„Spuk in Hill House“ – Shirley Jackson

„… Sie tauchte in den Schatten ein, und der Klang ihrer Schritte auf dem Holz der Veranda schien wie ein frevelhafter Anschlag auf die totale Stille, als wäre es schon sehr lange her, da zuletzt Füße über diese Bretter schritten waren. Sie legte ihre Hand auf den schweren eisernen Türklopfer, der ein Kindergesicht darstellte, entschlossen, möglichst viel Lärm zu machen, damit Hill House auch merkte, dass sie da war …“ (Seite 49)

Vier Menschen betreten die alte Villa, die als Hill House bekannt ist. Sie wollen die übernatürlichen Phänomene, die sich angeblich darin ereignen, untersuchen.
Die vier werden etwas Böses erleben, das sich ihrer Kontrolle und ihrem Verstand entzieht. Sie können unmöglich wissen, dass sie von dem Haus selbst angelockt wurden und welche bösen Pläne es verfolgt …

Hill House hat keinen guten Ruf, es wirkt erdrückend, soll Unheil bringen, der perfekte Ort für Doktor Montague, der mit Hilfe der Wissenschaft herausfinden will, was an den alten Geschichten tatsächlich dran ist. Natürlich hat er für Gesellschaft gesorgt, wer will in solch einem alten Gemäuer schon gern allein sein? Seinem Ruf gefolgt sind Eleanor, die bis vor kurzem ihre kranke Mutter gepflegt hat und bisher vom Leben nicht gerade verwöhnt wurde, Theodora und Luke, der zukünftige Erbe des Anwesens, der ein Auge auf die Gäste haben soll.
Eleanor trifft als Erste ein und fühlt sich gleich unwohl, ein Gefühl, dass die anderen mit ihr teilen, auch wenn keiner so recht weiß, warum. Und trotzdem scheint ausgerechnet sie eine besondere Bindung zu dem Haus zu haben…

Spuk in Hill House“, wer kennt die Geschichte nicht?
Und ich meine jetzt die Verfilmungen, nicht die Netflix Serie, denn die hat mit dem Buch gar nichts zu tun und das hat einige Leser wohl auch arg enttäuscht, die mit etwas anderem gerechnet haben.
Ich wusste zwar in etwa, was mich erwartet, bin aber dennoch nicht so ganz zufrieden und das liegt nicht an der Story, obwohl die durchaus etwas zäh ist, denn wirklich viel passiert ja nicht, sondern an den Charakteren. Da sind also vier Leute in einem Haus, in dem merkwürdige Dinge vorgehen, so wirklich zu fürchten scheint sich jedoch keiner, dafür werden die ganze Zeit über total belanglose Gespräche geführt, bei denen ich mich permanent frage, welchen Sinn sie haben.
Während der Doktor und Luke noch zu ertragen sind, nerven mich die Damen mit Themen wie: „Ach, wir beide könnten Cousinen sein“ von Anfang an extrem.
Mal ehrlich, wer kommt in einem Spukhaus zu dem Entschluss, dass man gerne bei der Zimmergenossin einziehen würde, obwohl man sich doch überhaupt nicht kennt? Ja, die beiden Frauen sind völlig gegensätzlich, die eine nicht sonderlich reich und zum ersten Mal in ihrem Leben „frei“, die andere unabhängig und mit beiden Beinen im Leben stehend.
Gleich zu Beginn hat man bei Eleanor so ein merkwürdiges Gefühl, leider wird darauf nie wirklich eingegangen und auch aus dem Doktor werde ich nicht schlau. Bekommt er mit, was mit Eleanor vor sich geht und ignoriert es oder ist er einfach nur blind?
Vielleicht bin ich ja überempfindlich, aber die beiden Damen haben mir das ganze Buch versaut, immer, wenn mal etwas unheimliche Stimmung aufkam, wurde die mit irgendeinem total unpassendem Thema totgequasselt und dabei gibt es richtig schöne, poetische Textstellen.
Natürlich gibt es mehrere solcher tollen Umschreibungen, leider gehen sie neben den mir total unsympathischen Figuren etwas unter und auch der Schluss lässt mich unbefriedigt zurück, bis zum bitteren Ende hab ich darauf gewartet, dass noch etwas passiert, wahrscheinlich bin ich wohl doch auch ein Opfer der letzten Verfilmung, denn dort gibt es tatsächlich Grusel, nicht nur zaghaft angedeutete Geschehnisse.
Was es mit dem immer wieder auftauchenden Satz „Reisen enden, wenn Liebende sich finden.“ auf sich hat, bleibt mir leider auch verborgen, ebenso wie der Draht zu irgendeinem der Charaktere, am sympathischsten ist da wirklich noch die schrullige Haushälterin …

Natürlich habe ich gewusst, dass mich hier Oldschoolgrusel und keine Metzelorgien erwarten, aber ein bisschen Gänsehaut hätte es ruhig sein dürfen, zumal mir „Wir haben schon immer im Schloss gelebt“ von Shirley Jackson ja durchaus gefallen hat, da gibt es eben jene Momente, die hier leider total fehlen. Zum Cover gibt es nicht viel zu sagen, es wurde von Netflix übernommen und ist durchaus stimmig, weckt aber eben auch Erwartungen, die nicht erfüllt werden.
Alles in allem bleiben hier leider nur 2,5 von 5 Miezekatzen und auch wenn ich es ungern zugebe, hier ist man mit den Filmen durchaus besser bedient…

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