„Sandman 7: Kurze Leben“ – Neil Gaiman

“ … Es laufen etwa siebzig Menschen auf der Erde herum, zumindest dem Anschein nach Menschen (und auch zeitgenössischen medizinischen Tests zufolge), die lebten, bevor die Erde sich aus Gas und Staub bildete. Wie gut kennen Sie ihre Nachbarn? Ihre Freunde? Ihre Geliebten? … „

In KURZE LEBEN bringt Delirium, die jüngste der Familie der Ewigen,
ihren Bruder Dream dazu, ihren verlorenen Bruder Destruction zu suchen.
Die anschließende Odyssee durch die Wachwelt
und die tatsächliche Begegnung mit Destruction
– ebenso wie Dreams Schlussstrich unter die schmerzhafte Beziehung zu seinem Sohn Orpheus – werden die Ewigen für immer verändern.

Destruction hat sich schon vor vielen Jahren aus seinem „Job“ zurückgezogen und seine Familie verlassen. Delirium vermisst ihren Bruder und will sich auf die Suche nach ihm machen, doch keiner scheint sie begleiten zu wollen. Schließlich lässt sich Dream breitschlagen, wohlwissend, dass seine kleine Schwester bald das Interesse an der Sache verlieren wird. Doch diesmal er hat sich geirrt, denn die denkt gar nicht daran aufzugeben und so steht er schließlich vor einer schwerwiegenden Entscheidung …

Eigentlich könnte der siebente Band der Sandman Reihe auch den Titel „Der Weg ist das Ziel“ tragen, denn diesmal begleitet der Leser Dream und Delirium auf der Suche nach Destruction, der der Familie bereits vor langer Zeit verlassen hat. Ab und an wurde er in den Vorgänger-Bänden bereits erwähnt, doch außer dass er verschwunden ist, erfährt man da nicht viel über ihn. Wie schon Death, die ein sehr mitfühlender und sympathischer Tod ist, entspricht Destruction nicht unbedingt dem Bild, das man im Kopf hat, wenn man an Zerstörung denkt. Im Gegenteil, mich erinnert er irgendwie an den feinfühligen Glen Batemann aus Stephen Kings „The Stand“, der sich über alles Gedanken macht.
Auch die ständig verwirrte, von niemandem so richtig für voll genommene Delirium kann diesmal bei mir punkten. Natürlich ist sie immer noch Chaos pur und manchmal ist es schwierig, ihren Gedankengängen zu folgen, dafür finde ich es genial, wie ihre „Stimmungsschwankungen“ und ich nenne es mal Gedankensprünge bildlich dargestellt werden. Ihre kindliche Aussagen sind, wenn man näher darüber nachdenkt, teilweise sehr tiefgründig. Ein Kritikpunkt sind für mich allerdings nach wie vor Deliriums Sprechblasen, die sich echt schwer lesen lassen.
Und Dream? Anfangs mäßig begeistert, folgt er seiner Schwester nur, um sich von einer gescheiterten Beziehung abzulenken und muss auf seiner Reise einigen sehr unschönen Realitäten ins Auge blicken. Die Zeichen stehen auf Veränderung, ich bin gespannt, wohin die dann führt.
Neil Gaiman schlägt in „Kurze Leben“ einen leicht philosophischen Ton an, der hier sehr gut zum Geschehen passt. Alles hat seinen Preis und wir müssen für uns selbst entscheiden, ob wir auch bereit sind, den zu zahlen …

Für den Road-Trip des Sandmans mit seiner durchgeknallten Schwester gibt es von mir ganz klar einen Daumen nach oben. Auf ihrer Reise treffen die beiden auf eine Menge seltsamer Charaktere, die für mich einen Großteil des Reizes der Geschichte ausmachen. Was das betrifft, kann keiner Neil Gaiman so schnell das Wasser reichen, deswegen vergebe ich auch diesmal wieder 4 von 5 Miezekatzen.

01. „Präludien & Notturni“
02. „Das Puppenhaus“
03. „Traumland“
04. „Die Zeit des Nebels“
05. „Über die See zum Himmel“
06. „Fabeln & Reflexionen“
07. „Kurze Leben“
08. „World’s End“
09. „Die Gütigen“
10. „Das Erwachen“
11. „Ouvertüre“
12. „Ewige Nächte“

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