“ … In diesen Geschichten findet sich viel Freundlichkeit, quasi ein Sinn dafür, dass Menschen im Großen und Ganzen der Erlösung wert sind. Wenn man so will, sind sie den Schutz vor dem Sturm wert, den sie im Gasthaus am Ende der Welten finden. Gaimans Figuren sind immer mehr als bloß Käfer, die in einer Blechdose herumkriechen und je nach Laune des Autors aufgespießt oder freigelassen werden…“
Vorwort Stephen King
In Worlds End begegnen sich Reisende aus verschiedenen Zeiten, Mythen und der Fantasie auf der Flucht vor einem Realitätssturm in einem Gasthaus am Ende der Welten. Ganz wie in Chaucers Canterbury Tales erzählen die Reisenden sich Geschichten, während sie auf das Ende des Sturms warten. Sie berichten von Orten, die sie besuchten, und von Dingen, die sie erlebten… und von ihren Träumen.
Auf ihrer Fahrt nach Chicago weicht Brant einem seltsamen Wesen aus, dass ihm vors Auto rennt und kracht in einen Zaun. Das Auto ist Schrott, seine Mitfahrerin Charlene hat eine Kopfverletzung und ist kaum bei Bewusstsein, starke Schneeschauer machen die Lage nicht besser. Charlene ist schwer und er findet den Weg zur Straße nicht. Dann meldet sich eine Stimme in seinem Kopf und sagt ihm, er soll sie zum Gasthaus in der Nähe tragen. So landen beide im „Worlds‘ End“, wo sich seltsame Wesen Geschichten erzählen, während sie darauf warten, dass der Schneesturm draußen nachlässt.
Nachdem die Sandman-Serie bei Netflix zur Zeit hoch im Kurs steht, habe ich mich nun endlich mal dazu aufgerafft, meinen Senf zu Band 8 abzugeben und ja, es könnte ein wenig länger werden.^^
Das Vorwort zu „Worlds‘ End“ stammt diesmal von Stephen King, schon allein das legt die Messlatte für mich verdammt hoch.
Nach einem Autounfall landen Brant und Charlene im Gasthaus am Ende der Welt, dieser Geschichtsstrang bildet die Rahmenhandlung. In der altertümlichen Schankstube treiben sich unter anderem Elfen, Zentauren und Ghule herum, die sich mit Geschichten den Abend vertreiben, Geschichten, die selbst Geschichten erzählen. Jede davon hat einen anderen Erzähler und neben Dream tauchen in ihnen weitere bereits bekannte Charaktere wie zum Beispiel Hob Gadling aus „Puppenhaus“ wieder auf, den ich übrigens besonders interessant finde, denn wohl kein anderer Mensch hat mehr erlebt als er.
Am meisten berührt hat mich persönlich jedoch „Der Goldjunge“. Die Story handelt von Prez, dessen Name eine Abkürzung für seine Berufung ist, er wird der jüngste Präsident Amerikas. Doch der amerikanische Traum ist trügerisch, denn auch in Neil Gaimans Welten existieren Neid und Hass, gibt es Wesen, die andere beherrschen wollen. Das Gegenstück dazu bildet das „Worlds‘ End“, wo alle Kreaturen friedlich den Abend miteinander verbringen, völlig egal, was oder wer sie sind oder woher sie kommen, nicht mal Brant und Charlene als Neuankömmlinge machen sich Gedanken darüber, es ist, wie es ist und so ist es gut. Eine wichtige Botschaft, versteckt zwischen so vielen anderen, genau dafür bewundere ich den Autor. Kein erhobener Zeigefinger, keine mahnende Worte und trotzdem weiß man als Leser sofort worauf er hinaus will und das in einem Comic mit doch relativ geringem Textanteil. Doch auch Bilder sprechen Worte und auch wenn mir nicht immer alle Illustratoren und deren Zeichenstile zusagen, hier fand ich zum Beispiel die Umsetzung von „Eine Geschichte aus zwei Städten“ sehr gewöhnungsbedürftig, so ist es doch das Gesamtbild, was am Ende zählt und das hat mich bisher noch nie enttäuscht. Ich kann mich also Stephen King und seinen lobenden Worten nur anschließen.
Ich muss zugeben, ich mag es, wenn Kurzgeschichten in eine Rahmenhandlung eingeflochten werden, hier beweist Neil Gaiman einmal mehr, was für ein großartiger Erzähler er ist. Die Sandman Reihe ist voller großartiger Figuren, deren Namen man sich nicht alle merken kann, die einem aber trotzdem immer wieder durchs Hirn spuken, zumindest geht es mir so und ich behaupte mal, ich bin damit nicht allein. Gerade die frisch erschienene Netflix-Serie hat mich mit Wehmut an den einen oder anderen zurückdenken lassen. Und auch wenn sie toll umgesetzt ist und bei mir einige Aha-Momente hervorgerufen hat, so lassen einen die Comics viel intensiver in diese Welt abtauchen. Also Leute, wenn ihr die Serie mögt, vergesst nicht, danach zu den Büchern zu greifen. Von mir gibt es für „Worlds‘ End“ auf jeden fall fette 4,5 von 5 Miezekatzen.
01. „Präludien & Notturni“
02. „Das Puppenhaus“
03. „Traumland“
04. „Die Zeit des Nebels“
05. „Über die See zum Himmel“
06. „Fabeln & Reflexionen“
07. „Kurze Leben“
08. „World’s End“
09. „Die Gütigen“
10. „Das Erwachen“
11. „Ouvertüre“
12. „Ewige Nächte“