„Die stille Bestie“ – Chris Carter

“ … Er starrte das Bild an, das direkt vor ihm hing. Doch was ihn so erschreckt hatte, war nicht die Tatsache, dass es sich bei den Bildern, die auf den ersten Blick wie gewöhnliche Zeichnungen aussahen, in Wirklichkeit um Menschenhaut handelte. Nein, was Hunter wie gelähmt dastehen ließ, war das Motiv auf einem der Hautstücke. Ein sehr gewöhnliches Motiv. Eins, das Hunter gut kannte, zumal er bei seiner Entstehung dabei gewesen war. Genau wie Lucien. …“ ( Seite 112)

Profiler Robert Hunter vertraut nur wenigen Menschen. Eigentlich gibt es nur einen, für den er immer seine Hand ins Feuer legt. Lucien Folter, seinen Freund aus Studientagen. Beide können Menschen besser lesen als jeder andere. Hunter vertraute Folter seine engsten Geheimnisse an. Bis dieser plötzlich verschwand. Jetzt kommt ein Anruf. Die Körperteile unzähliger Mordopfer sind aufgetaucht, grausige Trophäen. Angeklagt ist Lucien Folter. Und er will nur mit einem reden: Robert Hunter …

Nach seinem letzten Fall will Hunter endlich mal in den Urlaub fliegen, Hawaii ist angesagt, aber dazu soll es nicht kommen, denn ein Anruf seines Chefs befördert ihn zurück in dessen Büro.
Kurz vorher wurden im Kofferraum eines Autos zwei Frauenköpfe gefunden, ohne Augen und Zunge, der Besitzer wurde verhaftet und will nun nur mit einem sprechen, mit Robert Hunter…
Überrascht muss dieser feststellen, dass es sich um niemanden anders als seinen alten Studiengefährten und besten Freund Lucien Folter handelt, der irgendwann verschollen ist und ihn nun darum bittet, seine Unschuld zu beweisen.
In seinem Haus soll Robert zusammen mit der FBI Agentin Courtney Taylor nach Beweisen suchen, doch was die beiden da finden, lässt ihnen den Atem stocken…
Lucien scheint ein brutaler Serienmörder zu sein, er möchte ausschließlich mit seinem alten Kumpel reden und beantwortet seine Fragen nur, wenn auch er Hunter im Gegenzug befragen kann. Ein Psychospiel beginnt, das Robert Hunter an seine Grenzen bringt…

Der neue Thriller von Chris Carter ist ein wenig anders.
Erstmals taucht sein Partner Garcia im ganzen Buch nicht auf,  wenigstens er hat es rechtzeitig in den Urlaub geschafft. Außerdem steht der Täter von Anfang an fest und Hunter versucht, herauszufinden, was mit Lucien geschehen ist. Der macht es ihm nicht einfach, denn auch er ist hochintelligent und hat anscheinend schon sehr früh mit der Planung all seiner Morde begonnen. Und immer, wenn Hunter denkt, es kann nicht mehr schlimmer kommen, zieht er noch ein Ass aus dem Ärmel …
Es muss ein komisches Gefühl sein, seinem ehemals besten Freund nach Jahren gegenüberzustehen, vor allem, wenn er der Verdächtige in einem Mordfall ist. Ich glaube, ich habe noch nie so mit Hunter mitgefühlt wie in diesem Buch. Allein die Vorstellung lässt es mir eiskalt den Rücken herunterlaufen.
Folter ist Hunters Nemesis, er kennt ihn so gut wie kein anderer, auch wenn sie sich schon vor Jahren aus den Augen verloren haben. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie man sich fühlt, wenn der ehemals beste Freund einen um Hilfe bittet, weil er angeblich zu Unrecht verhaftet wurde und sich im Laufe der Zeit zeigt, dass er nur ein Spiel spielt, ein blutiges, grausames Spiel. Lucien ist eine Figur, die sehr faszinierend und gleichzeitig einfach nur abstoßend ist. Er ist hochintelligent, hat alle seine Züge im Voraus geplant, denn er kennt Hunter gut genug um zu wissen, wie der reagiert und genau das macht ihn so gefährlich. Beide haben dieselbe Ausbildung, dieselben Kenntnisse und liefern dem Leser das perfekte Psychospiel. Am liebsten möchte man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, weil man so gespannt auf den Ausgang ist.
Ich liebe Chris Carters Stil, seine Beschreibungen, seine Charaktere, man merkt immer wieder, dass er sich in dem Bereich auskennt, was ihn zu einem großarten Erzähler macht.  Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich mich in der einen oder anderen Situation unwohl fühle, weil sie mich an eins seiner Bücher erinnert. Gibt es ein größeres Lob für einen Thriller-Autor?

Wie auch bei den anderen Bänden muss ich hier einfach eine unbedingte Empfehlung für Thriller-Freunde aussprechen.
Für mich ist „Die stille Bestie“ nach wie vor der Höhepunkt der Reihe, allein schon wegen Lucien. Dem kann bisher keiner das Wasser reichen, allein schon dafür hat er die volle Punktzahl verdient, 5 von 5 Miezekatzen.

01. „Der Kruzifix-Killer“ 
02. „Der Vollstrecker“
03. „Der Knochenbrecher“ 
04. „Totenkünstler“
05. „Der Totschläger“
06. „Die stille Bestie“

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