„RIP: Albert – möge deine Seele mit mir sein!“ – Gaet’s, Julien Monier

„Dolores glaubte an die Metempsychose … Das ist ein schwieriges Wort. Grob gesagt an die Wiedergeburt der Seele in einem anderen Körper. Der Körper ist mehr als nur eine Hülle für unsere Seele, schrieb sie auf eine Postkarte. …“ (Seite 50)

„Sie hat das Gesicht eines Engels …
Ich hätte sie geküsst, wäre ihr Mund nicht voller Kotze gewesen.
Okay, außerdem war sie auch tot …
Das ging echt nicht.“

Albert ist ein weiteres Mitglied der Putztruppe von Maurice. Als diese zu einem weiteren Auftrag gerufen wird, fühlt er sich sofort zu der Leiche, einem jungen Mädchen, hingezogen und ist seitdem besessen von Dolores, deren Tagebücher er mitgehen lässt. 

Albert ist ein Außenseiter. Aufgewachsen ohne Vater und mit einer Mutter, die Männer hasst und ihren Puppen mehr Beachtung schenkt als ihm, hatte er keinen guten Start ins Leben. Durch einen Unfall seiner Jugend beraubt, landet er bei den etwas anderen Tatortreinigern und ist ohne Frage der Durchgeknallteste von allen. Dass er sich bei einem seiner Arbeitseinsätze in eine Tote verguckt hat, ist aus den vorangegangenen Bänden ja bereits bekannt, jetzt allerdings zeigt sich das wahre Ausmaß seiner Besessenheit. Albert hat die Tagbücher der jungen Frau namens Dolores geklaut und als er darin liest, dass sie an Seelenwanderung glaubt, fasst er einen Plan.
Im Gegensatz zu seiner Auserwählten erfährt man recht wenig über Alberts Vergangenheit, es gibt lediglich eine kurze Zusammenfassung, dafür schaut man ihm sozusagen über die Schulter, während er in Dolores privaten Aufzeichnungen liest und kann sich so ein Bild vom Leben der jungen Frau machen. Auch das ist wenig erfreulich. Zwei gescheiterte Existenzen, irgendwie ist es also kein Wunder, dass er sich zu ihr hingezogen fühlt.
Ich muss gestehen, Alberts makabere Geschichte ist für mich bisher der Höhepunkt der Reihe. Ein wenig neben der Spur liefen bisher ja alle Titelhelden, aber der schwächlich wirkende Protagonist des 4. Bandes stellt sie locker alle in den Schatten. Dabei erinnert er mich irgendwie an Alfred E. Neumann, das Maskottchen von „MAD“, nicht nur vom Aussehen. Albert hat es faustdick hinter den Ohren, auch wenn man ihm das auf den ersten Blick gar nicht zutraut. Für seine Angebetete tut er so ziemlich alles und, wie schon seinen Vorgängern, bekommt auch ihm das nicht besonders gut.

So langsam aber sicher schließt sich der Kreis und man erkennt immer mehr, wie eine Geschichte die anderen beeinflusst, schon allein das macht die Reihe sehr speziell, mal abgesehen natürlich von der düsteren und hoffnungslosen Grundstimmung, die durch die Farbgebung und die recht grob gezeichneten Figuren noch unterstrichen wird. Albert ist genauso unsympathisch und heruntergekommen wie der Rest seiner Kollegen, irgendwie hat das Ganze einen ganz eigenen Charme, für den ich auch diesmal wieder 4 von 5 Miezekatzen vergebe.

01. „Derrick: Ich werde den Tod nicht überleben“
02. „Maurice: Die Fliegen folgen immer dem Aas“
03. „Ahmed: Am richtigen Ort zur falschen Zeit“
04. „Albert: Möge deine Seele mit mir sein“
05. „Fanette: Das Schlechte in der Haut der Anderen“  

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