„Grausamer Hass“ – Andrea Reinhardt

“ … Er genoss den Augenblick, kurz bevor das Chaos über die Klinik hereinbrechen würde. Die Angst der Mitarbeiter war bereits zu riechen. Ihre Nervosität, ihre Hektik, wenn sie erkennen würden, dass die Versuche, Patienten zu retten, scheiterten. Er hatte Macht über dieses Klinikum. … „

»Jeder Patient könnte das nächste Opfer sein.«
Marcel Schweißers Nichte kämpft in einer Klinik gegen eine schwere Erkrankung. Während er und seine Freundin Kim von Angst um Marlene zerrissen werden, häufen sich merkwürdige Zwischenfälle im Krankenhaus. Medizinische Geräte und Anlagen funktionieren nicht richtig, wodurch Patienten sterben.
Die Kriminalpolizei Koblenz geht erst von technischen Problemen und menschlichem Versagen aus, doch bereits am nächsten Tag kommen Zweifel daran auf, denn die Situation spitzt sich dramatisch zu. Noch mehr Menschenleben sind in Gefahr und auch Marlene ringt mit dem Tod.
Tötet jemand gezielt Patienten?

Als seine kleine Nichte nachts keine Luft mehr bekommt und blau anläuft, bringen Marcel und Kim die kleine Marlene ins Krankenhaus, wo sie sofort auf die Intensivstation kommt. Dort teilt sie sich mit der etwas älteren Michelle ein Zimmer.  Bei seinem Besuch stellt er fest, dass es der nicht gut zu gehen scheint, doch die Schwestern reagieren auf seine Meldung nicht. Bis es auch Marlene ganz plötzlich schlechter geht und beide Mädchen ums Überleben kämpfen. Doch die Geräte, an die beide angeschlossen sind, zeigen keine kritischen Werte an. Was also ist hier passiert?

Ausgerechnet in dem Krankenhaus in dem Marcel Schweißers kleine Nichte ums Überleben kämpft, häufen sich merkwürdige Zwischenfälle, die Patienten das Leben kosten. Handelt es sich dabei womöglich um Sabotage? Da Marcel vor Ort ist, kann er auch gleich ermitteln. Was er herausfindet, sorgt für Angst bei der Belegschaft und den Patienten.
Allein schon die Vorstellung, dass man im Krankenhaus, wo einem eigentlich geholfen werden soll, nicht mehr sicher ist, finde ich total beängstigend, vor allem, wenn man wehrlos an Maschinen hängt und auf die korrekten Anzeigen der Monitore angewiesen ist, so wie hier die beiden Mädchen Marlene und Michelle. Und die beiden haben ja noch Glück, denn während die technischen Geräte verrückt spielen, kommt es zu einigen Todesfällen. Was es bedeutet, wenn jemand in einem Krankenhaus Sabotage betreibt, kann man sich als Außenstehender gar nicht vorstellen, denn da geht es nicht nur Beatmungsgeräte, die nicht mehr funktionieren.
Doch Marcel Schweißer wäre nicht Marcel Schweißer, würde er nicht eingreifen, denn natürlich hat er Angst um seine Nichte. Doch handelt es sich hier nur um eine Störung oder gibt es tatsächlich jemanden, der jemanden, der mit dem Leben der Patienten spielt und wenn ja, was treibt ihn an? Die Ermittlungen dazu gestalten sich gar nicht so einfach, denn nicht nur die technischen Ausfälle bereiten Probleme, auch Angestellte wie der von sich selbst überzeugte Dr. Hart machen ihm das Leben schwer, der überhebliche Arzt ist ein wahrer Kotzbrocken. Leider gibt es solche Typen überall und faszinierenderweise sind es genau sie, die beruflich aufsteigen und sich überall durchmogeln, weil keiner etwas unternimmt. Nun könnte man fast meinen, Andrea Reinhardt, die selbst als Kinderkrankenschwester gearbeitet hat und damit natürlich aus dem Nähkästchen plaudern kann, rechnet hier mit ihren Kollegen ab, aber das ist nicht der Fall. Denn neben Hart gibt es eben auch die Krankenschwester, die für die Betreuung der Mädels zuständig ist und die ich, im Gegensatz zu ihm, gleich ins Herz geschlossen habe. Trotz all der Missstände ist im Gesundheitswesen also Hopfen und Malz noch nicht verloren, all den Regeln, Budgets und angesehenen Fachärzten steht immer noch aufopferndes Pflegepersonal gegenüber, dem man auch den entsprechenden Respekt zollen sollte.
Doch zurück zum Buch. Wer die Autorin kennt, weiß, dass sie ihre Leser gern mal auf falsche Fährten lockt und auch hier meint man, den Täter schnell zu kennen, er hat ein Motiv und verhält sich merkwürdig. Aber reicht das auch wirklich aus?

Andrea Reinhardt schafft es mit „Grausamer Hass“ erneut ihre Leser zu fesseln und wer meint, schon früh den Täter zu kennen, wird sich umgucken. Doch das Buch ist nicht nur spannend, sondern auch gut recherchiert, man merkt, dass die Autorin sich in diesem Metier auskennt.
Ich vergebe 4 von 5 Miezekatzen und kann die Marcel Schweißer Reihe nur weiterempfehlen. Obwohl jeder Band sich einem eigenen Fall widmet, würde ich empfehlen mit dem ersten Band zu beginnen, allein schon um die Entwicklung der Charaktere zu verfolgen. 

01. „Verdorbene Brut“
02. „Gefährliche Angst“
03. „Eiskalter Tanz“
04. „Quälende Vergeltung“
05. „Schreiender Schmerz“
06. „Grausamer Hass“

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