„Der Spuk im Rainier Asylum“ – Ambrose Ibsen

“ … »Ophelia sagte mir, dass es noch nicht vorbei sei – dass es jetzt sogar noch schlimmer werde.« Sie massierte die Stirn mit ihren Fingern. »Schlimmer als die Madenmutter. Wenn es nicht vorbei ist … wie viel schlimmer wird es dann noch werden?« …“ (Seite 11)

Sadie ist 25, arbeitet als Bibliothekarin und hat eine besondere Gabe: Sie ist empfänglich für das Übernatürliche.

Seit Jahren berichten Einheimische, dass etwas Abscheuliches in der verlassenen Rainier-Irrenanstalt herumschleicht – etwas mit riesigen Augen und verdrehten Gliedern.
Nachdem ein junger Mann in den Gängen des zerfallenden Gemäuers verschwunden ist, beschließen Sadie und ihr Arbeitskollege August nach ihm zu suchen …
Als sie in die Tiefen der alten Anstalt hinabsteigen, stolpert Sadie über etwas völlig Unerwartetes – etwas, das mit dem Ursprung ihrer unheimlichen Gabe zusammenhängt.

Den Schock am Ende des ersten Bandes muss Sadie erstmal verdauen, immerhin hat man ihr immer erzählt, ihre Mutter wäre kurz nach ihrer Geburt gestorben und kann sich nicht an sie erinnern. Aber wer war diese wunderschöne Frau ,wirklich und was verbindet sie mit Sadie? Da ist etwas, das spürt die junge Bibliothekarin ganz genau, kann sich jedoch keinen Reim darauf machen. Aber eines ist klar, ihre Mutter ist alles andere als nett und fürsorglich und sie hat Pläne mit ihrer Tochter. 

Eins vorneweg, bevor man zu „Der Spuk im Rainier Asylum“ greift, sollte man „Der Spuk in Beacon Hill“ gelesen haben. Der zweite Band der Reihe beginnt unmittelbar nach den schrecklichen Geschehnissen im Vorgänger, die Sadie verständlicherweise sehr mitgenommen haben. Sie hat sich zurückgezogen, hat Albträume und fühlt sich schuldig.
Doch dann verschwindet ein Farmarbeiter in seiner Zigarettenpause spurlos in der Nähe ein verfallenen Anstalt. Dort wurden böse Geister beschworen, erzählt man und ein seltsames Wesen soll dort leben. Von Schuldgefühlen getrieben, macht sich Sadie mit ihrem Kollegen August in dem verlassenen Gebäude auf die Suche nach dem Vermissten und tatsächlich kommt es von Anfang an immer wieder zu merkwürdigen Geschehnissen. Schließlich werden die beiden getrennt und Sadie ist allein. Allein mit ihren Gedanken, die sich um ihre Mutter drehen, ihrer Schuld und dem missgestalteten Wesen, dass sie verfolgt.
Ich mochte Sadie von Anfang an und auch wenn sie ihre Gabe jahrelang versteckt hat, so ist sie doch immer zur Stelle, wenn jemand ihre Hilfe braucht. Dass das nicht unbedingt gut ausgehen muss, hat sie inzwischen auf die harte Tour gelernt und trotzdem ist sie wieder zur Stelle, natürlich auch, um mehr über sich selbst zu erfahren, denn scheinbar hat ihr Vater sie ja ihr Leben lang angelogen. Um mit sich selbst ins Reine zu kommen, ist es wichtig zu wissen, wer man ist und woher man kommt, da hat Sadie noch so einiges aufzuholen. Ihre Mutter schwebt dabei wie eine dunkle Wolke immer über ihr. Überhaupt ist die Stimmung im Buch ziemlich düster, Ambrose Ibsen versteht es perfekt, die bedrohliche Atmosphäre in dem alten Gebäude mit der unschönen Geschichte einzufangen. Ich mag Spukhausgeschichten, mag es, wenn man vollkommen in die Geschichte eintauchen kann, hin und wieder eine Gänsehaut bekommt. Der Autor hatte mich, ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Dann aber tut er etwas, das mich persönlich sehr gestört und aus dieser Gruselstimmung herausgerissen hat. Er versucht es plötzlich mit Humor, zieht das Ganze irgendwie ins Lächerliche und das fand ich verdammt schade, denn für mich passte es einfach nicht.
Abgesehen davon ist die Story großartig und dieser Abstecher wäre absolut nicht notwendig gewesen. Mit Sadie und August hat Ambrose Ibsen zwei Charaktere geschaffen, die man einfach ins Herz schließen muss und gern auf ihrem Ausflug begleitet. Ich kann vollkommen nachvollziehen, wie Sadie sich fühlt, was sie antreibt und finde es immer wieder toll, dass sich sich bei allem, was sie tut auf August verlassen kann, die beiden sind einfach ein perfektes Gespann und auch der Schreibstil passt perfekt. Gäbe es da nicht diese Sache, wäre ich tatsächlich rundum zufrieden gewesen.^^

Wer Geisterhausgeschichten mit Gänsehaut-Feeling mag, ist bei Ambrose Ibsen genau an der richtigen Adresse, das war mir schon nach „Der Spuk in Beacon Hill“ klar. Die Fortsetzung hätte mir sogar noch besser gefallen, wenn …, nun ja, ich hab mich ja darüber bereits darüber ausgelassen. Und so gibt es von mir wieder 4 von 5 Miezekatzen, obwohl diesmal mehr drin gewesen wäre.

01. „Der Spuk von Beacon Hill“
02. „Der Spuk im Rainier Asylum“
03: „Der Spuk von Winslow Manor“

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