“ … Nie hätte ich mir vorstellen können, dass ich noch weiter sinken könnte. In der Haft lernst du schnell die Grundlagen des Überlebens. Nicht auffallen, wie damals als Kind auf dem Schulhof. Die Schule des Lebens für mich armen Schlucker. Das Aas unter den Schmeißfliegen. Der kleine Dicke zum Frustabbau. …“ (Seite 18/19)
„Sie klauen unsere Jobs.
Sie fressen unser Brot auf.
Ein paar aufs Maul, das ist alles, was sie verdienen!
Ich soll mich beruhigen, ja?
wisst ihr, mit wem ihr’s zu tun habt?
Ich bin Eugène.
Der, der mir sagt, was ich tun soll oder nicht, ist noch nicht geboren.“
Eugène lebt bei seiner Mutter in einem heruntergekommenen Wohnwagen, ist unzufrieden mit seinem Leben, ständig gereizt und auf Krawall gebürstet. Seine Kollegen gehen ihm auf den Zeiger, der Job auch, nur Fanette versüßt sein Leben zwar etwas, spielt aber nicht in seiner Liga …
Mit „Eugène“ geht die RIP-Reihe in die 6. und letzte Runde. Nach Fanette, dem sexy Tresengirl ist jetzt der bullige Schläger an der Reihe, der, wie alle anderen auch, sein Leben total verbockt hat. Dabei hätte er vielleicht eine Chance als DJ gehabt, wäre da nicht sein aufbrausendes Temperament, das ihn immer wieder in Schwierigkeiten bringt.
Um eins klarzustellen, wer ein aufmunterndes Buch sucht oder etwas, das Freude am Leben vermittelt, ist hier vollkommen fehl am Platz, das sollte inzwischen klar sein, denn statt Friede, Freude, Eierkuchen gibt es Trostlosigkeit, Depressionen, Versagen und natürlich das Leben, dass den Mitarbeitern des ungewöhnlichen Putztrupps immer wieder ganz miese Karten zuspielt. Mit einem Ring hat in „Derrick“ alles begonnen, mit eben jenem Ring, der die Schicksale der einzelnen Protagonisten miteinander verbunden hat, endet die Geschichte. Der Kreis schließt sich – was für ein Wortspiel, aber nicht, ohne den Leser vorher von verschiedenen Standpunkten aus einen Blick aufs Geschehen werfen zu lassen. Es gibt Rückblicke, ein paar offene Fragen werden geklärt und am Ende bin ich ähnlich verstört wie zu Beginn, aber hey, ich mag das irgendwie, immerhin habe ich 6 Antihelden begleitet, die alle auf ihre ganz eigene Art gescheitert sind. Mehr dazu zu schreiben, würde viel zu viel spoilern und genau deswegen belasse ich es auch dabei. Allerdings möchte ich unbedingt nochmal erwähnen, dass ich die bildhafte Umsetzung hier sehr gelungen finde. Die fast schon scharfkantigen, groben Figuren von Julien Monier und die eher gedämpften Farben haben die düstere Stimmung von Anfang an perfekt eingefangen, eine wahre Freude für mein kleines schwarzes Herzchen.^^
„RIP“ ist böse, trostlos, dreckig und zeigt, was passiert, wie schnell etwas außer Kontrolle geraten kann und alle unaufhaltsam mit in den Abgrund reißt. Hier gibt es keine Freude und erst recht kein Happy End, trotzdem musste ich ab und an grinsen, mein Humor ist halt ganz besonders schwarz und dreckig. Zu sehen, dass andere ebenfalls immer wieder so richtig in die Scheiße greifen, kann eben manchmal auch ein kleiner Trost sein.^^
Wie schon die Vorgänger, bekommt auch der Abschlussband, der die Geschichte zu einem runden Ende bringt, von mir 4 von 5 Miezekatzen
01. „Derrick: Ich werde den Tod nicht überleben“
02. „Maurice: Die Fliegen folgen immer dem Aas“
03. „Ahmed: Am richtigen Ort zur falschen Zeit“
04. „Albert: Möge deine Seele mit mir sein“
05. „Fanette: Das Schlechte in der Haut der Anderen“
06. „Eugène – Alle guten Dinge haben ein Ende“