„Matthew Corbett und der Fluss der Seelen“ – Robert McCammon

“ … Er entwickelte sich in diesem zweiten Akt zu einem der Hauptdarsteller, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung des Skriptes zu haben. Er hatte das Gefühl, sich, ohne es zu wissen, eine Rolle der Charles Town Players angeeignet zu haben. Und er war nicht darüber im Bilde, ob es sich hier um eine Komödie oder eine Tragödie handelte. …“

Matthew Corbett hat einen lukrativen, wenn auch ungewöhnlichen Fall angenommen: Er soll eine schöne Frau zu einem Kostümball eskortieren. Was als angenehme Abwechslung beginnt, verwandelt sich jedoch schnell zu einem Mordfall. Ein sechzehnjähriges Mädchen wurde auf einer der örtlichen Plantagen erstochen, und ihr mutmaßlicher Mörder – ein Sklave – ist in den Schutz der nahe gelegenen trügerischen Sümpfe geflohen … Von einigen Widersprüchen geplagt und entschlossen, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen, schließt sich Matthew Corbett der Jagd nach dem entflohenen Sklaven an. Die Reise führt ihn den »Fluss der Seelen« hinauf, wo etwas aus dem Sumpf beginnt, Jagd auf die Jäger zu machen. Und auch mit Schlangen, Alligatoren, verstoßenen Wilden, mythischen Kreaturen und dem beinahe schon zur Gewohnheit gewordenem menschlichen Verrat muss sich Matthew herumschlagen, bis eine albtraumhafte Konfrontation sein Leben für immer verändern soll.

Mit einem Ball und einer hübschen Frau fängt alles an, doch schon bald muss Matthew feststellen, dass der schöne Schein trügt, denn die junge Dame, die er begleitet ist zwar wunderhübsch, aber alles andere als eine nette Zeitgenossin. Dafür entpuppt sich der ungepflegte, streitsüchtige Mann, der sie anschmachtet als unerwartete Hilfe in einem Mordfall, in den Matthew Hals über Kopf hineinschlittert. Der beschuldigte Sklave ist auf der Flucht und Matthew kennt den Täter, aber wie soll er eine Horde aufgestachelter Männer, denen ein Kopfgeld versprochen wurde, aufhalten?

Schöne Menschen können innerlich verdammt hässlich sein, dafür verbirgt sich in so manchem heruntergekommenem Raufbold ein liebenswerter Kerl, man muss ihn nur auf den richtigen Weg bringen. Das ist eines der ersten Dinge, die der Problemlöser ,und mit ihm natürlich auch der Leser, in „Matthew Corbett und der Fluss der Seelen“ lernen muss. Schöne Dinge blenden oft, das lässt sie begehrenswert erscheinen, bis man einen kurzen Blick hinter die Fassade erhascht. Und so zieht es Matthew statt zum holden Weib, dessen Ehre er verteidigt hat, zu dem heruntergekommenen Schläger, für dessen Blamage er verantwortlich ist. Und wieder einmal beweist er damit Menschenkenntnis, denn Magnus Muldoon mag von erschreckender Statur sein, doch er hat das Herz am rechten Fleck und ist für mich der wirkliche Held des Buches, der eine wunderbare Entwicklung durchmacht. Mehr möchte ich hier allerdings gar nicht verraten.
Wie üblich fesselt mich Robert McCammon von der ersten Seite an. Die Geschichte, die mit einem scheinbar simplen Auftrag beginnt, führt mich von einem Ball auf eine Plantage, von da aus zu e
inem verfluchten Fluss, auf dem hungrige Krokodile noch das geringste Übel sind. Die tote Tochter eines Plantagenbesitzers, flüchtige Sklaven, gewaltbereite Männer, die auf die ausgesetzte Belohnung geiern, sich darauf freuen, Agressionen abbauen zu können und mittendrin Matthew, der zwar noch immer an das Gute glaubt, aber längst ahnt, dass er diesmal auf verlorenem Posten kämpft. Amerikanische Geschichte zum Anfassen mit einer kleinen Prise Mystik, so macht Lesen Spaß. Gerade die Szenen auf und am Fluss wissen zu überzeugen, jedes Geräusch lässt mich zusammenzucken, hinter jeder Flussbiegung kommen neue Schrecken zum Vorschein und wieder einmal frage ich mich, wer ist grausamer, der Mensch oder die Natur?
Einen Kritikpunkt gibt es für mich allerdings, das Ende, denn der Cliffhanger ist wirklich mies und es dauert immer noch ein wenig, bis der neue Band der Reihe erscheint.

Was soll ich noch schreiben? „Matthew Corbett und der Fluss der Seelen“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert, nur das Ende, das ist diesmal wirklich fies. Die Charaktere sind toll ausgearbeitet, sowohl die „Guten“, als auch die „Bösen“, der Schreibstil ist sehr bildhaft und immer wieder habe ich mich gefühlt, als würde ich tatsächlich mit im Boot sitzen und den gruseligen Fluss entlangfahren. Mir bleibt also gar nichts anderes übrig, als wieder 4,5 von 5 Miezekatzen zu vergeben und gespannt auf die Fortsetzung zu warten.
Die Matthew Corbett Reihe ist eine meiner liebsten, ich kann sie euch nur immer wieder wärmstens ans Herz legen.

01. „Matthew Corbett und die Hexen von Fount Royal: Band 1“
02. „Matthew Corbett und die Hexen von Fount Royal: Band 2“
03. „Matthew Corbett und die Königin der Verdammten: Band 1“
04. „Matthew Corbett und die Königin der Verdammten: Band 2“
05. „Matthew Corbett und die Jagd nach Mister Slaughter“
06. „Matthew Corbett in den Fängen des Kraken“
07. „Matthew Corbett und der Fluss der Seelen“

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