„Der Totenarzt“ / „The Death Watcher“ – Chris Carter

“ … »Und diese Monster sind keine Schatten, die sich hinten im Kleiderschrank verstecken. Sie lauern nicht unter dem Bett oder im dunklen Wald. Sie materialisieren sich nicht in deinen Albträumen, und sie kommen auch nicht nur nachts. Nein. Die echten Monster sind uns viel näher, als wir glauben. Sie leben mitten unter uns. …« … “ ( Seite 365-366)

Bei der Autopsie eines Verkehrsopfers entdeckt Gerichtsmedizinerin Dr. Hove etwas Seltsames. Tödliche Wunden unter der Haut, die nicht vom Unfall stammen können. Sie ist auf das Werk eines Serienkillers gestoßen. Unbemerkt und mit enormer Expertise lässt er jeden seiner brutalen Morde wie ein zufälliges Unglück aussehen. Dr. Hove meldet ihren Verdacht Robert Hunter und Carlos Garcia vom LAPD Ultra Violent Crimes Unit. Die Detectives stehen vor einem Problem. Wie ermittelt man in einer Mordserie, wenn die Opfer nicht bekannt sind? Wie fängt man einen Killer, wenn es keinen Tatort gibt? Wie stellt man einen sadistischen Jäger, der ausgesprochen vorsichtig vorgeht? Wie hält man einen Unsichtbaren auf, dessen Existenz nicht zu beweisen ist? 

Das geplante Mittagessen fällt aus, als Captain Blake die beiden Ermittler aufhält und ihnen die Akte einer Autopsie eines Unfallopfers vorlegt, bei Dr. Hove auf einige Ungereimtheiten gestoßen ist. Der Mann weist Verletzungen auf, die untypisch sind und ihm definitiv vor dem Unfall zugefügt wurden. Nur durch einen Zufall ist die Leiche auf ihrem Tisch gelandet, eigentlich sollte sie als Studienobjekt an die Fakultät für forenzische Psychologie gehen.
Gibt es da draußen etwa einen Serienkiller, der die fast perfekte Entsorgung für seine Opfer gefunden hat? Und wieviele Tote gehen inzwischen auf sein Konto? 

Eigentlich habe ich es mir über die letzten Jahre angewöhnt, Chris Carter im Original zu Lesen, da die englische bisher immer vor der deutschen Ausgabe erschienen ist und ich die Hardcover von Simon & Schuster schöner finde als die Ullstein Bücher, außerdem sind sie auch noch signiert.
Diesmal musste ich aber tatsächlich mit dem deutschen Taschenbuch starten, da es zum ersten Mal vor der englischen Auflage erschienen ist und ich natürlich nicht warten konnte. „Der Totenarzt“ ist bei mir also pünktlich am Erscheinungstag. Ein bisschen ungewohnt war es schon, aber ich habe es mir trotzdem nicht nehmen lassen, auch die englische Ausgabe zu bestellen, die trotz des Postweges vor Release hier eingezogen ist. So habe ich die erste Hälfte auf Deutsch und den Rest dann auf Englisch gelesen, das Switchen zwischen den Büchern war absolut kein Problem und funktioniert auch, wenn man kein Englischgenie ist.
Aber zurück zum Buch, auf das uns Chris Carter fast zwei Jahre hat warten lassen und von dem er sagte, es wäre anders als der Rest. Das stimmt und irgendwie auch wieder nicht. Robert Hunter und Carlos Garcia sind die Alten, es wäre auch schlimm, wenn sich da etwas ändern würde, da gerade die Dynamik des ungleichen Duos macht sie so einzigartig. Dennoch ermitteln sie diesmal sehr viel getrennt voneinander, was endlich auch mal wieder Garcia und seinen Sarkasmus in den Mittelpunkt rückt, ich liebe ihn einfach für seine Art. Nicht ganz so typisch ist der aktuelle Fall, denn anders als üblich wird diesmal die Gerichtsmedizinerin Dr. Hove darauf aufmerksam, das mit einer der Leichen auf ihrem Seziertisch etwas nicht stimmt. Die Ausgangssituation ist also eine andere, außerdem setzt Chris hier eher auf die psychologische Komponente als auf Gewalt. Das soll aber keinesfalls heißen, dass der Täter offensichtlich oder gar weniger brutal ist. Außerdem besitzt er überraschend viel Tiefgang, gerade die Rückblicke machen betroffen. Ja, ich kann ihn erscheckenderweise irgendwie verstehen, was mir fast schon ein schlechtes Gewissen macht. Dafür bleibt die Opferzahl überschaubar und ich verstehe, wenn manche Leser die eher ruhigere Herangehensweise etwas irritierend finden. Mich hat das aber überhaupt nicht gestört, im Gegenteil, ab und an tut es gut, mal ein wenig vom üblichen Schema abzuweichen.
Neben Dr. Hove ist da noch jemand, der einen Anteil am neuesten Fall hat, was die Frage aufwirft, ob da vielleicht zukünftig eine „Teamerweiterung“ ins Haus steht. So richtig sicher bin ich mir noch nicht was ich davon halten würde, denn diese Figur ist einerseits etwas sehr eigen, andererseits fand ich sie jedoch unheimlich unterhaltsam und bin jetzt schon gespannt, ob es ein Wiedersehen gibt.
Chris Carter weiß, worüber er schreibt, das merkt man auch hier immer wieder, für mich macht eben genau das neben den liebenswerten Haupt- und Nebenfiguren einen Großteil der Faszination aus, aber auch der flüssige Schreibstil trägt dazu bei. Ihr seht, ich bin erneut begeistert, habe aber ehrlich gesagt auch nichts anderes erwartet und habe auch nach Band 13 noch lange nicht genug von Hunter & Garcia.
In 2 Tagen hab ich das Buch inhaliert und freue mich jetzt auf die einzige Lesung in diesem Jahr in Berlin, Chris, wir sehen uns.^^

Ein typischer Carter und doch auch nicht. Das Ermittlerduo ist liebenswert und clever wie eh und je, der Fall an sich ein wenig anders, aber das macht ihn nicht weniger fesselnd. Mich jedenfalls hat Chris Carter auch diesmal wieder vollkommen überzeugt und bekommt deshalb auch die volle Punktzahl, also 5 von 5 Miezekatzen. Richtig mies ist allerdings, dass ich jetzt wieder eine halbe Ewigkeit auf das nächste Buch warten muss, aber irgendwas ist ja bekanntlich immer.^^ 

01. „Der Kruzifix-Killer“ 
02. „Der Vollstrecker“
03. „Der Knochenbrecher“ 
04. „Totenkünstler“
05. „Der Totschläger“
06. „Die stille Bestie“
07. „I Am Death – Der Totmacher“
08. „Death Call – Er bringt den Tod“
09. „Blutrausch – Er muss töten“
10. „Jagd auf die Bestie“ 
11. „Bluthölle“ 
12. „Blutige Stufen“
13. „Der Totenarzt“

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