„Sandman 6: Fabeln & Reflexionen “ – Neil Gaiman

“ … Und obwohl sein Bauch wehtut (Fasten ist leicht in diesem Ramadan, denn es gibt kaum etwas zu essen), hält er den Kopf erhoben und seine Augen leuchten. Denn hinter seinen Augen gibt es Kuppeln und Juwelen und Dschinni, Teppiche und Ringe und wilde Ifrits, Könige und Fürsten und glänzende Städte. …“

SANDMAN ist aus gutem Grund die am häufigsten gelobte und mit Preisen ausgezeichnete Comic-Serie der 90er-Jahre: Die intelligente, tiefgründige Story, elegant geschrieben von Neil Gaiman und abwechselnd illustriert von den gefragtesten Künstlern der Comic-Branche, bietet eine reichhaltige Mischung moderner Mythen und finsterer Fantasy, in der zeitgenössische Literatur, historisches Drama und Legenden nahtlos ineinander übergehen. Die Saga des Sandman enthält eine Reihe von Erzählungen, die in der neunten Kunst einzigartig sind, und die Geschichte als solche wird man nie mehr vergessen.

FABELN UND REFLEXIONEN folgt dem Herrn der Träume durch neun bemerkenswerte Geschichten, in denen er Leben in den Nebeln der Vergangenheit ebenso berührt wie die Albträume der Gegenwart. In diesen Episoden teilen Könige und Spione, Kaiser und Schauspieler, Raben und Werwölfe ihre Geschichten und Träume – Träume von Leben und Liebe, Macht und Finsternis.

Im 6. Band seiner Sandman Reihe nimmt Neil Gaiman seine Leser in 9 völlig unterschiedlichen Kurzgeschichten mit auf die Reise in einen Palast in Bagdad, lässt Dreams Schwestern zu Wort kommen, erzählt eine alte, tragische Liebesgeschichte, unternimmt einen kleinen Ausflug in die Bibel und sorgt dafür, dass ein alter Mann vor seiner Enkelin, die lieber fernsehen würde, so richtig auftrumpft.

Nachdem ich den 5. Sandman Band ziemlich mau fand, weil ich mit der Geschichte nichts anfangen konnte, war ich gespannt, was mich im 6. Teil erwartet, zu meiner Erleichterung war es diesmal kein nervender Frauentrupp.^^
In 9 bebilderten Kurzgeschichten trifft der Leser auf sehr unterschiedliche Charaktere, unter anderem auf einen sehr jungen Marco Polo, Mark Twain, Kaiser Augustus, Orpheus und Eurydike, kurzum, hier ist für jeden Geschmack etwas dabei, von Ausflügen in die Geschichte bis hin zur griechischen Mythologie. Meine Highlights waren „Drei September und ein Januar“ und „Der Gesang des Orpheus“, zum einen, weil beide dem Leser Dreams Geschwister näherbringen, zum anderen, weil mich die Götter der Antike schon immer fasziniert haben. Und wer kennt sie nicht, die tragische Liebesgeschichte von Orpheus, der in den Hades hinabsteigt, um seine tote Eurydike zurückzuholen. Dass der Sänger der Sohn des Sandman ist, ist mir allerdings neu.^^
Apropos Geschwister, ich oute mich jetzt mal als Death Fan und hoffe, dass sie auch in den Folgebänden wieder auftaucht und mal ganz ehrlich, für mich hat sie auch den interessantesten Job der Ewigen, außerdem mag ich ihre Art. Delirium hingegen finde ich ziemlich nervig. Dass man ihr und ihrem Wahnsinn eine andere Schriftart zugesteht, fände ich ziemlich clever, würden sich ihre Worte deswegen nicht so schwer lesen lassen, für mich ist das die reinste Folter. Leider gibt es auch in „Fabeln und Reflexionen“ immer wieder wechselnde Schriften, die sich nur sehr schwer entziffern lassen. Sie machen das Buch teilweise zu einer echten Herausforderung, was ich sehr schade finde, denn Neil Gaimans Geschichten lesen wirklich toll, haben für einen Comic aber eben teilweise auch sehr viel Text, gerade das macht den Charme der Reihe aus. Längere Passagen in verschnörkelten Buchstaben in eine Sprechblase zu quetschen, erweist sich da leider nicht als besonders vorteilhaft.

Im Gegensatz zu „Über die See zum Himmel“ hat mich „Fabeln und Reflexionen“ wieder total begeistert, Neil Gaiman hat erneut sehr einprägsame Charaktere erschaffen und wäre die Sache mit den nervenden Schriftarten nicht, hätte ich hier glatt ein halbes Miezekätzchen mehr vergeben,
so bleibt es bei 4 von 5.
Da nur noch Band 7 im Regal steht, muss ich mal wieder ein bisschen aufrüsten, sonst gehen mir bald die Gute Nacht Geschichten aus.^^

01. „Präludien & Notturni“
02. „Das Puppenhaus“
03. „Traumland“
04. „Die Zeit des Nebels“
05. „Über die See zum Himmel“
06. „Fabeln & Reflexionen“
07. „Kurze Leben“
08. „Worlds‘ End“
09. „Die Gütigen“
10. „Das Erwachen“
11. „Ouvertüre“
12. „Ewige Nächte“

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