“ …Meinst du, Evie hat uns deshalb auserwählt? Die Frauen von Dooling? Weil wir über alle Fähigkeiten verfügen, um eine neue Welt zu begründen? … “
(Seite 28)
Die mysteriöse Krankheit Aurora hat die gesamte Welt erobert, und alle Frauen – abgesehen von ein paar wenigen, die unter Schlafstörungen leiden – sind in endlosem Schlummer gefangen. Tatsächlich wurde ihr Bewusstsein in eine utopische Traumwelt transportiert, wo sie eine eigene Gesellschaft nach ihren Vorstellungen errichten können. Eine Traumwelt, die sie vielleicht nicht mehr verlassen wollen. In Dooling, West Virginia, kämpft der Gefängnispsychiater Clint Norcross derweil darum, die Frau namens Eve Black vor immer verzweifelteren Männern zu beschützen. Eve, die einzige Frau, die noch aufwachen kann, hat jedoch ihre eigenen Pläne: einen Test, der weltumspannende Konsequenzen haben könnte. Stephen und Owen Kings Horror-Roman »Sleeping Beauties« stürmte die Bestsellerlisten, und die grandios umgesetzte Adaption von Rio Youers und Alison Sampson garantiert Gänsehaut ab Seite eins. Was würde passieren, wenn alle Frauen verschwänden? »Sleeping Beauties« liefert eine schauerliche Antwort. Abschlussband der Miniserie
Während rund um die Welt immer mehr Frauen einschlafen und an einem Ort erwachen, an dem sie beginnen, ihr Leben ohne Männer neu zu organisieren, gerät in der realen Welt alles außer Kontrolle. In den Straßen regiert die Gewalt und am Ende stehen sich 2 Gruppen gegenüber: Die, die ihren Agressionen und ihrer Wut freien Lauf lassen und die, die sich bewusst sind, dass so einiges schiefgelaufen ist.
Der zweite Band von „Sleeping Beauties“ setzt da ein, wo der erste aufgehört hat. Fast alle Frauen im Städtchen Dooling schlafen, was zu Chaos führt, denn die Männer dort können nicht mit der Situation umgehen und spalten sich in zwei Lager. Die einen wollen ihre Frauen zurückhaben, während die anderen gewaltbereit durch die Straßen ziehen, die Kokons mit den sich darin befindenden Schläferinnen einfach abfackeln und sich schließlich auf den Weg ins Gedängnis machen, in dem Evie sitzt, die Frau, mit der alles begann …
Stephen und Owen King brechen in ihrem Buch eine Lanze für Frauen, prangern Gewalt und Missbrauch auf King-typische Art und Weise an. Da ist sie wieder, die Kleinstadt mit ihren Geheimnissen, in der 2 Lager an einem wichtigen Ort aufeinandertreffen und eine Entscheidung treffen müssen, wenn man es genau nimmt, sind es sogar 3. Dieses Szenario kennt man aus so einigen Werken von Stephen King, – bei Owen kann ich da nicht mitreden, da ich von ihm noch nichts gelesen habe – und trotzdem funktioniert es zumindest für mich immer wieder. Ein bisschen irritiert es mich hier aber schon, dass Vater und Sohn ihrem Geschlecht scheinbar die Fähigkeit absprechen, allein klarzukommen. Zwar machen sie von Anfang an klar, dass eben nicht alle Männer schlecht oder böse sind, das beste Beispiel hierfür ist der Gefängnispsychiater Dr. Norcross, der sich Sorgen um seine Patientinnen macht und ein Blutbad verhindern will. Ihm gegenüber stehen jedoch sehr zwielichtige Charaktere wie z.B. Frank, für den Gewalt die einzige Lösung zu sein scheint. Beide Seiten wollen etwas von der mysteriösen Evie, die nicht schläft, deren Wunden im Handumdrehen heilen und die als einzige Kontakt zu den schlafenden Frauen hat, die in eine Art Parallelwelt versetzt wurden. Dort kommen sie mit der neuen Situation wesentlich besser klar als die Herren der Schöpfung, schaffen es, zusammenzuarbeiten und sich zu organisieren. Doch auch bei ihnen gibt es „Bewohner“, die egoistische Entscheidungen treffen, ohne den Rest einzuweihen. Natürlich ist aber auch ihre neue Heimat nicht perfekt und so stehen am Ende beide Seiten vor einer Entscheidung, die sie treffen müssen und wieder spielt die geheimnisumwitterte Evie dabei eine entscheidende Rolle. Aber was ist sie? Ein Mensch oder gar eine Göttin, wie einige behaupten? Und welche Rolle spielen die Tiere, die im Laufe der Geschichte immer wieder auftauchen? Ich habe da meine ganz eigene kleine Theorie, die ich hier aber nicht breitwalzen werde. Im Comic wird ihr ja jetzt nicht so viel Aufmerksamkeit gewidmet, ich denke mal im Buch sieht das ein wenig anders aus, und genau deshalb muss ich das unbedingt noch lesen, schon allein um zu schauen, ob meine Vermutung da vielleicht bestätigt wird. Oder widerlegt, wer weiß.^^
Insgesamt fand ich den zweiten Band etwas schwächer als den Vorgänger, vielleicht auch, weil der Ausgang jetzt nicht sonderlich überraschend kommt. Dafür finde ich den etwas groben und ich nenne es mal kühlen Zeichestil von Alison Sampson nach wie vor sehr passend.
Owen und Stephen King haben in „Sleeping Beauties“ viele interessante Figuren erschaffen, allen voran natürlich Evie, außerdem haben beide Stellung zum Thema Gewalt gegen Frauen bezogen. Gleichzeitig lassen sie das vermeintlich schwache Geschlecht in ihrer Geschichte, die irgendwo zwischen Horror und Thriller mit eines Prise Mystik angesiedelt ist, ganz schön hart und brutal zurückschlagen, aber genau das braucht es eben manchmal.
Der Kampf der Geschlechter mag nicht für jeden geeignet sein, mich hat er jedoch gut unterhalten und so vergebe ich auch diesmal wieder 4 von 5 Miezekatzen.
01. „Sleeping Beauties Buch 1“
02. „Sleeping Beauties Buch 2“