einem geheimen Radiosender mit ständig wechselnden Frequenzen ausgestrahlt wird, soll Lebende verrückt machen und Tote wiederauferstehen lassen.
Hat der Musiker seine Seele an den Teufel verkauft?
Ingram folgt Hasturs Spur bis in die einsamen Wälder von Arkansas. Dort  wird er erfahren, dass es Kräfte gibt, deren Wirken viel bösartiger und schmerzhafter ist, als das Werk des Teufels …

In diesem meisterhaften Debüt verbindet John Hornor Jacobs den Horror von H. P. Lovecraft mit der Schauerliteratur der amerikanischen Südstaaten.
Es gibt Musik, die sich auf den Hörer auswirkt, und es gibt Bücher, die den Leser verändern.

Bull Ingrams Job ist es, Leute zu finden, meist geht es dabei um Geld und er ist alles andere als zimperlich. Diesmal jedoch soll er einen Vertreter für Schallplatten finden, der spurlos verschwunden ist. Nebenbei gilt es, herausfinden von wo aus ein Piratensender seine Musik ausstrahlt. Als er sich auf die Suche macht, ahnt er nicht, was ihn erwartet.
Bisher ist Ingram aus jeder Rauferei als Sieger hervorgegangen, allerdings waren seine Gegner auch immer Menschen …

Southern Gods“ startet sehr atmosphärisch und wirft einen gleich mitten ins Geschehen, ein krankes Kind und eine Familie, die sich nicht wirklich darum zu kümmern scheint, sofort hat man Mitleid mit dem kleinen Wilhelm, der nicht mehr lange zu leben hat. Doch bereits nach ein paar Seiten springt das Buch von 1878 ins Jahr 1951, eine völlig andere Zeit, viel hat sich inzwischen geändert.
Der Leser begegnet zuerst Bull, einem Schrank von einem Mann, der gleich zu Beginn zeigt, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen ist, doch für den Auftrag, der ihn diesmal erwartet, braucht er seine Fäuste nicht, denn er soll lediglich Earle  Freeman finden, einen kleinen Vertreter, der von jetzt auf gleich beim Abklappern der Radiosender von der Bildfläche verschwunden ist. Schnell verdientes Geld, doch der Schein trügt. Denn da ist dieser Musiker, dessen Songs alle, die sie hören in den Wahnsinn zu treiben scheinen.  
Nein, Bull ist kein strahlender Held in stahlendweißer Rüstung, eher ein brutaler Schläger, trotzdem komme ich nicht umhin, eine gewisse Sympathie für ihn zu empfinden.
Der zweite Handlungsstrang führt zu Sarah, die mit ihrer Tochter Franny vor ihrem Ehemann flieht, zurück ins Haus ihrer Mutter, wo sie auf Alice, ihre Freundin aus Kindertagen trifft. Die beiden Frauen sind zusammen aufgewachsen und auch nach Jahren der Trennung sofort wieder ein Herz und eine Seele, obwohl sie grundverschieden sind. Denn Alice ist eine Farbige und die Angestellte von Sarahs Mutter, so wie schon ihre Mutter vorher. Das hat der Freundschaft der Mädchen jedoch keinen Abbruch getan und auch jetzt halten sie fest zusammen, auch wenn ihre Ansichten nicht immer gleich sind. Die beiden sind ein tolles Team, ebenso wie ihre Kinder und im Gegensatz zu Bull habe ich sie sofort in mein Herz geschlossen. Und auch wenn Rassismus in „Southern Gods“ kein vorrangiges Thema ist, so blitzen doch immer mal wieder ein paar kleine Anspielungen darauf durch.
Der Bezug auf Lovecraft ist nicht von Anfang an erkennbar, wird jedoch Schritt für Schritt immer klarer, allerdings werde ich hier nicht näher darauf eingehen, ich will ja nicht spoilern. Auf jeden Fall fand ich die Idee mit Ramblin´ John Hastur, dem Musiker, dessen Lieder  die Hörer komplett ausrasten lassen toll, allerdings wird mir persönlich das Ganze etwas zu kurz abgehandelt, ich hätte gern mehr darüber gelesen, dafür hat mich die sehr gelungene düstere Grundstimmung etwas entschädigt.^^
Das Buch ist in der Bibliothek des Schreckens limited Reihe des Festa Verlages erschienen, es gibt davon also nur 999 Exemplare. Aber nicht nur das macht es zu einem kleinen Schätzchen, auch für das großartige Cover und das farbige Vor- und Nachsatzblatt gibt es natürlich einen fetten Daumen nach oben.

John Hornor Jacobs erzählt seine Geschichte ohne viel Ausschmückung, ist sie jedoch erstmal in Fahrt gekommen, möchte man unbedingt wissen, wie alles zusammenhängt. Die Charaktere haben eine eigene Geschichte (gut, Bulls Vergangenheit kommt ein wenig kurz), man versteht, warum sie so handeln, ich finde das sehr wichtig, denn nix ist schlimmer, als kopfschüttelnd über einem Buch zu sitzen und sich zu fragen, warum die Figuren so total unglaubwürdig handeln, mir macht das immer sehr viel kaputt.
Lange Rede, kurzer Sinn, ich vergebe für den Ausflug ins Arkansas der 50er Jahre 4 von 5 Miezekatzen. 

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