„Sandman 10: Das Erwachen“ – Neil Gaiman

“ … »Die Bande der Familie wirken in zwei Richtungen. Sie knüpfen uns zusammen, stützen, helfen uns. Aber sie sind auch eine Fessel, aus der man sich nur mit Schwierigkeiten, vielleicht auch gar nicht befreien kann. Mein verstorbener Bruder ist ein gutes Beispiel. Wären wir nicht verwandt gewesen, hätten wir nichts miteinander zu tun haben wollen und unser beider Leben wäre reicher gewesen. Aber wir waren Geschwister und das war, gelinde gesagt, ein Unglück.« …“

Der König der Träume ist tot – lang lebe der König der Träume! Und nun kommen alte Götter, Freunde und Feinde zusammen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen und sich zu erinnern bei der seltsamsten Totenwache aller Zeiten. Die Echos dieses Todes hallen wider: Sie erreichen einen Mann, der nicht sterben will, und einen chinesischen Weisen, dessen Weg ins Exil ihn durch eine Wüste der Träume führt. Und am Ende seines Lebens erfüllt William Shakespeare seinen Teil einer sehr ungewöhnlichen Abmachung. 

Dream ist tot und sein Nachfolger tritt den Dienst in dem ihm noch unbekannten Reich an, während der Rest der Ewigen und einige von Dreams alten Wegbegleitern eine Totenfeier abhalten und in Erinnerungen schwelgen.
Alles im Leben ist vergänglich, damit muss sich auch Hob auseinandersetzen, während Desire über Familienbande philosophiert.

“ … Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir uns unsere Fallen selbst bauen, dann tappen wir rücklings hinein und geben vor, überrascht zu sein. …“

Ich hab diesmal echt eine Weile überlegt, ob ich meine Rezi so schreibe wir immer, denn wenn man die vorherigen Bände nicht gelesen hat, ist bereits der Klappentext ein fetter Spoiler. Andererseits, warum sollte man ihn lesen, wenn man nicht weiß, was vorher passiert ist? Ihr findet ihn also trotzdem am Anfang, ganz wie immer, und ja verdammt, Dream ist tot und ich werde dies nicht als Spoiler kennzeichnen, denn es steht direkt auf dem Buch.
Eigentlich hatte ich gedacht, ich hab im letzten Band damit abgeschlossen und müsse nicht wieder meine Taschentücher rauskramen, aber weit gefehlt. In „Das Erwachen“ tauchen zu seiner Totenfeier viele Charaktere auf, deren Weg er gekreuzt hat und das weckt Erinnerungen…  Aber erstmal muss sich die Familie darum kümmern, die nötigen Requisiten zu besorgen, während der neue Herr der Träume und Albträume auf die Bewohner seines Reiches trifft. Und was soll ich sagen? Irgendwie mag ich ihn nicht und ich hab keine Ahnung warum. Wahrscheinlich, weil er schon von Anfang an klar macht, dass er anders ist als sein Vorgänger. Ähnlich ergeht es auch Matthew, der die einzige treue Seele im Traumland zu sein scheint, schon allein deswegen hab ich das schwarze Flatterviech ins Herz geschlossen. Der Rabe trauert um seinen Meister, während seine Geschwister nichts wirklich Nettes über ihn zu sagen haben. Zugegeben, Dream war ein arroganter selbstverliebter engstirniger Idiot, der keine Ahnung von Menschen und Gefühlen hatte und den ich des Öfteren am liebsten persönlich erwürgt hätte, aber gerade das machte ihn aus.
Die ersten Geschichten in diesem Band sind sehr emotional, das macht es dem Rest schwer mitzuhalten, dennoch hat jede von ihren ihren ganz eigenen Charme und ihren Platz in dieser Reihe. Auch die bildliche Umsetzung ist wieder sehr gut gelungen
Was bleibt mir noch zu sagen? Ich habe jede einzelne Station dieser Reise genossen, viele der Charaktere werden mir im Gedächtnis bleiben, einfach weil sie etwas ganz Besonderes waren, selbst wenn sie nur einen kurzen Auftritt hatten. Neil Gaiman hat einfach ein Talent für epische Geschichten und bevor ich mich ganz aus dem Reich der Träume verabschieden muss, bleiben mir ja noch 2 Bände, in denen sich hoffentlich genauso viele Lebensweisheiten und wundervolle Zitate verstecken.

Auch der offizielle Abschluss der Reihe, die beiden später erschienen Bände lasse ich jetzt mal außen vor, hat mich wieder vollkommen überzeugt und sogar ein bisschen wehmütig gestimmt. Ich werde Dream, Death, Desire und Delirium auf jeden Fall vermissen. Mal schauen, vielleicht werde ich irgendwann mal zu den Ablegern wie „The Dreaming“ greifen, aber ich befürchte, Neil Gaimans Geschichten sind da nicht zu toppen. Aber so rein interessehalber …^^
Und ja, ich weiß, ich wiederhole mich, aber ich kann „Sandman“ nur allen wärmstens ans Herz legen, diese Serie bietet so viel und ist auch nach all den Jahren immer noch aktuell. Von mir gibt es dafür 4,5 von 5 Miezekatzen und ein paar verdrückte Tränchen.

01. „Präludien & Notturni“
02. „Das Puppenhaus“
03. „Traumland“
04. „Die Zeit des Nebels“
05. „Über die See zum Himmel“
06. „Fabeln & Reflexionen“
07. „Kurze Leben“
08. „World’s End“
09. „Die Gütigen“
10. „Das Erwachen“
11. „Ouvertüre“
12. „Ewige Nächte“

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