"Matthew Corbett in den Fängen des Kraken" - Robert McCammon

“ … Er weinte nicht nur wegen dieser Erfahrungen, sondern weil er ein anderer geworden war. Weil er nie wieder zur verlorenen Unschuld zurückkehren konnte und weil die Welt ihn verdorben hatte. Weil er das nicht gewollt hatte, sondern es ihm aufgebürdet worden war. Und sein Weinen wurde zu Schluchzen, einem Schluchzen um den für immer verlorenen Jungen, der Matthew Corbett gewesen war – aus dem nun ein Mann geworden war, ob es ihm nun gefiel oder nicht. Und nicht irgendein Mann, sondern ein Mann, der wusste, was für dunkle Untiere sich unter Steinen versteckten. …“

Wir befinden uns im Winter des Jahres 1703 und Matthew Corbett wird noch immer von den Schatten seines Aufeinandertreffens mit dem berüchtigten Massenmörder Tyranthus Slaughter verfolgt. Als eine Reihe unerklärlicher Explosionen Manhattan erschüttert, sieht sich Matthew mit einem neuen Problem konfrontiert. Irgendwer versucht offenbar sehr nachdrücklich, seine Aufmerksamkeit zu erregen … Hinter diesen Explosionen steckt eine geheimnisvolle Person aus Matthew Corbetts Vergangenheit: der betrügerische Professor Fell. Nicht ohne Grund hat der Professor doch mit einem ganz eigenen Problem zu kämpfen und benötigt Matthews Hilfe. Auf seiner abenteuerlichen Reise zu den abgelegenen Bermudainseln begegnet Matthew Corbett skurrilen Charakteren, wie sie auch einem Roman von Charles Dickens entsprungen sein könnten – dem Riesen Sirki, einem flüsternden indischen Mörder, einem Experten für exotische Tinkturen mit einem Suchtproblem, der wunderschönen wie gefährlichen Aria Chillany und natürlich dem meisterhaften Manipulator Professor Fell höchstpersönlich.

Noch immer bereitet Matthew die Karte mit dem blutigen Fingerabdruck Sorgen, Professor Fell ist nach wie vor hinter ihm her. Allerdings scheint er ihm nicht mehr nach dem Leben zu trachten, denn er schickt ihm Boten. Matthew jedoch weigert sich, den Einladungen Folge zu leisten und so geht in New York ein Gebäude nach dem anderen in Flammen auf und immer steht sein Name am Tatort, was nicht unbedingt zu seiner Beliebtheit beiträgt. Doch der Problemlöser will nicht klein beigeben, so wird er schließlich mit Gewalt auf ein Schiff verschleppt und landet auf der geheimnisvollen Insel von Professor Fell, der einen Auftrag für ihn hat …

Nachdem ich heute „Matthew Corbett in den Fängen des Kraken“ ausgelesen hae und so die Eindrücke noch ganz frisch sind, gibt es auch gleich eine Rezi zum Buch, auch ein paar andere eigentlich längst fällig wären, die kommen dann halt am Wochenende.
Diesmal verschlägt es Matthew weit weg von New York auf eine abgelegene Insel, nicht ganz freiwillig übrigens, wo er endlich Professor Fell gegenübersteht. Ich kann mir nicht helfen, irgendwie musste ich an „James Bond 007 jagt Dr. No“ denken, als Kind fand ich den Film total faszinierend. Aber zurück zu Matthew und seinem Intimfeind. Der hat zu einer Konferenz geladen, zu der sich alle seine wichtigen „Angestellten“ eingefunden habe, ein überaus illustres Völkchen, vom Auftragsmörder bis hin zum Fälscher, die Gruppe ist bunt gemischt und total faszinierend. Vor allem Sirki, Fells persönlichem Handlanger, wird viel Zeit gewidmet, die er auch verdient, denn er ist ein besonders abgebrühter Charakter, genauso wie Fell selbst, die beiden ergänzen sich prima. Aber auch dem Rest der Truppe möchte man lieber nicht begegnen, vor allem nicht im Dunkeln. Robert McCammon schafft es auch hier wieder, seine Figuren lebendig werden zu lassen und an Geschehnisse aus den vorherigen Bänden anzuknüpfen, was ich persönlich großartig finde. Auch Matthews Entwicklung schreitet stetig voran, war er zu Beginn noch der unschuldige Junge, der die Gerechtigkeit in die eigenen Hände nimmt, ist er inzwischen fast eine Art Berühmtheit. Er hat trotz seiner jungen Jahre viel erlebt und erlitten und tief in ihm drin gibt es diese dunkle Seite. Sein wunder Punkt ist nach wie vor Berry, sein weibliches Gegenstück, wild, ungestüm, gerechtigkeitsliebend. Sie pfeift auf Regeln und handelt impulsiv, was ihr fast genauso viel Ärger einbringt wie ihm. Allerdings wird dieses Hin und Her zwischen den beiden langsam etwas nervig, aber zum Glück nimmt es in der Geschichte nicht allzu viel Raum ein.

Ein Haufen unterschiedlichster Verbrecher und mittendrin Matthew, was will das Leserherz mehr. Außerdem geht es diesmal recht blutig zu und es kommt endlich zu einer lange erwarteten Konfrontation, mir bleibt keine andere Wahl als 4,5 von 5 Miezekatzen zu vergeben. Lest die Reihe, sie ist einfach großartig. Mir bleibt jetzt nur noch der letzte auf Deutsch erschienene Band und ich hoffe, es gibt bald Nachschub.